Karlheinz A. Geißler

 3,8 Sterne bei 25 Bewertungen
Autor*in von Time is honey, Lob der Pause und weiteren Büchern.

Lebenslauf

Der Ökonom und Philosoph Karlheinz A. Geißler (1944–2022) war ein bedeutender Zeitforscher und Mitbegründer und Leiter des Projekts »Ökologie der Zeit« der Evangelischen Akademie Tutzing sowie Mitbegründer der Deutschen Gesellschaft für Zeitpolitik, die sich für eine öffentliche Zeitpolitik, persönliche Zeitsouveränität und die Nachhaltigkeit von Alltagszeitstrukturen einsetzt. Geißler trug keine Uhr.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Karlheinz A. Geißler

Cover des Buches Time is honey (ISBN: 9783960060222)

Time is honey

 (5)
Erschienen am 01.06.2017
Cover des Buches Lob der Pause (ISBN: 9783865813206)

Lob der Pause

 (4)
Erschienen am 24.09.2012
Cover des Buches Enthetzt Euch! (ISBN: 9783777623573)

Enthetzt Euch!

 (3)
Erschienen am 01.08.2013
Cover des Buches Alles eine Frage der Zeit (ISBN: 9783962382483)

Alles eine Frage der Zeit

 (2)
Erschienen am 16.03.2021
Cover des Buches Alles hat seine Zeit, nur ich hab keine (ISBN: 9783865814654)

Alles hat seine Zeit, nur ich hab keine

 (2)
Erschienen am 05.10.2017
Cover des Buches Alles. Gleichzeitig. Und zwar sofort (ISBN: 9783451058424)

Alles. Gleichzeitig. Und zwar sofort

 (2)
Erschienen am 01.02.2007
Cover des Buches Immer mit der Ruhe (ISBN: 9783451008702)

Immer mit der Ruhe

 (1)
Erschienen am 28.06.2021

Neue Rezensionen zu Karlheinz A. Geißler

Cover des Buches Die Uhr kann gehen. Das Ende der Gehorsamkeitskultur. (ISBN: 9783777627885)
W

Rezension zu "Die Uhr kann gehen. Das Ende der Gehorsamkeitskultur." von Karlheinz A. Geißler

Eine neue Zeitexistenz jenseits des Uhrzeigergehorsams
WinfriedStanzickvor 5 Jahren


 

Eine neue Zeitexistenz jenseits des Uhrzeigergehorsams stellt Karlheinz Geißler, ein Experte für Zeit und Zeitempfinden, in seinem neuen Buch als neues Paradigma vor. Es gibt im Leben Wichtigeres als pünktliches oder unpünktliches Erscheinen.

 

Ja, so zeigt Geißler, die Verpflichtung zur Pünktlichkeit zehrt an den Kräften der Betroffenen und macht sie unfrei. Auch der Anspruch nach mehr Flexibilität in der modernen Gesellschaft, beraubt die Uhr ihres angestammten Herrschaftssitzes der Zeitorganisation.

 

So wichtig die Relativierung der Uhr als die das Leben der Menschen und die Ordnung der Gesellschaft beherrschende Instanz sein mag, so sehr Geißler auch recht hat mit seiner Kritik der Gehorsamkeitskultur als ein den Menschen knechtendes Herrschaftsinstrument, so sehr bleibt aber auch für mich jedenfalls richtig und wichtig, dass man sich auf feste zeitliche Vereinbarungen verlassen kann im sozialen Leben. Es ist halt nicht egal, ob jemand zu einem Medenspiel im Tennis etwa kommt, wann er will: Es ist nicht egal, ob der Handwerker einen Termin nennt bzw. einhält oder nicht. Viele weitere Beispiele würden mir noch einfallen.

 

Gleichwohl bleibt der befreiende Hinwies des Buches gültig: sich nicht mehr länger und die Knute der Uhr zu stellen, immer mehr in eine Stunde oder einen Tag hineinzupacken und sich damit seiner Freiheit zu berauben – das tut dem Menschen nicht gut. „Pünktlichkeit und ein gutes Leben, beides lässt sich schwerlich miteinander vereinbaren.“

 

Oder vielleicht doch?

Cover des Buches Die Uhr kann gehen. Das Ende der Gehorsamkeitskultur. (ISBN: 9783777627885)
M

Rezension zu "Die Uhr kann gehen. Das Ende der Gehorsamkeitskultur." von Karlheinz A. Geißler

Freiheit von Festlegungen
M.Lehmann-Papevor 5 Jahren

Freiheit von Festlegungen

Ist das positiv oder negativ zu verstehen, jene Richtung, die die Welt in Bezug auf die zeitlichen Festlegungen von Terminen und Verabredungen geht, so man der Analyse von Geißler zustimmt?

Geht damit Verbindlichkeit verloren, wenn „fest Termine“ mehr und mehr kurzfristig verlegt, abgesagt, nicht eingehalten werden, weil anderes lockt und ruft? Und ist diese Haltung wirklich in Verbindung zu bringen mit dem „Verschwinden von Uhren“ aus der Öffentlichkeit, die Geißler in vielfachen praktischen Hinweisen und Beispielen munter und durchaus im Stil unterhaltsam vor Augen führt?

Natürlich stimmt es, dass öffentliche Uhren und öffentlich sichtbar getragene Uhren deutlich mehr durch Abwesenheit glänzen in den letzten Jahren. Dennoch, es ist ja nicht so, als würden die Menschen nun „zeitlos“ oder ohne Information zur aktuellen Uhrzeit leben.
In jedem Handy befindet sich ein sichtbarer Zeitmesser.

Aber, und da kann man Geißler durchaus folgen, es hat schon Symbolkraft, wenn die „Uhrzeit“ aus dem direkten Blick entschwindet, wenn weniger Uhren im Blickfeld stehen, die ja auch den Nicht-Uhrenträger als Objekt an die Festlegungen der Zeit und die Einteilung der eigenen Abläufe erinnern.

„Über lange Zeit gingen die Uhren, weil man sie brauchte. Jetzt gehen sie, weil man sie nicht mehr braucht“.

Was letztendlich ein stückweit zu scharf formuliert sich im Buch darstellt, was aber durchaus jene Tendenz aufnimmt, die im allgemeinen Leben zu beobachten ist, dass flexible Zeitvorgaben (Arbeitsbeginn nicht mehr um Punkt sondern gleitend zwischen bestimmten Uhrzeiten, Verabredungen in grober zeitlicher Richtung statt „minutengetreu“, bis hin zu Feiern und Festen, wo man dann kommt, wenn man es für sich für passend hält und auf die konkrete Uhrzeit der Einladung eher als Orientierung denn als feste Größe reagiert, Handwerker, die nurmehr grobe Zeitspannen angeben und nicht selten auch dann nicht auftauchen, bis hin zur „Verbindlichkeit“ von Fahrplänen der Bahn, etc.) deutlich mehr den Alltag beginnen zu bestimmen, als „gehorsame Zeitbefolgung“.

„Ist Pünktlichkeit…..noch ein zeitgemäßer Wert? Die Antwort kann nur heißen: Wenn, dann ist sie kein unumschränkter, kein absoluter mehr“.

Was im Übrigen bereits bis in den Knigge vorgedrungen ist, wo die lange als verbindlich geltenden Hinweise zur Pünktlichkeit ebenfalls in den neueren Ausgaben verschwunden sind.

Ob nun die Erosion der „Tugend der Pünktlichkeit“ als Entspannung oder Gefährdung gesehen wird, dass muss der einzelne Leser dann doch für sich selbst deuten, dass sich aber was tut in der „Zeit-Hörigkeit“, da kann man Geißler am Ende ohne weiteres zustimmen, wenn auch die Zielrichtung im Buch und mancher konkreter Aussagen doch auch als zu engführend betrachtet werden kann.

Cover des Buches Die Uhr kann gehen. Das Ende der Gehorsamkeitskultur. (ISBN: 9783777627885)
B

Rezension zu "Die Uhr kann gehen. Das Ende der Gehorsamkeitskultur." von Karlheinz A. Geißler

Warum die Uhr(zeit) zu Ende geht
belanaherminevor 5 Jahren

 

Inhalt

Allerorten kann man beobachten, dass Uhren abgebaut werden. Immer weniger Menschen tragen eine Armbanduhr. Sie schauen einfach ins Handy, wenn sie die Uhrzeit brauchen. Das ist aber nicht alles. Herr Geißler argumentiert, dass wir die Uhrzeit eigentlich nicht mehr brauchen. Ja, dass wir uns aus den Zwängen, die uns die Uhr auferlegt hat, befreien sollen und müssen und eigentlich schon aktiv dabei sind, es zu tun.

Im langen ersten Teil des Buches beschreibt Herr Geißler seine Beobachtungen zum Verschwinden von Uhren und Uhrzeit aus verschiedensten Blickwinkeln und gibt auch einen kurzen Abriss über die geschichtliche Entwicklung von Uhr und Uhrzeit. Der zweite Teil des Buches befasst sich knapp mit der Frage, wie der Kuckuck in die Uhr kam, warum es gerade ein Kuckuck war und was eine symbolische Bedeutung davon sein könnte. Das letzte Kapitel geht dann darauf ein, wie die Uhrzeit uns - insbesondere die Deutschen - auf Pünktlichkeit und, ja, auch auf Gehorsamkeit getrimmt hat. Herr Geißler argumentiert in diesem Teil auch, dass Pünktlich nicht mehr angesagt ist, dass man die Dinge dann tun soll, wenn es sich richtig anfühlt, also zur rechten Zeit und nicht zur richtigen Zeit.

Immer wieder benutzt Herr Geißler Künstler (Sänger, Schriftsteller) und zum Teil Philosophen für seine Argumentation.

Subjektive Eindrücke

Ich muss gestehen, dass mir das Lesen dieses Buches schwer gefallen ist. Das lag sicherlich nicht am Thema, denn ich fand es schon spannende zu sehen, wie sich das Festlegen einer getakteten Zeit auf das gesellschaftliche Leben auswirken kann, wie wir heute mit einer solchen linear strukturierten Zeit (noch) umgehen können und wo es uns vielleicht in Zukunft hinbringen kann.

Was mir Schwierigkeiten bereitete, war eher der Schreibstil. Er ist sehr blumig, voller Metaphern und Andeutungen. Eigentlich mag ich das sehr - allerdings eher in Romanen. In einem Sachbuch hat mich das eher immer wieder vom Thema abgelenkt und ich musste mich immer wieder ermahnen, konzentriert weiterzulesen. Auch hatte ich im ersten Teil des Buches immer wieder Schwierigkeiten zu sehen, was die eigentliche Zielrichtung des Buches sein sollte. Möglicherweise hatte ich da den Untertitel zu sehr im Kopf, der aber eigentlich erst auf den letzten Seiten des Buches Thema war.

Gerade dieser letzte Teil hatte aber mein Interesse geweckt - wie sieht es in der heutigen Gesellschaft mit dem Umgang mit Zeit aus? Was bedeutet es für das Zusammenleben und -arbeiten, wenn niemand mehr Verabredungen für verabredet hält und auch kurzfristig, weil er/sie meint, etwas Wichtigeres, Sinnvolleres zu tun zu haben, absagt? Was macht das mit uns, mit unseren Beziehungen und mit unserem Lebens- und Arbeitsstil.

Auch wenn ich viel über die Geschichte von Uhren, den aktuellen Prozess des Verschwindens von Uhren und über Kuckucksuhren erfahren habe, so kam mir der mit dem Untertitel versprochene Part deutlich zu kurz.

Fazit

Wie Uhren uns disziplinierten, wie sie jetzt verschwinden und wie sich das Verständnis von Pünktlichkeit ändert - das kann man in diesem Buch erfahren.

Weitere Rezensionen von mir gibt es unter https://belanahermine.wordpress.com/category/rezension/

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