Cover des Buches Taxi zum Nordkap (ISBN: 9783943121926)
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Rezension zu Taxi zum Nordkap von Klaus Heimann

Crime meets Roadstory!

von Floh vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Ein toller Geheimtipp für Krimifans, Skandinavienliebhaber und Freunde des Ruhrpotts und galantem Humor samt Spannung!

Rezension

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Flohvor 9 Jahren
Norwegen, das Land der vielen Fjorde, der Trolle, der Elche, der Einsamkeit, der Postschiffe und idyllischen Holzhäuser. Und genau dieses unbescholtene Land hat sich Autor Klaus Heimann für seine spannende Roadstory, seinen Krimi und dem Ruhrpottflair-Gegensatz ausgesucht. In „Taxi zum Nordkap“ treffen Fernweh, Spannung, Ironie und ganz viel Charakter aufeinander und bescheren ein besonderes Lesevergnügen mit vielen interessanten Facetten. Und das nicht nur, da die skandinavischen Länder für besten Thriller- und Krimistoff sorgen, sondern auch, weil der Autor Norwegen und auch die Fahrwege zum Ziel Nordkap und die ländertypischen Gepflogenheiten nur zu genau kennt, zudem gibt es Ruhrpott satt und diese Gegensätze zeichnen diesen Krimispaß aus. All seine Einflüsse und Erfahrungen hat Klaus Heimann galant einfließen lassen und so einen atemberaubend spannenden und nahezu realistischen Krimi am Steuer eines Taxis entstehen lassen. Erschienen im Edition Oberkassel Verlag (http://edition-oberkassel.de/)

Inhalt:
"Ein Mann mit einem Koffer voller Geld erscheint eines Morgens neben Rainers Taxi. Der Essener Taxifahrer zögert nicht lange: Er nimmt den Auftrag an. Einmal Nordkap bitte. Am zweiten Abend wird Rainers Fahrgast – von ihm unbemerkt – durch einen anderen Mann ersetzt. Ebenso an den darauffolgenden Tagen: Aus dem Nichts heraus tauchen die merkwürdigsten Gestalten auf. Tagsüber schlafen sie auf der Rückbank des Taxis, abends servieren sie ihrem Fahrer abenteuerliche Geschichten über das Geld und die Gründe für ihre Nordkapfahrt. Für Rainer wird die Tour zum Alptraum.“

Zum Schreibstil:
Der Autor Klaus Heimann besitzt einen so herrlichen und herzhaften Schreibstil, dass er gleich zu Beginn all meine Sympathiepunkte erhaschte. Klaus Heimann hat das große Talent und schriftstellerische Können, mörderische und beklemmende Spannung mit einem wunderbar abgestimmten Schuss Komik, Humor, Zynismus und herzhaften Dialogen zu vereinen, denn der Autor nutzt unter anderem den typischen Schreibstil für einen gelungenen Krimi, denn er legt stets Spuren, die den gespannten und gebannten Leser nahezu in den Wahnsinn treiben, er sorgt für Irrungen und Wirrungen, streut stimmige Handlungsstränge und lässt den Leser an den Ermittlungen aktiv teilhaben und mit dem Taxifahrer und Essener Rainer an den Erzählungen verzweifeln. Zudem überzeugt der Autor K. Heimann mit einer gewaltigen Portion Komik, Ironie, Schlagfertigkeit und Humor. Er zeigt Mut und formt erfrischende Dialoge mit ruhrpöttischem Lokalcharakter und erzeugt herzhaftes Bauchmuskelzucken beim Lesen und Ermitteln. Durch seine sympathischen und teils weniger sympathischen aber ausgesprochen einzigartig-eigenwilligen Protagonisten, allen voran natürlich Rainer und die reisenden Bolles, erzeugt Klaus Heimann gleich ein Sympathiefeld und man wird Eins mit den toll gezeichneten Charakteren aus dem Buch. Autor Heimann schreibt sein Buch in einer Art Roadstory, verleiht skandinavischen Charakter und eine große Portion Ruhrpottkrimi. Sein Buch macht auf eine besondere Art sehr neuartig und andersherum bedient er den Krimiliebhaber mit Altbewährten. Hier gibt es gekonnte sprachliche Experimente in Form von wunderbar ironischen und patzigen Regional-typischen Dialogen und die gute alte und solide Kunst des Schreibens, gewürzt mit Ironie und Sarkasmus. Sehr gut gemacht und toll präsentiert. Autor Heimann wartet mit einem Krimi auf, der auch ohne übertriebene Morderei und Blut gut unterhält und für Lesevergnügen, unheimlich viel Witz, Landcharakter und ganz viel Humor sorgt, dennoch mörderisch hochspannend und für sich komplex wirkt. Er schreibt flott, flüssig, humorig und trifft den Nerv der Zeit und lässt die Bauchmuskeln zucken. Seine Art macht Lust auf mehr und man freut sich auf eine Fortsetzung.

Schauplätze:
Bei der Wahl, der Zusammenstellung und vor allem bei der Umschreibung der Schauplätze hat mich Klaus Heimann mehr als überrascht. Dass ich Norwegen in seiner Facette präsentiert bekomme, damit hatte ich gerechnet. Aber der Autor geht noch einen Schritt weiter, er weitet seinen Kriminalfall weiter aus und lässt auch das Ruhrgebiet und weitere Landstriche auf seiner Taxifahrt real werden. Neben den tollen Kulissen dürfen wir einen Blick hinter die Kulissen einiger Behörden werfen, wir erleben Natur, Wetter, Tag und Nacht und die unglaublichsten Geschichten in lebendigen Bildern (nicht immer nett anzusehen, aber hier gibt es Kopfkino pur!). Der Autor bietet daher einen breiten Fächer aus abwechslungsreichen Handlungsorten und Einflüssen. Glanzstück ist und bleibt dennoch diese einmalige Atmosphäre und das Flair Norwegens und der Weg dorthin. Hier spürt man die Liebe zum Land des Autors. Hier verdient der Autor von mir absolutes Lob. Er hat einen rasanten Krimi erschaffen, mit einer sehr treffenden Auswahl an Schauplätzen im Bereich Korruption, Mafia, Polizeiarbeit, Intrigen, Inszenierungen, Schmuggel und Ermittlung. Klaus Heimann definiert seine Schauplätze mit Details, das Buch erzeugt Bilder und erinnert stark an Roadmovie und großes Kino. Orte, an denen ich als Leser noch nie war, werden mir so nahe gebracht wie meine eigene Hosentasche. WOW, hier bietet unser Autor eine Fülle aus ganz besonderen und erschütternden Schauplätzen und Umfeld, ohne diese besondere Stimmung auf der Fahrt zum Nordkap zu ruinieren. Der Autor hat ein feines Händchen dafür, die Leser mitzunehmen, auf lebensgefährliche Zusammenhänge, auf Rachefeldzüge und komplexen Befragungen und Geschichten.
Viele atemberaubende Sequenzen und spannende Passagen bringen den Leser aufgrund der Authentizität zum Atemstillstand und zum Adrenalinkick!

Charaktere:
Zu den Schauplätzen, hat der Autor auch bei der Wahl der Charaktere aus den Vollen geschöpft und zu seinem umfangreichen Portfolio an Schauplätzen auch gleich die Passenden Protagonisten, kriminellen Vereinigungen, Widersacher, Helfer, Opfer und Mitwisser erschaffen. Zunächst lernen wir natürlich unseren sympathischen Taxifahrer Rainer kennen. Rainer kommt aus Essen, ist 57 Jahre alt und wird von Fernweh geplagt. Als ihm dann eine ganz besondere Taxifahrt bevorsteht sagt er nicht nein. Ein Fehler seines Lebens? Oder die Reise seines Lebens? Oder gar beides? Wir lernen Rainer auf dieser Taxifahrt kennen, Teile seines Privatlebens und seine bisher er ruhigeren Umstände seiner Dienststelle. Ein sympathischer Typ, der mich gleich positiv mit in die Handlung genommen hat. Doch Rainers Taxigast scheint ein Geheimnis zu bergen und jeden Morgen wird ihm eine andere Geschichte, ein anderer Beweggrund für diese lange Fahrt aufgetischt. Von einem anderen Fahrgast unter selben Namen…. In diesem Fall um Rainers Fahrt mit dem dubiosen Gast lernen wir auch das, durch die Besonderheit des Falls in einer Taxifahrt, das neu strukturierte Polizeiaufkommen kennen, eine Mischung aus anderen Instanzen, Behörden und Zuständigkeiten. Neben den natürlich wichtigen Nebenrollen und Zeugen, treffen wir auch auf viele Gegenspieler, die an einer skrupellosen Organisation arbeiten und mitwissen und einen skurrilen Plan verfolgen. Rainer mittendrin. Der Autor Heimann hat Protagonisten erschaffen, die alltäglicher, teils erschreckender und realer nicht wirken können. Gerade der Hauptcharakter Rainer ist eine Person, mit der man als Leser sofort per DU ist. Die Bolles und die Geschichten werden den Leser beherzt überraschen und die Wendung im Showdown lässt den Atem stocken. Ein absolut typisches Bild aus allerlei Schichten und Gesinnungen, Persönlichkeiten und Menschen die sich gern in den Fokus stellen. Gleich zu Beginn ermöglicht der Autor seinen Lesern ein klares Bild der einzelnen Persönlichkeiten und bietet zusätzlich eine gelungene Auswahl an Nebenrollen. Manche wird man bis zum Ende nicht mögen, manche werden den Leser überraschen, und manche sind im großen Showdown gar nicht mehr am Leben. Das Auftauchen und die Erzählungen der Bolles kann schon sehr verwirrend sein, aber all diese Anekdoten sind auch nicht wegzudenken und formen diesen sympathisch-spannenden Krimi.
Gekoppelt mit einer tragischen Entdeckung und einer dramatischen Tragödie, wirken alle Personen sehr gut geschildert und verkörpern ihren Part im Krimi gekonnt.


Meinung:
Manches wirkte auf mich sehr beklemmend und ich musste beim Lesen häufig meinen Blickwinkel verstellen, das hat mir wirklich gut gefallen. Ein grandioser Krimi, mit viel Nervenkitzel, ausgesprochener Recherche, viel Hintergrund und Rasanz. Grandiosem Schauplatzflair und einer „Urlaubsreise“ in einem Taxi zum Nordkap. Hier liest man das Wissen und die Erfahrung des Autors durch seine Recherche und seinem Erlebten. Sehr actiongeladen, spannend und politisch, dennoch idyllisch und traumhaft schön. Ich wurde unterhalten, geschockt, erschüttert und mit Nervenkitzel versorgt. Hier gibt es Hochspannung auf großem Niveau in vielerlei Hinsicht! Komplex und überraschend! Die Tiefe des Mordgedanken, der Inszenierung, des Mordkomplotts und der Skrupellosigkeit von Handlangern und der Behörden wird man mögen und auf sich wirken lassen. Vielleicht nicht immer von leichter Kost. Sternabzug gibt es von mir wegen der verwirrenden Geschichten um Bolle und Bolle. Hier hatte ich stellenweise Schwierigkeiten den Faden zu behalten und nicht die Ereignisse zu würfeln. Ein etwas kleines Schriftbild, die das Lesen etwas anstrengend machte, da auch das große Aufkommen an Informationen, Schauplätzen und Personennamen Aufmerksamkeit erfordert, und so etwas mühsam erscheint. Man wird jedoch mit einer sagenhaften Geschichte entlohnt.

Kritikpunkte:
Meine einzige Kritik bezieht sich auf die Charaktere der Bolle I, Bolle II, Bolle III und Co. Hier hatte ich stellenweise arge Probleme diese, zwar recht unterschiedlichen, Geschichten auseinanderzuhalten und nicht zu würfeln.

Der Autor:
"Klaus Heimann, Jahrgang 1959, lebt in Essen und arbeitet als Controller. Schon als Jugendlicher liebte er es, anderen Kindern Märchen oder aus dem Stegreif erfundene Geschichten zu erzählen. Die Lust am Erzählen begleitete ihn ins Erwachsenenalter und er begann mit dem Schreiben. Bisher verfasste er Kurzprosa, Lieder, ein Kindermusical und mehrere Romane. Als Skandinavien-Fan fließen immer wieder Perspektiven auf den hohen Norden Europas in sein Schaffen ein."

Zum Cover:
Das Cover spricht mich persönlich nicht an. Hätte mich nicht das Schlagwort „Nordkap“ vom Titel angelacht, wäre ich wahrscheinlich gar nicht auf dieses Buch aufmerksam geworden. Aber so habe ich dem Buch die Chance eines zweiten Blickes gegeben und bin sehr froh diesen Krimi genossen zu haben. Ein Geheimtipp. Stimmig gewählt zeigt sich der interessante und vielversprechende Titel und Klapptext.

Fazit:
Wer Nervenkitzel liebt, Humor in einem Krimi nicht scheut, sich von gelungener Recherche fesseln lassen will, detaillierte Schauplätze gen Norden liebt, der muss dieses Krimiwerk lesen und sich in den Zeilen und Geschichten auf der Taxifahrt verlieren. Er wird es lieben und bewundern! Für Skandinavien-Liebhaber ein MUSS!





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