Cover des Buches Hättest halt kein Kind gekriegt! (ISBN: 9783701505654)
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Rezension zu Hättest halt kein Kind gekriegt! von Karin Steger

Erfüllte meine Erwartungen nicht

von Schlehenfee vor 9 Jahren

Rezension

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Schlehenfeevor 9 Jahren
Karin Steger ist eine erfolgreiche junge Radiojournalistin, reist viel und ist sehr sportlich. Kurzum: sie genießt die Freiheit einer jungen Karrierefrau. Doch alles wird anders als sie mit ihrer Tochter schwanger wird. Nun muss Karin Steger als Alleinerziehende das Baby und ihren Beruf, der von ihr viel Flexibilität und Engagement einfordert, meistern. Sie versucht, allen Anforderungen gerecht zu werden und eine beruflich erfolgreiche Mutter zu sein, doch es endet im Burn-Out. Durch ihren neuen Partner, ein zweites Kind und einer selbstständigen beruflichen Tätigkeit, die sie gut mit der Familie vereinbaren kann, hat sich Karin Steger wieder nach oben gekämpft und ihr Leben wieder in glücklichere Bahnen gelenkt.
Ihre Gefühle und die Ereignisse dieser schweren Zeit hat sie in ihrem Buch „Hättest halt kein Kind gekriegt!“ zusammengefasst.

Jede Mutter (auch wenn sie nicht in Vollzeit berufstätig ist) kennt wohl die Situation, die so treffend auf dem Buchcover dargestellt wird: man muss gleichzeitig Arbeit, Haushalt und Familie managen, dabei immer flexibel und ausgeglichen sowie top gekleidet und frisiert sein. Dieses Bild, das uns durch Medien, Wirtschaft und Politik vorgegeben wird, dass man gegen den stetigen Stress ankämpft und sich oft geradewegs auf den Burn-Out zusteuern sieht. Mir geht es zumindest so und ich habe mich sehr gefreut, zu lesen, wie eine Leidensgenossin es geschafft hat und konnte mich auch in vielen Situationen wiedererkennen. Ich hätte mich aber gerne über mehr Beispiele anderer Frauen gefreut, zumal Karin Stegers Weg in die Selbstständigkeit nicht für jeden ein Ausweg ist. Dass sie einen Lebenspartner hat, der ihr auch Unterstützung gibt, ist ebenfalls sehr wertvoll, doch für Alleinerziehende leider keine Hilfe. So wird Karin Stegers Buch leider nur ein emotionaler Schicksalsbericht, keine wirkliche Hilfe für andere Mütter.
Sehr positiv war der Aspekt, dass das Buch in sehr kurze Abschnitte unterteilt ist, die man auch mal eben zwischendurch oder bei wenig Zeit lesen kann. Zunichtegemacht wurde dies aber für mich durch den verwirrenden Schreibstil Stegers, der gleichzeitig auch mein größter Kritikpunkt am Buch ist: die Autorin springt zwischen Zeiten, Gegebenheiten und Themen so oft hin und her, was sehr verwirrend ist. Mal ist z.B. das zweite Kind bereits geboren, mal nicht usw. Über diesem abgehackten Schreibstil habe ich öfters den roten Faden verloren.
Karin Steger würde gerne ein Grundeinkommen und reduzierte Arbeitszeit für Familien zur Entlastung, sie schreibt aber nicht, wie das erreicht werden könnte. Statt konkreter Hilfe und Lösungen jammert sie oft darüber, was sie als Mutter nicht mehr kann (reisen usw.), so dass man sich manchmal vorkommt, als würde das Buch befürworten, dass man als junge, erfolgreiche Frau besser kein Kind bekommt (was leider der heutige Trend zu sein scheint).
Fazit: Um zu erfahren, wie eine andere Mutter mit der Doppelbelastung Familie/Beruf umgegangen ist, ist das Buch in Ordnung. Konkrete Lösungen und Handlungswege werden aber nicht aufgezeigt. Für Frauen, die noch vor der Entscheidung für Kinder stehen, ist das Buch womöglich sogar eher eine Abschreckung, da meiner Meinung nach positive Erlebnisse mit Kindern keine tragende Rolle im Buch spielen.
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