Rezension zu Verheißung - Der Grenzenlose von Jussi Adler-Olsen
finster, humorvoll, Olsen
von SeilerSeite
Rezension
SeilerSeitevor 8 Jahren
In seinem sechsten Fall im Sonderdezernat Q geht es für Carl Mørck auf die kleine dänische Insel Bornholm. Dort befasst er sich mit dem siebzehn Jahre alten Fall seines Kollegen Christian Habersaat, der sich aus Resignation und Verzweiflung über die Unlösbarkeit des Verbrechens das Leben nahm. Der sympatisch-grummelige Mørck muss nun wider Willen "auf eine Insel […] fahren, deren Spezialität Räucherfisch war und die näher an Polen, Schweden und Deutschland lag als an Dänemark". (S.11) Die ungeliebte Arbeit wird aber bald zu einer brisanten Mischung aus dunklen Details von Habersaats Vergangenheit, viel zu vielen Tatmotiven ohne wirklichem Verdächtigem und, wie man es von Adler Olsen schon kennt, einem Wettlauf gegen die Zeit. Unterstützt wird der notorisch schlechtgelaunte Kommissar von seinem Team, das auch schon aus den andern Bänden bekannt ist: Der immer freundliche Assad, der die Geschichte durch seinen speziellen Humor bereichert, und als Carls ausgelagertes Gewissen natürlich Rose. Glücklicherweise ist in dem Buch nicht halb so viel Esoterik enthalten wie die Werbetexte es vermuten lassen. Zwar führen letztendlich alle Wege in das "Zentrum für die Vereinigung von Mensch und Natur" von Atu Abanshamash auf Öland, und die Geschehnisse dort bilden einen eigenen Erzählstrang. Doch die Verbindungen zu den Personen dort werden so gut in das Gefüge der Ermittlungen eingebunden, dass immer noch der Mordfall an Alberte Goldschmid im Zentrum der Aufmerksamkeit steht und nicht der Sonnenkult eines sonderbaren Gurus. Wie man es ebenfalls aus früheren Fällen von Carl Mørck kennt, gibt es auch hier zwei Erzählfäden, die in unterschiedlichen Zeitebenen beginnen und sich am Ende zusammenfinden. Apropos Ende: Neben dem unerwarteten Tod einer Frau und dem unerwarteten Überleben einer anderen Frau bietet Adler Olsen seinen Lesern ebenfalls einen unerwarteten Schuldigen und einen unerwarteten Unschuldigen, alles in allem also wieder einmal einen turbulent-rasanten Schluss. Dazu kommt noch eine gehörige, aber nicht übertriebene Portion nordischen Humors, der den Leser selbst in blutigen Szenen wider Willen schmunzeln lässt. Der sechste Band von Carl Mørck und seinem Team aus dem Sonderdezernat Q bietet also wieder einen spannenden "unlösbaren" Fall, lustige Sprüche, undurchsichtige Charaktere und viel, viel Dänemark.