Nicht ganz so überzeugend wie der Vorgänger
von mrs-lucky
Rezension
„Winter der Welt“ ist der zweite Band aus Ken Follets Jahrhundertsaga. Während „Sturz der Titanen“ die gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen rund um den ersten Weltkrieg erläutert und beschreibt, bildet „Winter der Welt“ einen Zeitspiegel für den Nationalsozialismus und den zweiten Weltkrieg. Man muss den ersten Band nicht unbedingt kennen, dieses Buch ist in sich abgerundet, die Kenntnis der Vorgeschichte ist jedoch hilfreich, um einige Anspielungen und Entwicklungen zu verstehen. Es tauchen die gleichen Familien auf wie in „Sturz der Titanen“, diesmal liegt der Focus jedoch auf der jüngeren Generation. Schauplätze sind erneut in erster Linie neben Großbritannien, Deutschland, Amerika und Russland, aber auch der Pazifik im Rahmen der Ausweitung des zweiten Weltkriegs. Auch in „Winter der Welt“ bildet Ken Follett die Geschichte und ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft anhand einiger ausgewählter Familien ab. An einigen Stellen wirkt die Geschichte etwas sehr konstruiert, so viele zufällige Zusammentreffen kann es gar nicht geben, andererseits kann Follett so die Anzahl der auftretenden Personen überschaubar halten. Und zumindest ist der Politik ist es glaubhaft, das der elitäre Kreis der Verantwortlichen und der Berater beschränkt ist.
Meiner Meinung nach erreicht „Winter der Welt“ nicht die Klasse seines Vorgängers. Während ich in „Sturz der Titanen“ viel über die Geschichte gelernt habe und beispielsweise das erste Mal die Umstände um den Ausbruch des ersten Weltkriegs wirklich verstanden habe, wirkt „Winter der Welt“ eher oberflächlicher und wie ein Familien- bzw. Liebesroman vor historischer Kulisse. Es gibt Einblicke in geschichtliche und politische Entwicklungen und Verhandlungen, es gibt dramatische Einblicke in die grausame Denk- und Handlungsweise der Nationalsozialisten ebenso wie der Kommunisten, dennoch bietet der Roman nichts wirklich Neues. Das mag mit daran liegen, dass die Aufklärung rund um die Ereignisse des zweiten Weltkriegs umfangreicher ist, bei mir hat dieser Band zumindest einen weniger deutlichen Eindruck hinter lassen. Die Charaktere wirken austauschbarer und weniger charismatisch als im ersten Band. Insgesamt muss ich jedoch sagen, dass Follett es in diesem über 1000 Seiten zählenden Roman schafft, den Spannungsbogen weitgehend hoch zu halten.