Cover des Buches Das Schicksal ist ein mieser Verräter (ISBN: 9783423086417)
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Rezension zu Das Schicksal ist ein mieser Verräter von John Green

Manche Unendlichkeiten sind größere als andere

von danuzza vor 10 Jahren

Kurzmeinung: Eine herzergreifende Geschichte für alle, die jemals „für immer“ geliebt haben

Rezension

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danuzzavor 10 Jahren
„Man kann sich nicht aussuchen, ob man verletzt wird auf dieser Welt, alter Mann, aber man kann ein bisschen mitbestimmen, von wem. Ich bin glücklich mit meiner Wahl.“ (S. 333)

Ich wollte meine Rezension mit einem Zitat beginnen, woraus es deutlich wird, was dieses Buch wirklich ist: Eine Hymne auf das Leben und auf die Liebe, jenseits der Krankheit, jenseits des Todes. Die Handlung ist schnell erzählt: Hazel und Augustus sind krebskrank. Sie lernen sich in einer Selbsthilfegruppe kennen und verlieben sich ineinander, obwohl ihre Beziehung keine Zukunft haben kann, obwohl ihre Tage von vornherein eigentlich gezählt sind. Was folgt ist eine tiefsinnige, herzergreifende Geschichte, die keinen Leser unberührt und kein Auge trocken lassen kann.

Doch war für mich das Tollste an diesem Buch nicht die mitreißende Erzählung des hoffnungslosen Schicksals der Hauptdarsteller, sondern die feine, höchstsensible Darstellung der Entstehung einer Teenager-Liebe. Die ersten schüchternen Annäherungsversuche („Ich hatte mich auf die Ecke seines ungemachten Betts gesetzt. Ich wollte ihn nicht anmachen oder so; aber langes Stehen erschöpfte mich einfach.“, S. 38); das Austauschen des „Lieblingsbuchs“ als erste intime Geste (ich habe auch mit meinen Freunden immer Lieblingsbücher ausgetauscht, um etwas von mir preiszugeben, ohne zu offen zu sein); die ironische Sprache als Selbstschutz („Hazel Grace“, sagte er, und aus seinem Mund klang mein Name neu und besser. „Es war wirklich ein großes Vergnügen, deine Bekanntschaft zu machen.“ „Dito, Mr Waters“, sagte ich. Ihn anzusehen machte mich verlegen. Mit der Intensität seiner wasserblauen Augen konnte ich nicht mithalten, nie.“, S. 44); die ersten SMS und Telefonate, bei denen der Abschied so schwer fällt („Ja, tu das“, sagte ich, und es klickte in der Leitung, ohne dass er noch ein Wort sagte.“, S. 61; „Klar“, sagte ich und legte auf.“, S. 63; „Okay“, sagte er nach einer Ewigkeit. „Vielleicht wird ‚okay‘ unser ‚für immer‘“. „Okay“, sagte ich.“, S. 82)… Dieses Buch erzählt zwar die dramatische Geschichte zweier Krebskranken, jedoch besitzt es eine weitere, universelle Ebene, die in der feinfühligen Beschreibung einer Jugendliebe besteht, die nie pathetisch oder kitschig wird. So schafft es der Autor, trotz einer schwerwiegenden Thematik eine Geschichte zu erzählen, die für jeden Leser großes Selbsterkennungspotenzial bereithält und nie erdrückend wird.

Dies soll nicht den trügerischen Eindruck erwecken, der Autor würde die Aussichtslosigkeit der Lage der Hauptdarsteller und ihre Krankheit schön reden: Niemals verweilt sein Blick selbstgefällig auf ihrem Leiden, keine falsche Hoffnungen werden ihnen angeboten, Schläuche, Schleim, trostlose Notstationen und jegliche nutzlose Therapien werden nie verdrängt, auch die Kritik an die leere Rhetorik des Mitleids und der Trauer finden in diesem Buch Platz. Umso stärker erscheint deshalb seine Botschaft, dass jedes Leben, egal wie kurz und schmerzhaft, lebenswert ist: „Ich kann dir nicht sagen, wie unendlich dankbar ich für unsere kleine Unendlichkeit bin. [..] Du hast mir mit deinen gezählten Tagen eine Ewigkeit geschenkt, und dafür bin ich dankbar.“ (S. 278)

Ich kann dieses Buch nur wärmsten empfehlen, und zwar allen, die mindestens einmal im Leben „unendlich“ geliebt haben.
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