Cover des Buches Nennen wir sie Eugenie (ISBN: 9783956670619)
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Rezension zu Nennen wir sie Eugenie von Maria Braig

Unfassbar berührend und bewegend. Sehr informativ und faktenreich!

von Floh vor 10 Jahren

Kurzmeinung: Eine wahre Geschichte, die so nah erzählt ist und mit vielen Unglaublichkeiten sehr bewegt und erschüttert.

Rezension

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Flohvor 10 Jahren
Durch eine Empfehlung bin ich zu diesem ganz besonderen Buch gekommen. Auch wenn mir die Thematik zunächst befremdlich erschien, so muss ich nun gestehen, dass die Autorin Maria Braig mit "Nennen wir sie Eugenie" ein sehr bewegendes und tiefsinniges Schicksal zu Papier gebracht hat, eine Geschichte, die das Herz berührt und aufklärt. Ich habe noch nicht allzu oft eine Rezension zu einer wahren Lebensgeschichte verfasst. Ich muss zugeben, dass es mir auch hier wieder einmal nicht leicht fällt, dass Niedergeschriebene und das Verfassen des Erlebten zu bewerten.

Zum Inhalt:
"Dieser Roman beruht auf einer wahren Geschichte: Eine junge Frau aus dem Senegal flieht aus ihrer Heimat, weil ihre Liebe zu einer anderen Frau nicht geduldet wird und sie mit einem Mann zwangsverheiratet werden soll. Sie flieht nach Deutschland, wo sie Schutz und Hilfe erhofft und um Asyl bittet. Sie gerät in die Mühlen des Asylverfahrens: Anhörung, Unterbringung in einer heruntergekommenen Sammelunterkunft, Residenzpflicht, schlechte Lebensbedingungen aufgrund des Asylbewerberleistungsgesetzes. Sie lernt andere Flüchtlingsschicksale kennen und durchlebt alle Facetten menschlicher Gefühle in einer Welt, die ihr zugleich Freiheit verspricht und Ausgrenzung vorlebt. Als sie schließlich abgeschoben werden soll, muss sie eine ganz eigene Entscheidung treffen."

Handlung:
In diesem Roman steht die junge Senegalerin Eugenie stellvertretend für viele Schicksale von Flüchtlingen. Jeder hat sein eigenes Erlebtes und Widerfahrendes zu verarbeiten. Eugenies Geschichte beruht auf einer wahren Tortur und einem wahren Leidensweg durch viele Hindernisse behördlicher, familiärer, kultureller und sozialer Art.
Die Protagonistin flieht aus dem Senegal, sie liebt eine Frau, und soll aber mit einem ihr versprochenen Mann Zwangsverheiratet werden. Sie erlebt schlimmstes und erleidet seelische und körperliche Gewalt. Sie flieht, will ein neues Leben. Ein Leben in Freiheit, und ohne Angst. Ihr Ziel ist Deutschland. Hier steht sie vor den nächsten Problem, die unsägliche Bürokratie, die schlechten Bedingungen und die unwürdigen Asylbestimmungen. Hier erfährt der aufmerksame Leser, wie es wirklich hinter den Kulissen läuft. Erschreckend. Doch Eugenies Asylantrag wird abgelehnt....


Meinung:
Ich bin sehr bewegt und auch gerührt. Ich bewundere den Mut und auch den Willen der Autorin, diese Geschichte zu veröffentlichen. Der Fall von Eugenie ist das, was Tag täglich in Deutschland und auf der Welt vielen Menschen widerfährt. Sie stoßen auf Ablehnung, erhalten Gewalt, werden bevormundet und nicht akzeptiert, sie müssen ihr Leben opfern, um ein vielleicht noch schlimmeres Leben zu führen. Die Autorin Maria Braig hat hier sehr schön den Blick hinter die Kulissen gewagt. Sie zeigt den Behördenkrieg, den sozialen Stand, die Tücken der Homosexualität, die Macht der Kultur und den Druck der Familie, die Not des Fliehens und die Hilflosigkeit in einem fremden Land.
Maria Braig verarbeitet aber nicht nur Eugenies Schicksal, nein sie hat mit ihrem Roman einen sehr tiefgründigen Denkanstoß gegeben. Sie gibt klare und schonungslose Einblicke in die Emotionen, Gedanken und in Eugenies Seele, schildert Erlebtes, gibt indirekt Tips und Hilfestellung. Sie schreibt sehr klar und verständlich. Man spürt ihr ganzes Herzblut in ihrer Arbeit.
Dieses Buch hat mich berührt, informiert und meinen Blickwinkel auch in andere Ecken gelenkt. Ich wurde unterhalten und habe dieses Buch binnen knapp zwei Tagen durchgelesen. Ich kann es nur jedem gerne empfehlen. Es ist nicht nur etwas für Betroffene, nein, dieses Buch sollte und kann von jedem gelesen werden.

Die Autorin:
"Maria Braig, Jahrgang 1957, lebt in Osnabrück. Sie studierte Germanistik, Theaterwissenschaft, Geschichte und Empirische Kulturwissenschaft. Sie engagiert sich sozialpolitisch (Umwelt- und Freidenspolitik, Asyl- und Menschenrechtsarbeit), so auch für 'One Billion Rising' - Rising for Justice - Aufstehen für das Recht - Aufstehen für Gerechtigkeit."

Das Cover:
Sehr stimmig zum Inhalt des Buches. Jedoch hätte es nicht meine Aufmerksamkeit erregt. Die braune Farbgestaltung passt toll zur Handlung und zur Herkunft der Protagonistin.

Fazit:
Eine ganz besondere Empfehlung für Leser, die vielleicht in einer ähnlichen Situation stecken oder auch ganz unverbindlich Interesse an soziale Gesetze und fremde Kulturen haben.
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