Cover des Buches OstfriesenKiller (ISBN: 9783596512461)
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Rezension zu OstfriesenKiller von Klaus-Peter Wolf

Ann Kathrin - Allein zu Haus

von Elefantino vor 9 Jahren

Rezension

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Elefantinovor 9 Jahren
Für Ann Kathrin Klaasen, Hauptkommissarin bei der Kripo in Aurich, Ostfriesland, kommt es knüppeldick. Eine unheimliche Mordserie, der Mitglieder der Behinderten-Hilfsorganisation "Regenbogen" zum Opfer fallen, hält das sonst eher beschauliche Ostfriesland in Atem. Die Motivlage ist unklar: Lebt ein rechtsextremer Täter Ressentiments gegen behinderte Menschen und ihre Betreuer aus? Oder versucht ein Angehöriger die Einflußnahme von "Regenbogen" auf die gehandicapten Mitbürger und ihre Vermögensverwaltung zu beenden?

Zeitgleich hat Ann Kathrin ihren Gatten des Ehebruchs überführt und sieht sich mit dessen Auszug aus dem gemeinsamen Haus konfrontiert. Ungleich schwerer trifft sie, dass sich Sohn Eike für ein Leben beim Vater und dessen Freundin entscheidet...

Klaus-Peter Wolf hat mit Hauptkommissarin Klaasen einen ungewöhnlich authentischen Charakter geschaffen. Eifersucht, Verletztheit und seelische Qualen der betrogenen Ermittlerin werden so eindringlich beschrieben, dass sie für den identifikationsbereiten Leser fast physisch spürbar werden.

Der Autor erzählt eine ungewöhnliche Kriminalgeschichte, die auch von der sexuellen und finanziellen Ausbeutung behinderter Menschen handelt. Das ist umso interessanter, als Wolf selbst ehrenamtlich einem Hilfsdienst für Behinderte vorstand; man hofft, dass das Beschriebene ein Produkt der Phantasie und nicht eigener Erfahrungen ist.

Kleine Schwächen kosten in meiner Bewertung dieses rundum gelungenen Krimis den fünften Stern:

Einem Vereinsvorstand, der die Gelder seiner Schutzbefohlenen in "Aktien und Put-Optionsscheinen" anlegt, würde in Wirklichkeit schnell das Handwerk gelegt werden, da es sich hierbei nicht um mündelsichere Anlagen handelt, und geistig behinderte Menschen die Tragweite solcher Geschäfte nicht überblicken können; wer treuhänderisch so handelt, würde sich strafbar machen.

Unheilsschwangere Mitteilungen wie "Ulf Speicher wusste nicht, dass er nur noch vier Stunden zu leben hatte" oder "Er hatte noch genau 70 Minuten zu leben" sind überflüssig und erhöhen die Spannung nicht. Klingt irgendwie nach Ede Zimmermanns Kommentaren zu seinen alten Aktenzeichen-XY-Filmchen...

Fazit: Stimmiger Ostfriesland-Krimi vor interessantem Hintergrund. Die lebensechte Kommissarin Ann Kathrin Klaasen gibt ihr gelungenes Debüt. Lesen lohnt sich!
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