Cover des Buches Ein ganzes halbes Jahr (ISBN: 9783499267031)
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Rezension zu Ein ganzes halbes Jahr von Jojo Moyes

Traurig, witzig, emotional – wie das wirkliche Leben

von JulesBarrois vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Ein Buch, das emotional tief berührt und dich zwingt, den Sinn Lebens zu hinterfragen.

Rezension

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JulesBarroisvor 9 Jahren

Louisa Clark, genannt Lou, führt ein unauffälliges Leben in der alltäglichen Langeweile einer englischen Kleinstadt. Doch Lou wäre nie auf die Idee gekommen, etwas an ihrem Leben zu ändern, wenn sie nicht ihren geliebten Job in einem Café verloren hätte. Bei der Suche nach Arbeit gerät sie in eine Situation, die ihr komplettes Leben verändert.

Lou wird angestellt, um sich um Will Traynor zu kümmern. Will ist seit einem Unfall Tetraplegiker. Er kann sich nicht bewegen, während er bei vollem Verstand ist. Was Lou nicht weiß: Will hat seiner Familie ein Ultimatum gestellt: ein halbes Jahr hat seine Mutter Zeit, ihn vom Leben zu überzeugen. Wenn ihr das nicht gelingt, hat sie ihm Hilfe zum Sterben versprochen.

Und Lou wird Teil dieses Plans, zunächst ohne es zu wissen. Innerhalb ihrer Dienstzeit, innerhalb eines ganzen halben Jahres, kommen die beiden sich nah, physisch wie psychisch.

Sie informiert sich über Möglichkeiten und Wege, Wünsche und Ziele, Gefühle und Gedanke, über alles, was eine Tetraplegie anders oder schwieriger macht, einzig mit dem Ziel, Will umzustimmen.

Als sie ihm schließlich ihre Liebe gesteht und ihm die Zukunft schildert, wie sie sie sieht, mit all den Dingen, die sie für ihn und für sich tun will, bittet er sie um etwas, das ihre ganze Welt auf den Kopf stellen wird.

Die Kernaussage ist: Wenn du ihn liebst, lass ihn los! Hört sich traurig an - ist es auch. Aber die Tatsache, dass er sich freifühlen kann und sie sich endlich selbst gefunden hat, lässt einen darüber hinwegsehen, dass es nicht das übliche Happy End gibt.

Das Buch ist mehr als eine Liebesgeschichte unter erschwerten Bedingungen. Es geht um etwas weitaus wichtigeres als um Freundschaft oder Liebe. Es geht um das Leben, um den freien Willen, um Entscheidungen und das Sterben. Um das, was die Menschen ausmacht und die Dinge, die der Geist will und der Körper einem verwehrt. Es geht um Zwischenmenschlichkeiten, die tiefer gehen als Ozeane und um die Bitte, die für den einen das Größte und für den anderen das Schrecklichste bedeuten.

Nach einer kurzen Einführung und netten Erläuterungen gewinnt das Buch immer mehr an Fahrt und wird richtig packend, voller Überraschungen und unerwarteter Wendungen. Jo Jo Moyens schreibt sehr emotional, ohne aber irgendwo kitschig zu werden, einfühlsam und humorvoll, mit sanften Worten. Die Sprache ist eher einfach gewählt, gleichzeitig wird aber auf einem sehr hohen Niveau erzählt und jedes Wort mit Bedacht gewählt.

Ein Buch, das emotional tief berührt und dich zwingt, den Sinn Lebens zu hinterfragen. Jo Jo Moyens hat die ethisch hochaktuelle Frage der Sterbehilfe sehr sensibel thematisiert. Man kann sie nicht pauschal beantworten. Die wundervolle, jedoch durchaus realitätsnahe Geschichte regt an, über das eigene Sein und die persönlichen Grenzen des Erträglichen nachzudenken.

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