Rezension zu "Hiermit trete ich aus der Kunst aus" von Joseph Beuys
Joseph Beuys – Da kamen mir direkt die Kojote-Aktion, die 7000 Eichen in Kassel, der Stuhl mit Fett, die Fettecke und die Beuys-Badewanne in den Sinn. Und die zwei letztgenannten haben die gern aufgeworfene Frage "Ist das Kunst oder kann das weg?" tatsächlich am eigenen Leib spüren müssen... 🙈
Aber was war für Beuys Kunst? Warum erweiterte er den traditionellen Kunstbegriff ("Alles ist Kunst.")? Weshalb arbeitete er gerade mit solch banalen Materialien wie Filz, Honig und Margarine? Sein legendärer Spruch „Hiermit trete ich aus der Kunst aus!“ ist als Absage an eine Kunst, die sich als elitär verstand und zelebrierte, zu verstehen. Für ihn war JEDER Mensch ein Künstler, dessen kreatives Potential es freizusetzen galt, um gemeinsam eine freie Gesellschaft zu erschaffen.
Insbesondere hat mich seine Idee der "Sozialen Plastik", die ebenfalls in den Texten erklärt wird, fasziniert. Kunst sollte mit allen Sinnen und vor allem mit dem Geist erlebbar sein, sollte (Zukunfts-)Fragen provozieren und zum Denken und Mitmachen ermuntern.
In dem Buch mit seinen 25 recht unterschiedlichen Texten, wie Vorträgen, Aufzeichnungen und Gesprächen, klingen viele beuyssche Themen und Thesen an. Es lässt einen tief in seine Ideen eintauchen.
Beuys – Ein charismatischer, undurchsichtiger Mensch, an der eigenen Mythenbildung sicherlich nicht ganz unbeteiligt, inspirierend, provokant, verehrt, gehasst, umstritten. Am 12. Mai wäre Beuys 100 Jahre alt geworden.
Für jeden, der wissen möchte, wer der Mensch hinter dem für ihn typischen Hut und der Anglerweste war und wie seine Auffassungen von Kunst und Leben waren, eine interessante und anregende Lektüre.