Inhalt:
Als Beas Freundin Sammie nach den Sommerferien plötzlich nichts mehr von ihr wissen will, kein Wort mehr mit ihr spricht, und nur noch mit den anderen Mädels Zeit verbringt, fühlt sie sich einsam und unsichtbar. Ihre Eltern erwarten ein Baby und sind ansonsten ziemlich stark in ihre künstlerischen Berufe eingebunden. Bea, die schon seit Jahren Gedichte schreibt und dadurch ihre Gefühle verarbeitet, versteckt eines, das mit unsichtbarer Tinte geschrieben ist, in einer Mauerspalte. Eines Tages beginnt ihr jemand zu antworten, was sie unheimlich glücklich macht. Außerdem lernt sie Will kennen, der vollkommen von Labyrinthen fasziniert ist und unbedingt eines betreten möchte, dass sich im Privatbesitz eines sehr reichen Geschäftsmannes befindet. Bea nimmt all ihren Mut zusammen um Will zu helfen, seinen Traum zu verwirklichen. Gleichzeitig sucht sie immer noch nach dem geheimnisvollen Briefeschreiber. Denn durch ihn und Will, wird Bea immer deutlicher bewusst, dass man sich selbst treu bleiben und trotzdem gemocht werden und neue Freunde finden kann.
Meinung:
Von der Autorin Kat Yeh habe ich bereits „Kirschen im Schnee“ gelesen, das für mich ein absolutes Highlight war. Umso mehr habe ich mich auf „Mein Weg aus unsichtbarer Tinte“ gefreut. Auch dieses Buch ist definitiv besonders und anders. Als Bea nach den Sommerferien, die sie mit ihren Eltern und weiteren Verwandten in Taiwan verbracht hat, zurückkommt, hat sich vieles verändert. Ihre beste Freundin Sammie spricht plötzlich nicht mehr mit ihr, behandelt sie wie Luft und auch der Rest ihrer Clique, hat sich von ihr abgewandt. Ihre Eltern, beide Künstler, sind beruflich sehr eingespannt und erwarten außerdem ein Baby. Bea fühlt sich alleine gelassen und unsichtbar! Um ihre Gefühle zu verarbeiten, schreibt sie seit Jahren Gedichte. Diese versteckt sie seit neuestem in einer Mauerspalte, da dieser Platz für sie sehr tröstlich ist. Eines Tages erhält Bea plötzlich Antworten auf ihre schönen Zeilen und somit auf ihr Innerstes, die ihr Herz vor Freude höherschlagen lassen. Doch nicht nur dieser geheimnisvolle Freund hilft ihr durch die schwierige Zeit, auch Will, ein Junge in ihrem Alter, verbringt nun die Mittagspausen mit ihr. Je näher Bea diesen außergewöhnlichen Jungen kennenlernt, umso mehr versteht sie ihn und seine Art zu denken. Will ist extrem begeistert von Labyrinthen, daher ist es sein oberstes Ziel, ein im Privatbesitz stehendes, zu besichtigen. Bea hilft Will bei der Recherche, die beiden stürzen sich gemeinsam in dieses nicht ganz ungefährliche Abenteuer.
Auf sehr einfühlsame Weise beschreibt die Autorin Beas Situation. So ziemlich jeder hat es sicher schon einmal erlebt, dass sich eine gute Freundin oder ein guter Freund, ohne ersichtlichen Grund plötzlich von einem abwendet und man sich dadurch sehr einsam und alleingelassen fühlt. Genauso ergeht es Bea, die sich vor Kummer am liebsten tatsächlich unsichtbar machen würde. Sie will nicht mehr auffallen oder gar peinlich wirken, daher versteckt sie sich gerne. Anstatt mit ihren sehr liebevollen, aber vollkommen eingespannten Eltern zu reden, verkriecht sich Bea, findet aber zum Glück Trost in ihren Gedichten und in den Menschen, die sie dadurch, auch über Umwege, kennenlernt. In jeder Buchzeile steckt eine wunderbare Botschaft nach der anderen. Denn Bea merkt mit der Zeit, dass sie eben doch wahrgenommen wird, dass es Menschen gibt, die sie gerne haben, genauso wie sie ist. Bea lernt, dass sie sich nicht verändern und verbiegen muss, um wirklich gemocht zu werden. Durch diesen Prozess begleitet der Leser Bea und durchlebt mit ihr die unterschiedlichsten Emotionen. Dadurch fühlte auch ich sehr intensiv mit der jungen Protagonistin mit. Denn durch Beas besondere Art, zieht sie Personen, die ebenfalls besonders und anders sind, an.
Und auch wenn Bea viele unschöne und zum Teil auch grausame Dinge erlebt, ist dieses Buch dennoch ein Wohlfühlbuch, weil es in erster Linie bestärkt und unterstützt. Vor allem den jungen, aber auch älteren Lesern wird aufgezeigt, wie wichtig es ist, sich etwas zu trauen, auf andere zuzugehen und vor allem auch an sich selbst und an die eigenen Träume zu glauben. Jeder Mensch verliert im Laufe seines Lebens Freunde und wichtige Bezugspersonen. Doch meist dann, wenn man dies überhaupt nicht erwartet, tauchen neue, wundervolle Menschen auf, die zu Freunden werden und unheimlich bereichern. Es ist nicht immer leicht, andere ziehen – und los - zulassen, aber dennoch ist dies oft einfach nötig, vor allem dann, wenn besagte Person(en) einem nicht mehr gut tun. All dies wird auch Bea nur allzu deutlich bewusst. Je weiter die Geschichte voranschreitet, umso mehr Hoffnungsschimmer durchdringen die zu Beginn etwas düstere und traurige Stimmung, auch das hat mir richtig gut gefallen, da es sehr passend ist.
Zu diesen Aspekten kommt noch hinzu, dass der Leser gemeinsam mit Bea rätseln darf, wer der geheimnisvolle Briefeschreiber ist. Außerdem nimmt das Projekt „Labyrinth“ einen sehr großen Raum in der Story ein. Um dieses ranken sich die kleineren Handlungsstränge, die am Ende ein wundervolles Ganzes ergeben. Mit jedem geschriebenen Wort, hielt mich Autorin Kat Yeh mehr in ihrer intensiven Geschichte gefangen. Der Schreibstil ist sehr aussagekräftig und voller Gefühl, was vor allem auch durch Beas Gedichte und die Liebe zum geschriebenen Wort, gut zur Geltung kommt und noch mehr hervorgehoben wird. Die Charaktere in diesem Buch, sind alle durchweg authentisch, allen voran auch der Listenliebende Will, den ich durch sein Anderssein und seine Eigenarten, extrem gerne mochte. Ebenso großartig sind Jamie und Briggs, die im Laufe der Zeit ebenfalls wichtig für Bea werden. Beas Eltern sind alles andere als typische Eltern. Ihre Tochter ist oft auf sich alleine gestellt und somit bereits ziemlich selbstständig. Sie lassen Bea ihre Entscheidungen auch oft alleine treffen und gewähren ihr auch gerne einen Tag Auszeit von der Schule, wenn sie diesen braucht. Oft schweben die beiden regelrecht in ihrer Künstlersphäre, aber dennoch lieben sie ihre Tochter abgrundtief und gehen unheimlich liebevoll mit ihr um. Beas frühere beste Freundin und ihre Ex-Clique werden bis zum Schluss, als man ihre vollständigen Namen erfährt, nur mit S, L, L und A betitelt. Dies ist natürlich von der Autorin so gewollt und beabsichtigt. Die Intention dahinter, finde ich sehr gelungen. Auch wenn sie nicht direkt erklärt wird, bin ich mir ziemlich sicher, warum dies so ist. Ein weiteres Detail, dass diesen Roman einzigartig macht.
Auch Bea ist absolut speziell und wirkt auf viele dadurch zunächst seltsam, doch sie ist definitiv schlauer als viele ihrer Altersgenossen, sie nimmt die Welt und die darin enthaltenen Wunder viel intensiver wahr, einfach dadurch, dass sie hin - und nicht weg sieht. Beas Humor ist toll und ich liebe ihre Gedankengänge und ihre kreative Ader. Bea wächst mit jeder Herausforderung, jeder neuen Aufgabe und mit jedem neuen Tag. Umso mehr Vertrauen Bea wieder in sich, die Anderen und in ihre Umwelt bekommt, desto „sichtbarer“ und „größer“ wird sie wieder. Sie lernt, wie wichtig zuhören und richtiges hinhören ist. Bea beschreitet ihren Lebenspfad, auch wenn dieser oft verwinkelt und verwurzelt ist.
Somit ist auch das Ende bezaubernd, berührend und absolut glücklich machend.
Fazit:
„Mein Weg aus unsichtbarer Tinte“ von Kat Yeh ist eine Hommage an alle Außenseiter und Menschen, die nicht der Norm entsprechen und somit gegen den Strom schwimmen. Dieses Buch steckt voller großartiger Botschaften und jeder Menge Gefühl und kämpft gegen Mobbing und die Ausgrenzung jeglicher Art an. Es zeigt auf, dass es irgendwo immer Menschen gibt, die zu einem stehen, die einen unterstützen und lieben.