Von einer Freundin zugesteckt bekommen mit den Worten „lies das mal, Du warst doch auch schon dort“. Ja, in Südafrika und Namibia hielt ich mich nach der Jahrtausendwende mehrere Wochen auf. Und der Kriminalroman von Karin Brynard „Weinende Wasser“ spielt in der Provinz Nordkap von Südafrika, angrenzend an Namibia und Botswana.
Ein Inspector, Beeslaar, auf der Flucht vor seiner Vergangenheit, die manchmal aufblitzt und man annehmen kann, dass sie in Folgebüchern noch näher thematisiert wird, lässt sich aufs Land versetzen. Das es auch hier nicht wirklich ruhig zugeht, wird ihm fast sofort vermittelt. Hier kommen aber auch noch die schier unermesslichen Weiten, schlechte Ausstattung, ungeschultes Personal und ein Chef hinzu, der nicht gerade leicht zu erreichen ist. Farmermorde machen ihm zu schaffen. Dazu kommen noch die immer wieder aufflammenden, eigentlich nie erloschenen Fehden nicht nur zwischen Einheimischen und Eingewanderten, sondern unter den verschiedenen Volksstämmen. Als eine Weiße und ihr adoptiertes Kind auf grausame Art ermordet werden, die Tat auch noch auf ein Ritual hinweist, wird es wirklich eng für Beeslaar. Er muss sich mit seinen zwei Metern in viel zu enge Fahrzeuge quetschen, bei einer für ihn unerträglichen Hitze, vermitteln zwischen aufgebrachten Siedlern, die am liebsten selbst wieder zu den Waffen greifen wollen. Die alte Ordnung wieder herstellen. Was steckt hinter dem Mord an Frederika und ihrer Tochter? Ihre Schwester Sara, die sich vor einiger Zeit mit Frederika verkracht hat, macht sich untröstlich an die Aufgabe, die gemeinsame Farm aufzuräumen, Hinweise auf die Täter zu finden und dem wahren Grund für den Mord herauszubekommen.
Was mir besonders gefällt, ist die Beibehaltung der sprachlichen Besonderheiten, die der Übersetzer Dietmar Schmidt durchgehend verwendet hat. Die Anreden für die verehrten Älteren ebenso wie die ortsbezogenen Bezeichnungen für Herr und Frau XY. Dadurch lebt der Roman tatsächlich in Südafrika und ist nicht einfach nur übersetzt. Die Autorin lässt uns schwitzen, man möchte ständig nach Wasser greifen und schmeckt doch auch das beschriebene fast ungenießbare Nass, das vor Ort bereit steht. Man möchte mit dem Vormann der Farm, einem kleinen drahtigen und klugen Kerl mit Namen Dam, die Weiten der südafrikanischen Wüsten durchstreifen, vielleicht streift ja ein Schakal unseren Weg. Die Liebe zu ihrem Land fängt die Journalistin und jetzt schon einige Jahre auch als Autorin wirkende Brynard in den vielen Kleinigkeiten ein und lässt uns daran teilhaben. Aber auch wie die Menschen mit ihrer nicht einfachen Vergangenheit umgehen, der Jahre der Apartheid und deren Bewältigung, die noch andauern wird. Eifersucht, Neid, uralte Besitzansprüche, die Macht derer, die auf Grundstücken mit Wasser sitzen, das war wohl ausschlaggebend für die Namensfindung des Buches und der darin als Hauptschauplatz spielenden Farm.
Wer mehr haben möchte als einen reinen Kriminalfall ist hier gut aufgehoben, sofern man sich auf die teils eigentümliche Sprache einlassen möchte. Spannend bis zum Schluss, obwohl immer mal wieder eine Lösung hindurch blitzt, die dann doch wieder ganz anders aussieht.
Zum Glück gibt es bereits einen weiteren Band, „Masken der Furcht“ erscheint wohl Ende des Sommers. Und als E-Book ist es auch erhältlich, was sich meiner Meinung auch sehr dafür eignet.
Informationen über die Autorin, die bei Kapstadt lebt, finden sich im Netz. Über das Thema zu den vielen Morden an Farmern findet sich zum Beispiel unter http://www.zeit.de/2012/07/DOS-Farmermorde