Die Erste brav und bieder, die Zweite hält sich tapfer, die Dritte verschwunden: Drei Schwestern
von Buecherspiegel
Kurzmeinung: brrr, welch grausame gewalt irrt durch die gärten, schnappt sich hübsche mädels, verschwinden spurlos, als hätt es sie nie gegeben ...
Rezension
Eine der schlimmsten Szenarien für eine Familie tritt ein: das älteste Kind, Julia, Tochter von Sam und Helen Caroll, verschwindet spurlos nach einer Party. Der ganze Ort sucht nach ihr, doch nach kurzer Zeit wandelt sich die Stimmung. Obwohl Julia in karikativen Einrichtungen aushilft und auch ansonsten hilfsbereit und freundlich zu allen ist, wird ihr Ruf ruiniert durch angeblich zu freizügiger Kleidung und übertriebenem Alkoholkonsum. Dass die verzweifelten Eltern weiterhin Nachforschungen betreiben wird zwar als verständlich angesehen, doch die Ortsansässige Polizei wähnt sie eher bei durchreisenden Hippies oder einem neuen Freund, nicht aber als Opfer eines Gewaltverbrechens. Die Ehe zerbricht an der hoffnungslosen Suche nach Julia, eine ihrer jüngeren Töchter, Lydia, wird früh Drogen- und Alkoholabhängig, die jüngste, Claire, macht sich klein, versteckt sich, macht sich unsichtbar, der Vater suizidiert sich einige Jahre später. Am Anfang des Romans von Karin Slaughter wird der Ehemann von Claire, Paul, bei einem Überfall ermordet. Entsprechende Hinweise der Autorin lässt den Leser aber hier schon stutzig werden, passt das Verhalten von Paul an diesem Abend wirklich zu ihm? Claire weiß gar nicht, wie ihr geschieht, so schnell wird sie von einer Katastrophe in die nächste katapultiert. Kaum ist die Beerdigung vorbei, empfängt sie die Polizei und auch das FBI zu Hause mit der Nachricht, dass bei ihr eingebrochen wäre, also schickt sie die Trauergäste nach Hause. Statt dessen muss sie Unterlagen sichten, Tabellen anfertigen, all das, was ihr fürsorglicher Ehemann doch immer gemacht hat. Da macht sie in einer der Computer eine schreckliche Entdeckung. Furchtbare Filme, kaum anzusehen, und gleich mehrere davon entdeckt sie, und das unfassbarste daran, sie glaubt, eine gerade entführte junge Frau wiederzuerkennen. Sie sieht ihrer seit Jahrzehnten verschollenen Schwester auch noch ähnlich. Am nächsten Tag will sie ihren Mann am Grab besuchen, als sie ihre ältere Schwester dabei ertappt, wie diese gerade auf dessen Grab pinkeln will. Lydia hat Claires Mann am Anfang ihrer Beziehung der versuchten Vergewaltigung bezichtigt, doch keiner wollte ihr glauben. Also brach die Familie weiter auseinander. Doch nun, nachdem Claire die Filme entdeckt hat, wird sie stutzig. Ist doch etwas dran an der Tat? Und warum verhielt sich ihr Mann am Tag seiner Ermordung so grob zu ihr? Als sie weitere Filme findet, spitzt sich die Lage zu. Ein äußerst temporeicher, spannender Thriller, der nicht mit grausamen, für einige Leser zum Teil sicherlich auch widerwärtige (also nichts für schwache Gemüter), Details spart.