Cover des Buches Das Seehaus (ISBN: 9783453291379)
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Rezension zu Das Seehaus von Kate Morton

Leider doch nur leichte Unterhaltung - aber das recht gelungen

von Buecherschmaus vor 8 Jahren

Rezension

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Buecherschmausvor 8 Jahren
Die Literaturkritik – und ich muss gestehen, meist auch ich – fassen solche Bücher, wenn überhaupt, nur mit spitzen Fingern an.
Ein ganz furchtbares Cover, an Kitsch und gleichzeitig Hässlichkeit kaum zu überbieten, eine australische Bestsellerautorin, die über England schreibt, Schauplatz Cornwall, ein Landgut, ein verwunschenes „Haus am See“ und düstere Familiengeheimnisse. Den Freund anspruchsvoller Literatur darf es jetzt bereits ein wenig grausen.
Aber auch diesen gelüstet es hin und wieder, die Luft ist lau und der Kopf ein wenig müde und ganz so konsequent wie Thea Dorn, die in ihren Lektüren immer wieder auf ihre eigene Existenz zurückgeworfen werden möchte, sowohl einen Glut- als auch einen Schmerzkern in jedem Buch braucht (Das literarische Quartett vom 24.06.2016) ist er nicht, nach einem guten Schmöker, unterhaltsame Kost, die einen aber nicht für dumm verkauft. Wo finden sich diese Stecknadeln im Heuhaufen?
Zum Glück lernte ich auf dem lovelybooks Buchmessentreff die sympathische Autorin Kate Morton kennen, hatte zudem noch Losglück und hielt deshalb bald erwartungsvoll und ein wenig skeptisch das 600 seitige „Seehaus“ in Händen.
Und das Experiment ist geglückt: Über weite Strecken hat mich der Roman, der um das Verschwinden des kleinen Theo Edevane im Jahre 1933 kreist, sehr gefesselt und gut unterhalten.
Im Jahr 2003 entdeckt die junge Polizistin Sadie Sparrow, gerade nach Verrat von Interna an die Medien suspendiert und in einer Art Zwangsurlaub bei ihrem Großvater in Cornwall, im Wald ein verwunschenes Haus. Sie ist sofort fasziniert, besonders da sie die Geschichte über das geheimnisvolle Verschwinden des zweijährigen Theo erfährt. Sie stöbert in alten Chroniken, Zeitungsarchiven, findet Briefe und Fotos und nimmt sich vor, Licht in den alten Fall zu bringen. Die berühmte Kriminalautorin Alice Edevane ist die Schwester Theos, trägt aber zunächst nur widerwillig zur Klärung des Falles bei.
Kate Morton wechselt in den Zeitebenen von 1911-1914, 1933 und 2003 hin und her, legt den Focus auf unterschiedliche Figuren und fügt so nach und nach ein Puzzlestück nach dem anderen ein und legt falsche Fährten, weil dem Leser oft nur eine Sicht auf die Geschehnisse offenbart wird. Dabei sind die handelnden Personen oft genauso unwissend wie der Leser, erst gegen Ende bekommt dieser einen kleinen Wissensvorsprung.
Diese Kombination von Kriminalfall und Familiengeschichte liest sich wie gesagt über weite Teile sehr spannend, interessant und unterhaltsam.
Gegen Ende allerdings schleichen sich auch hier die bekannten Schwächen der leichten Unterhaltung ein: zu viel wird zu oft erklärt, dem Leser zu wenig zugetraut, die Handlungen und Personen werden auf Biegen und Brechen zusammengeführt, da knirscht es schon manchmal recht heftig in Konstruktion und Glaubwürdigkeit. Natürlich muss zum Schluss auch die Heldin entgegen jeder Notwendigkeit mit dem einzig zur Verfügung stehenden Mann vereinigt werden und auch ihre beruflichen Probleme lösen sich in Nichts auf.
Schade, denn hätte die Autorin sich gegen diese Konventionen entschieden, hätte das ein rundum gelungener Unterhaltungsroman werden können.
So sind es bei mir nur 3,5 Sterne, die ich, da ich nun mal hätte wissen können, worauf es hinausläuft – Cover, Autorin etc. siehe oben – gerne auf 4 Sterne aufrunde. Und weiter auf der Suche bin, nach der wirklich guten Unterhaltungsliteratur.
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