Cover des Buches Angsthauch (ISBN: 9783548283326)
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Rezension zu Angsthauch von Julia Crouch

Mitgerissen in den Wahnsinn

von marcelloD vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Gefangen im Wahnsinn!

Rezension

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marcelloDvor 9 Jahren
"Angsthauch" handelt von Rose, die nun endlich mit ihrem Mann und den beiden Töchtern ein glückliches Leben in einem beschaulichen englischen Ort führt. Da meldet sich ihre Jugendfreundin Polly, deren Mann verstorben ist und die nun mit ihren zwei Söhnen nicht weiß wohin. Rose gewährt ihnen Unterschlupf, ohne zu ahnen, dass es ihr Leben vollkommen auf den Kopf stellt. Es häufen sich merkwürdige Zufälle und ehe Rose sich versieht, muss sie um das Leben ihrer Familie und vor allem um ihren eigenen Verstand Sorgen machen...
"Angsthauch" beginnt gemächlich. Es gibt keinen Prolog, stattdessen erfährt man zunächst die Ausgangslage und man lernt Rose und ihre Familie kennen. All diese Informationen sind für den weiteren Verlauf natürlich von Bedeutung, aber man merkt als Leser doch, dass man sich durch die ersten Seiten eher quälen muss. Mit Pollys Auftritt in die Familie beginnt jedoch der Horror. Thriller meint bei "Angsthauch" nicht, dass man vor Spannung an den Nägel knabbert oder sich vor Ekel einen Eimer herbeiwünscht, hier geht es wirklich um PSYCHOthriller. Man ahnt ab einem bestimmten Punkt im Buch, was passieren wird und es macht einen wahnsinnig.
Als dieser Punkt erreicht war, habe ich dieses Buch regelrecht in mir aufgesogen. "Angsthauch" braucht keine sympathischen Figuren, mit denen man mitfühlen kann, es braucht auch keine Logik, so dass man als Leser alles wunderbar nachvollziehen kann. Es braucht einfach nur perfekt erzählten Psychoterror, der einen sich selbst vergessen lässt. Und das liefert Julia Coruch zu großen Teilen meisterlich ab. Man spürt immer mehr, wie die Katastrophe näher kommt, man will Rose warnen, sie schütteln und sie und ihre Kinder in einen Konkon packen, damit ihnen nichts passieren kann. Irgendwann merkt man, wie Rose beginnt den Verstand zu verlieren und man merkt als Leser, wie man es ihr gleich tut. Man ist sich nicht mehr sicher, ob man von der Autorin geschickt reingelegt wird und Rose sich wirklich alles nur einbildet. Man beginnt selbst Pläne zu entwickeln, wie diesem Horror zu entkommen ist. Man ist wirklich ein Teil der Geschichte!
Und dann kommt das Ende und man wacht unsanft aus einem Traum auf. Irgendwie hat man sich eine andere Lösung erhofft und andererseits muss man akzeptieren, dass es für den ganzen Verlauf der Geschichte vielleicht die logische Entwicklung war. Aber ich war dennoch ernüchtert und dadurch fielen mir auch innerhalb der Geschichte einige Aspekte auf, die mich letztlich etwas gestört haben, die aber beim tatsächlichen Lesen gar nicht auffallen, weil man so gefangen ist.
Ich hatte zwar gesagt, dass man für so eine Geschichte keine sympathische Protagonistin gebraucht hätte, aber doch war man stets auf ihrer Seite, der liebenvollen Mutter, die nur ihre Familie schützen will. Aber gegen Ende verliert man den Zugang zu ihr. Man erkennt ihre Fehler und man erkennt, dass sie zumindest eine Teilschuld am Geschehen hat und dass sie das Ende damit vielleicht genauso verdient hat.
"Angsthauch" ist ein Psychothriller, der sich diesen Namen nach seinen ersten 100 Seiten vollkommen verdient hat. Die Geschichte ist wie ein Wirbelsturm, von dem man mitgerissen wird und bei dem man den Verstand verliert. Er geht wirklich an die Psyche und schafft damit ein Erlebnis, das man nicht so schnell vergisst. Am Ende wird man etwas unsanft wieder geerdet und man beinnt einige Handlungsstränge anzuzweifeln, aber letztlich zeigt dies auch nur, dass dieses Buch einen nicht mehr loslässt. Da die ersten 100 Seiten einen schon dazu verleiten könnten, dass man nicht mehr weiterlesen will, gibt es nur vier Sterne, aber die restlichen 400 Seiten wäre die fünf Sterne wert!
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