Von dem Roman habe ich ehrlich gesagt nicht viel erwartet. Ich dachte, es handelt sich dabei wieder um so einen typischen Bestseller, der viel verspricht, nichts hält und mich am Ende nur verärgert. Daher dachte ich mir, für die Prüfungsphase reicht es ja, da braucht mich ein Buch nicht fesseln.

Doch als ich anfing zu lesen, merkte ich schnell: diese Geschichte lässt mich nicht so schnell los. Innerhalb von zwei Tagen habe ich das Buch durchgelesen. Was ich in dieses zwei Tagen erlebt habe, war unglaublich. Meine ganze Gefühlswelt wurde einmal komplett auf den Kopf gestellt. Ich habe gelacht, ich habe geweint, ich habe mit Lou geliebt und gelitten, habe mit Will gehofft, habe mich über ihn geärgert und gleichzeitig gelernt, ihn zu verstehen - es war wirklich eine aufregende Zeit.

Lou und Will sind mir von Beginn an sofort ans Herz gewachsen. Sie sind Personen, wie man sie im richtigen Leben treffen könnte und doch irgendwie einmalig. Allen voran Will. Obwohl er im Rollstuhl sitzt, kommt er trotzdem als vollwertiger und höchst interessanter Mann rüber. Er ist viel mehr als der „Tetraplegiker" - er ist ein Mann, mit dem man gerne mehr Zeit verbringt und das merkt auch Lou. Es ist wirklich schön, den beiden dabei zuzuschauen, wie sie Zeit miteinander verbringen und wie sich gegenseitiges Interesse immer mehr in Zuneigung und schließlich zu Liebe entwickelt. Für mich sind sie Charaktere, die ich so schnell nicht wieder vergessen werde.

Aber auch die anderen Charaktere mochte ich sehr, auch wenn sie sich untereinander nicht immer mochten. Sie alle hatten ihre Stärken und Schwächen, ja, sie alle waren regelrecht einzigartig und klar voneinander zu unterscheiden. Ihre Beweggründe waren meiner Meinung nach stets nachvollziehbar und ich bin froh, sagen zu können, dass ich auf keinen Charakter gestoßen bin, der mir die Geschichte versalzen hat.

Der Sprachstil von Jojo Moyes ist herrlich zu lesen: leicht und flüssig lesbar, dennoch aber sehr gefühlvoll und nicht eintönig. Ein wunderbares Lesegefühl.

Die Thematik, die Jojo Moyes da aber ausgesucht, ist nicht sehr einfach. So „locker leicht" es bis jetzt klingt, ist die Geschichte keineswegs. Hätte ich geahnt, dass es in dem Buch um Sterbehilfe geht, hätte ich mir wohl vorher überlegt, ob ich das Buch in der Prüfungsphase lese oder lieber hinterher.
Denn was ich über meine Gefühlswelt erzählt habe, ist keineswegs untertrieben. Die letzten paar Seiten habe ich nur noch durch einen Tränenschleier gelesen und nach Beenden des Buches hat es noch eine halbe Stunde gedauert, bis ich endlich wieder „etwas sehen konnte". Den ganzen restlichen Abend konnte ich nur noch an die Geschichte denken. Selbst jetzt ist mir die Geschichte noch sehr präsent.

Doch trotz meines Gefühlsausbruchs am Ende kann ich nur sagen, dass das Buch wirklich grandios war. Lou und Will haben mich auf eine Reise mitgenommen, die ich so schnell nicht wieder vergessen werde.

Inwiefern diese Geschichte glaubwürdig bezüglich des Umgangs mit einem Tetraplegiker ist, kann ich nicht sagen. Anhand einiger anderer Rezensionen bei Amazon gehe ich aber davon, dass die Geschichte in Abschnitten wohl beschönigender ist als die Realität - wobei mir die Schwierigkeiten im Umgang mit einem Menschen, der sich nicht mehr bewegen kann, aber durchaus klar geworden sind.

Und im Grunde ist die Geschichte ja keine Dokumentation über das Leben mit einem Tetraplegiker oder den Umgang mit Sterbehilfe - sondern einfach eine herzergreifende Liebesgeschichte, die einen so schnell nicht mehr loslässt.