Rezension zu "Mein Akku ist gleich leer: Ein Chat von der Flucht" von Julia Tieke
Stinksauer, fühle mich veräppelt! Das Buch beginnt mit dem ersten Kapitel bei 2 %. Zwischen den Text sind alle paar Seiten kleine Fotos gesetzt, die auf ein s/w Reader nicht zu erkennen sind. Das Buch ist in Kapitel eingeteilt. Nach genau 50 % kommt der Epilog mit 2 Sätzen. Ende. Der Rest des eBooks ist Werbung! Für 30 Seiten Werbung auch noch Geld bezahlt? Rechnet man die halben Seiten nach Kapitelende runter und die Fotos, kommt man vielleicht auf 20 Seiten Text. Nach nicht mal 15 Minuten hatte ich das Buch durchgelesen. Ein Wort an den Verlag: Normalerweise sehe ich mir die Werbung für weitere Bücher an, sind in der Regel zwei bis sechs Bücher. Garantiert sehe ich mir keine 30 Seiten an! Und weil ich mich in der Seitenzahl betrogen gefühlt habe, erst recht nicht!
Nun zum Inhalt. Hier hatte ich etwas Neues erwartet. Leider ist die Kommunikation nicht ergiebig. Faiz lebt im Wald in Mazedonien, die Mücken plagen ihn, er hat Angst vor der Polizei, Angst abgeschoben zu werden. Er will weder Mitleid noch Hilfe, marschiert weiter. Ein paarmal wird er erwischt, kommt in den Knast für ein paar Tage, versucht es wieder, wird nach Mazedonien abgeschoben. Im Epilog erfährt man: Er lebt heute in Deutschland.
Die Idee, die Kommunikation mit einem Flüchtling niederzuschreiben, fand ich großartig. Die Hilflosigkeit auf der einen Seite, mitzuerleben, was der andere durchmacht, während man selbst feiert und der andere wahrscheinlich hungert. Faiz jammert nicht groß, will keine Hilfe, kommuniziert nur kurz, im Wald gibt es keinen Akku. Es gibt die eine oder andere Passage, die interessant ist in diesem Buch. Es gibt aber massig ähnliche Aufzeichnungen von Kommunikation überall im Netz, die wirklich an Nieren gehen.
Jedes Interview mit Flüchtlingen in Zeitungen bringt mehr Information darüber, was Flüchtlinge durchmachen müssen, welche Strapazen sie durchleben, wie sie unterwegs behandelt werden. Hier las ich nichts, was man nicht schon bekannt ist, emotional konnte mich diese Kommunikation auch nicht berühren. Es gibt gute Berichte und Texte. Der ist es für mich nicht.
Nein Freunde, das Buch geht zurück! Nicht für den Text, sondern für Seitenzahl, fühle mich als Leser betrogen!