Cover des Buches Arkadien erwacht (ISBN: 9783492267885)
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Rezension zu Arkadien erwacht von Kai Meyer

Arkadien erwacht

von Phantazia vor 10 Jahren

Rezension

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Phantaziavor 10 Jahren

Inhalt:

Rosa Alcantara, die Tochter eines Mafioso, kehrt von New York nach Sizilien zurück und trifft während ihrer Reise auf den gutaussehenden Alessandro Carnevare.

Im Familienanwesen stellt sich heraus, dass Alessandro ebenfalls zu einer der mächtigsten Familien der Cosa Nostra gehört. Eigentlich sind die Alcantaras und die Carnevares verfeindet, doch zwingt sie eine uralte Abmachung den Frieden zu wahren. Trotzdem kann man sich nie sicher genug fühlen, weswegen Rosa, ihr Schwester Zoe und deren Tante Florinda einige Leibwächter zur Beerdigung von Alessandros Vater mitnehmen.

Obwohl sie sich eigentlich hassen sollten (oder zumindest nicht mögen), werden Rosa und Alessandro Freunde und verlieben sich im Verlauf der Handlung ineinander. Diese "Beziehung" stellt Rosas Leben gehörig auf den Kopf. Zum einen wird sie von Presse, Polizei und Mafiosi auf Schritt und Tritt verfolgt, zum anderen scheinen weder ihre eigene Familie, noch die Carnevares wirklich die zu sein, für die Rosa sie hielt: Menschen.

Es herrscht nicht nur zwischen den verschiedenen Familien der Cosa Nostra Streit, auch innerhalb bestimmter Familien, wie den Carenvares, könnte es zu einem Bruch kommen. Alessandro wäre nach seinem Vater der neue capi, das Oberhaupt des Clans, doch erst nach Erreichen der Volljährigkeit. Sein Großcousin Cesare, der ehemalige Berater seines Vaters, jedoch will selbst zum neuen Baron ernannt werden und unternimmt deswegen mehrere Versuche, Alessandro zu töten.

Ein Ausflug zur Isola Luna, der Privatinsel der Carevares und letzte Rückzugsort seiner Mutter, bietet die erste Möglichkeit für Cesare, doch Alessandro ist alles andere als dumm und nimmt Rosa mit, da man ihr wegen des Konkordats zwischen den Familien nichts antun kann. Hätte jemand Alessandro getötet, hätte Rosa es erzählen können und die Carevares hätten sich untereinander noch mehr gespalten. Ein Teil der Familie steht nämlich auf Cesares Seite, der andere auf Alessandors, der befürchtet, dass sein gewaltsamer Tod zum endgültigen Bruch führen könnte.

Zudem muss Rosa nach und nach erkennen, dass die Alcantaras wie auch andere Familien der Cosa Nostra Gestaltwandler sind, deren Ursprung bis in die Antike und dem sagenhaften Reich Arkadien (anderer Name für Atlantis) zurückzuführen ist.

Auf der Isloa Luna finden sie nicht nur geheime Dokumente, versteckt von Gaia (Alessandors Mutter), damit sie Cesare nicht in die Hände fallen, sondern auch auf ein junges Mädchen namens Iole aus dem ausgelöschten Dallamano-Clan.

Während sich der Konflikt zwischen Cesare, Alessandro und den Alcantaras zuspitzt und sich sogar der capo dei capi, das Oberhaupt der Oberhäupter und ebenfalls ein Gestaltwandler, einschaltet, erkennen Rosa und Alessandro eine merkwürdige Verbindung zwischen den Alcantaras und Carnevares. Eine Verbindung, die Cesare vertuschen wollte und die Ioles Familie das Leben gekostet haben konnte. Tief verborgen am Grund des Mittelmeers hat ihr Vater vor vielen Jahren alte Statuen gefunden und fotografiert. Nur ein einziges Foto ist davon übrig geblieben: Eine Panterstatue umhüllt von einer Schlange. Was auch immer das zu bedeuten haben soll, Rosa und Alessandro sind fest entschlossen das herauszufinden und setzten damit mehr aufs Spiel als bloß ihr eigenes Leben.


=> Ich muss zugeben, ich war wie gefesselt von diesem Buch. Normalerweise bin ich ja kein Gestaltwandlerfan, aber Kai Mayer hat es geschafft, mich von seiner Version dieser Wesen zu überzeugen. Auch das Mafia-Setting war eine gelungene Abwechslung zu dem langweiligen High- School-Gedöns aus den USA. Ich persönlich habe mich bisher kaum mit einem solchen Thema befasst und so war es praktisch doppelt so interessant und spannend zu lesen. Der Showdown am Ende hat mir zugegeben einige Tränen in die Augen getrieben, unbedingt notwendig fand ich dieses tragische und drastische Ende jedoch nicht.

Der Anfang der Geschichte hat sich für meine Verhältnisse etwas hingezogen, dafür hat die Handlung in der Mitte ziemlich an Fahrt aufgenommen und dieses Tempo bis zum Ende hin gesteigert.

Beim ersten Mal lesen konnte ich es nicht mehr aus der Hand legen, beim zweiten Mal (da habe ich nur überflogen, um mir nochmal in Erinnerung zu rufen, was alles passiert ist) sind mir schon am Anfang einige Hinweise auf die Geheimnisse der Alcantaras und Carnevares aufgefallen, die ich beim ersten Mal ziemlich merkwürdig fand.

Alles im allen eine gute Leistung.


Figuren:

Rosa, die Hauptfigur, ist keine typische Heldin, außer vielleicht dass sie ungewöhnlich ist. Sie lässt die Nähe anderer Menschen ungern zu und wird allzu schnell wütend und hat mich ehrlich gesagt am Anfang etwas abgeschreckt. Wenn man allerdings weiß, was ihr in der Vergangenheit passiert ist, kann man ihre Reaktionen auf gewisse Situationen schon nachvollziehen.

Was mich allerdings gestört hat: Sie braucht ewig, um herauszufinden, was sie ist. Mal ehrlich mit all den Hinweisen von Zoe und Alessandro und den Dingen, die mit ihr in Gefahrensituationen passieren, hätte sie das wirklich früher herausfinden können. Klar ist es schwer zu begreifen, dass es so etwas gibt, aber unmöglich ist es auch nicht.

Alessandro war mir trotz perfektem Aussehen und Gary-Stue-Likeness ziemlich sympathisch. Ich mag es, dass er Grenzen überschreitet und Rosa trotz der Feindschaft zwischen ihren Familien gern hat. Na ja, das könnte allerdings auch an dem Geheimnis auf See liegen. Er ist sehr entschlossen und tut einiges, um seine Ziele zu erreichen. Zum Beispiel nimmt er Rosa mit auf die Insel, um dort nach Beweisen für Cesares Untaten zu suchen, obwohl er weiß, wie gefährlich das ist. Einerseits ist er skrupellos, andererseits beweist er Herz, indem er zum Beispiel Iole rettet oder sich in Rosa verliebt.

Cesare und Tano (dessen Sohn) dagegen scheinen kein Herz zu besitzen. Sie tun alles, um Alessandro und dessen loyale Untergeben entweder zu beseitigen oder auf ihre Seite zu ziehen. Ihr Ziel ist es, von den Beratern der Familie zum Oberhaupt der Familie aufzusteigen. Dabei scheuen sie vor nichts zurück und gehen, wenn es sein muss, gerne auch über Leichen. Sie sind die typischen Antagonisten und für meinen Geschmack viel zu böse gehalten. Wie in so ziemlich jedem Jugendbuch herrscht auch hier ein klares Gleichgewicht aus Gut und Böse vor, was ich leider sehr schade finde. Niemand kann nur böse sein, dafür muss es zumindest einen guten Grund geben und bloß die Macht an sich reißen zu wollen, ist meiner Meinung nach kein guter. Da hätte ich mir etwas mehr Tiefe gewünscht.


Aufbau:

Ich war wirklich überrascht, als ich angefangen habe zu lesen. "Arkadien erwacht" und auch die nachfolgenden beiden Teile sind in der dritten Person geschrieben. In letzter Zeit ist der Markt so überschwemmt worden von Ich-Erzählern (Twilight, Seelen, Die Bestimmung, Die Tribute von Panem), dass ich beinahe schon aufgehört hätte, Jugendbücher zu lesen. Ich finde es fast ein bisschen langweilig, nur die Sicht einer Person zu erfahren und ständig deren Kommentare zu einer Situation zu lesen. Klar, ist das eine gute Maßnahme, damit der Leser näher am Geschehen ist, aber mir fehlt bei diesem Erzählstil einfach die Vielfalt.

Zwar beschränkt sich der Erzähler in "Arkadien erwacht" hauptsächlich auf Rosa, doch scheint mir die Trennung zwischen Charakter und Erzähler irgendwie sauberer und realistischer zu sein. Es wäre natürlich schön gewesen, mehr über die Meinung anderer Figuren aus dem Buch zu lesen, ein paar Kapitel aus Cesares Sicht wären toll gewesen, um sein inneres Streben besser nachvollziehen zu können, aber das hätte vermutlich den Rahmen eines anständigen Jugendbuchs gesprengt. Zu viele Seiten schrecken viele Leser ja ab. Leider...

Auch die Länge der Kapitel waren gut gewählt, wenngleich die Überschriften nicht immer passend waren. Das ist mir vor allem beim zweiten Mal aufgefallen und hat mich verwirrt. Im Nachhinein sind auch die Überschriften wie winzige Hinweise, die man allerdings erst Versteht, wenn man das Rätsel um die arkadischen Familien gelöst hat.


Fazit:

Spannend und fesselnd ist "Arkadien erwacht" allemal. Die Motivik der Gestaltwandler wurde besser umgesetzt als in so manchen anderen bekannten Büchern und hat sogar mich als ewige Zweiflerin überzeugen können. Auch das Setting des verwilderten und heruntergekommenen Siziliens mit all den Gefahren durch Mafia und Arkadier zugleich war etwas anderes im Vergleich zum Kleinstadt/High-School-Schauplatz.

Zwar sind die Charaktere nicht immer mit ausreichend Tiefe ausgestattet und teilweise sehr flach gehalten, doch ist zumindest die Protagonistin nicht wie die üblichen Bellas (eher eine Anti-Bella).

Ich kann es weiterempfehlen und den zweiten Teil habe ich, wie ihr >> hier << vielleicht schon gelesen habt, auch schon zuhause liegen. Neugierig, wie es nach dem fulminanten Showdown weitergeht, bin ich auf jeden Fall.

Deswegen gebe ich 3,5 Sterne und runde auf 4 auf.


Diese Rezension erschien zuerst auf:

http://kateslittlesweetthings.blogspot.de

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