Rezension zu „Sterben kommt nicht in Frage, Mama!“ von Judith End
Rezension zu "„Sterben kommt nicht in Frage, Mama!“" von Judith End
von mollymoon
Rezension
mollymoonvor 13 Jahren
Zum Glück ist mir bisher die Diagnose "Brustkrebs" oder überhaupt "Krebs" erspart geblieben. Ich habe die allergrößte Hochachtung vor Judith End, wie sie mit dem Schicksalsschlag umgeht und alles meistert. Mit 25 Jahren hat sie erfahren, dass sie einen bösartigen Tumor in der Brust hat. Zu dieser Zeit ist sie alleinerziehende Mutter von Tochter Paula und studiert. Es ist auf keinen Fall ein Bericht, der nur auf die Tränendrüsen drückt. Sicher kann man sich die eine oder andere Träne nicht verkneifen. Dieses Buch macht Mut. Wäre ich in der gleichen Situation, kann ich mir vorstellen, dass ich mir ähnliche Gedanken machen würde, wie Judith End sich gemacht hat. Als ihr allmählich klar wird, was alles auf sie zukommt - Operationen, Chemotherapie, Bestrahlungen und auch scheinbar banale Dinge, wie Haarverlust, sorgt sie sich in erster Linie um ihre Tochter Paula. Das ringt Einem schon mal so manche Träne oder auch ein Lächeln ab. Judith End erklärt Paula den Krebs, was er anrichten kann und verschweigt auch nicht, was im schlimmsten Fall passieren kann. Sehr nahe gegangen ist mir auch die Beziehung zu Jörn. Soll sie seine Liebe annehmen? Jörn schnekt Judith sein Herz, möchte mit ihr durch alle Höhen und Tiefen gehen, für Paula ein guter Vater sein, aber sie kann seine Liebe nicht annehmen und erwidern, verlässt ihn leztendlich. Als Jörn eine neue Freundin hat, wird Judith bewusst, dass sie Jörn schmerzlich vermisst. Doch dann ist es zu spät für die Liebe. Fast fassungslos war ich am Anfang des Buches, als eine Ärztin, ein Jahr zuvor nur eine gutartige Zellveränderung in der Brust festgestellt hat, was nicht weiter schlimm war und deshalb eine Mammografie überflüssig machte. Genau die gleiche Ärztin (was mag Einem da durch den Kopf gehen?) wertet Tests mit Judith End aus, nachdem die grausame Diagnose schon feststand, erkennt scheinbar die frühere Patientin, findet jedoch kein Wort des Bedauerns für den schlimmen Irrtum von vor einem Jahr. Ebenso erschreckt hat mich die Gefühlskälte bei Ärzten und Pflegepersonal, zumindest bei Beginn der Untersuchungen. Das mag zwar die Routine mit sich bringen, jeden Tag soviel Elend, härtet vielleicht ab, so kann man aber nicht mit Patienten umgehen, die vor Angst, Unsicherheit, Wut usw. weder Aus noch Ein wissen. Eine kleine liebevolle Geste oder ein paar tröstende Worte wirken da manchmal Wunder. Nach den ganzen Behandlungen beendet Judith End schließlich ihr Studium mit sehr gut, laut Klappentext arbeitet sie auch in Hamburg. Eine abschließende Untersuchung nach vielen Ängsten hat ergeben, dass der Krebs nicht zurück gekommen ist. Ich wünsche Judith End und ihrer Tochter eine glückliche Zukunft und möge der Krebs für immer besiegt sein. Ergänzung: Ein Satz, der es mir ganz besonders angetan hat: "Solange ich lesen kann, bin ich lebendig" (S. 195)