Rezension zu "Kommissar Jennerwein darf nicht sterben" von Jörg Maurer
Kommissar Jennerwein macht Urlaub, ohne Team und außerhalb vom Kurort mit dem Bindestrich soll er abschalten und Kraft tanken. Doch kann er das und vor allem - will er es? Wassertreten statt Ermittlung – nein so funktioniert die Welt von Hubertus Jennerwein nicht. Fast zwanghaft führt jede Begegnung zu einer kriminalistischen Analyse, sieht der Kommissar in jedem einen potenziellen Täter. Dabei schwebt er selbst in größter Gefahr, haben sich doch alle von ihm verknackten Kriminellen zusammengetan, die Spendenbüchse herumgereicht und den TOP Killer ever engagiert, um Jennerwein ein für alle Mal aus dem Weg zu räumen. Und dann ist da noch dieser mysteriöse Koreaner, der als Vertreter eines international agierenden Konzerns, welcher mittels hochentwickelter KI alles und jedes produziert, den Kommissar für die Suche nach einem abgängigen Mitarbeiter gewinnen möchte. Und nicht zu vergessen, die Legende vom Teufel, der in der örtlichen Kirche im Beichtstuhl gefangen war.
Genug Stoff, um den Leser spannend zu unterhalten, ihm zum Lachen und Staunen zu bringen – eigentlich. Aber leider entfernt sich die Reihe immer mehr vom skurril lustigen, bodenständigen Regionalkrimi der etwas anderen Art. Schon die letzten Fälle waren eher überzogen schräg und wirkten oftmals wie auf Dope entstanden. Und auch der nunmehr 15. Band der Reihe schwankt zwischen Dystopie und Bauerntheater. In der Welt der KI stellt sich Jennerwein der Frage ob Robots lügen können und wozu KI fähig ist, während im zweiten Handlungsstrang um den Auftragsmörder Slapstick regiert.
Leider hat die Handlung einige Längen und richtige Spannung kommt auch nicht auf. Für die Kenner der Reihe sind einige Schmankerl dabei, da ist zum einen die Ganovenrunde, welche die Gelegenheit zu kurzen Rückblenden auf alte Fälle bietet, da ist auch sein grandioses Team, welches leider erst zum Schluss die Bühne betritt und da ist die Überraschung schlechthin – Jennerwein hat geheiratet! Und das war für mich das Spannendste an diesem Buch – wer ist die Frau an seiner Seite - aber die Identität bleibt im Nebel, der Leser muss sich aus den kleinen wohl dosierten Hinweisen so seine Gedanken machen – ich bin mir übrigens ziemlich sicher das Rätsel gelöst zu haben – was aber wieder neue Fragen aufwirft.
Letztendlich werden alle Fälle gelöst, wenn auch mancher Rückschluss recht abstrus und unplausibel erscheint, beziehungsweise nicht näher ausgeführt wird. Persönlich würde ich mir eine Rückkehr der Reihe an ihre Wurzeln wünschen, mehr Spannung, mehr Humor und mehr Lokalkolorit.