Cover des Buches Seelenhandel (ISBN: 9783958350465)
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Rezension zu Seelenhandel von Kealan Patrick Burke

Gibt es noch freie Seelen in einer Stadt, die stirbt, weil ihre Einwohner sie töten?

von chuma vor 9 Jahren

Rezension

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chumavor 9 Jahren

Worum geht's?
Es ist Samstagabend in der verfluchten Stadt Milestone und es sind die üblichen sieben Leute in Eddie´s Taverne, einer heruntergekommenen Spelunke, versammelt:
Da ist die hübsche Gracie, die die Bar von ihrem Daddy geerbt hat, und für keinen, nicht mal für sich selbst Liebe übrig hat. Cobb, der Nudist, der seit drei Jahren auf immer demselben Barhocker sitzt, Witze reißt und eine seltene Gabe besitzt. Der geheimnisvolle Riese "Wintry" McCabe, der nicht spricht aber dennoch gern zuhört. Florence Bright, eine bezaubernde Schönheit, die von ihrem Mann misshandelt wurde und von der niemand sagen kann, ob sie ihn schließlich ermordet hat oder nicht. Kyle Turner, ein junger Mann, der stets mit einer gezogenen Waffe am Tisch sitzt und auf Tom, den Sheriff zielt. Und zu guter Letzt noch Kadaver, der seinen üblen Geruch mit teurem Rasierwasser überdeckt, in derselben dunklen Ecke kauert und seine Pennys stapelt.
Sie alle trinken und warten – bis pünktlich eine Stunde vor Mitternacht Reverend Hill durch die Tür tritt und einen von ihnen auswählt, um einem anderen Menschen den Tod zu bringen. Doch an diesem Abend stürmt ein junges Paar in die Bar – Carla ist schwerverletzt, ihr Freund James Brody mit einem Revolver bewaffnet und plötzlich läuft alles aus dem Ruder.


Leseeindruck:
"Seelenhandel" ist mein erster Roman von Burke und wird definitiv nicht mein letzter sein. Von der ersten Seite an war ich begeistert von der bildgewaltigen Sprache. Burke fesselt den Leser nicht allein durch die Story, die stets einen unterschwelligen Horror verströmt, sondern sorgt durch eine einzigartige und originelle Mischung aus Sprachgewandtheit und Humor für einen einzigartigen und unvergesslichen Lesegenuss.

"Die Uhr zieht die Sekunden lang; die langsame Bewegung des schmalen schwarzen Minutenzeigers ist außerstande, den Staub eines Jahrzehnts vom Ziffernblatt zu fegen."

"Ich räuspere mich, und die Worte kratzen sich wie Glas meine Kehle hoch, zerschneiden mir die Zunge."

"Manche Leute glauben, dass er der Teufel ist. Ich nicht, aber ich bin mir sicher, dass die zwei sich kennen."

Die Figuren und Orte werden so scharf und treffend beschrieben, dass es unmöglich ist, sie nicht vor dem geistigen Auge zu sehen. Teilweise konnte ich das Bier, den Schnaps und den Tabak förmlich riechen. Diese Nähe zur Geschichte und den Charakteren ist es, die mich so für "Seelenhandel" eingenommen hat.

Auf was genau ich mich bei der Lektüre eingelassen habe, wusste ich zu Beginn des Lesens nicht. Zwar hatte ich den Klappentext und die Leseprobe gelesen, doch war mir nicht klar, in welche Richtung sich das als "Horror-Roman" betitelte Buch entwickeln würde. Und genau so ist es perfekt – man sollte sich überraschen lassen und wortwörtlich offen für alles sein. Burke zieht den Leser in seinen Bann und schafft mit der "von Pech besessenen" Stadt Milestone eine tolle Kulisse für eine gruselige und mysteriöse Geschichte, die das Dunkle aber auch das Gute ihrer Einwohner zu Tage fördert.

Für die Geschichte gibt es von mir 4 von 5 Punkten; für die Charaktere, den Gänsehauteffekt, die tolle Sprache und den Schreibstil volle Punktzahl und für das Cover einmal mehr ein großes Lob.


Fazit:
"Seelenhandel" ist ein spannender Roman, der mit gut gezeichneten Charakteren und einer wohl dosierten Portion Mystery-Horror zu überzeugen weiß. Durch seine ausgereifte Wortgewandtheit und bildhafte Sprache versetzt Burke den Leser direkt nach Milestone mitten ins Geschehen und verschafft ihm so ein kurzweiliges aber sehr intensives Leseerlebnis. Von mir gibt es daher 4,5 von 5 Sternen und eine absolute Leseempfehlung.

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