Daria hat ihren Mann getötet und verbüßt deshalb eine Haftstrafe. Sie schildert, wie die Spiele, in denen Dritte in die Ehe gelassen wurden, entgleiten. Aus den Fragmenten entsteht allmählich ein Bild; daneben beschreibt sie den Gefängnisalltag. Wie sehr die Isolation aber die Wahrnehmung ändert, zeigt sich durch einen brillanten Twist am Ende des Romans. Starker Tobak, mitnehmend geschrieben - hat mich angepackt und ist mir bis heute nicht aus dem Kopf gegangen.
Maria Nurowska
Lebenslauf
Quelle: Verlag / vlb
Alle Bücher von Maria Nurowska
Briefe der Liebe
Der russische Geliebte
Ein anderes Leben gibt es nicht
Tango für drei
Ehespiele
Postscriptum für Anna und Miriam
Jenseits ist der Tod
Briefe aus Katyn
Neue Rezensionen zu Maria Nurowska
Es ist ein polnisch-jüdisches Frauenschicksal, das die Warschauer Autorin Maria Nurowska auf 200 Seiten fesselnd erzählt. Sieben Briefe schreibt Elzbieta Elsner an ihren Mann. Sie offenbart ihm darin ihr Schicksal und schildert ihre tragische Vergangenheit. Als Tochter einer Deutschen und eines Juden wächst sie mit ihrem Vater im Warschauer Ghetto auf. Ein SS-Offizier verliebt sich in sie und verhilft ihr nach dem Tod des Vaters zur Flucht. Unter falschem Namen fängt Krystyna Chylinska ein neues Leben an. Bei einer alten Frau untergekommen, kümmert sie sich um deren Enkel und schafft es, sich im kommunistischen Polen der Nachkriegszeit eine Existenz aufzubauen. Mit größter Anstrengung gelingt es Krystyna, in einer Zeit die geprägt ist von Denunziationen, Verfolgung und wirtschaftlicher Not, jahrelang ihre Identität zu wahren. Sie kämpft gegen die Schatten ihrer Vergangenheit an, die sie immer wieder einzuholen scheinen. Als der Vater des Kindes aus dem Krieg zurückkehrt, findet Krystyna in dem Kardiologen und patriotischen Antisemiten Andrzej ihre große Liebe, dem sie ihr Geheimnis jedoch niemals anvertrauen kann. Es ist die Geschichte einer Liebe, die von Zärtlichkeit, aber auch der Angst geprägt ist, die Wahrheit zu offenbaren und ihre erschaffene Welt im Moment des Friedens einstürzen zu lassen. Kann Liebe Überzeugungen überwiegen?
Maria Nurowska stellt ihre Figuren äußerst stimmig und psychologisch glaubhaft dar, die Handlung zeigt Stringenz ohne in Schwarz-Weiß-Malerei zu verfallen. Jede Wendung wirkt stets realistisch, die vielen Zeitsprünge nicht störend, sondern eher der Nachvollziehbarkeit zuträglich. Nurowska flicht liebevoll poetische Abschnitte in die Konstruktion eines schrecklichen Schicksals ein, verbindet persönliche Erlebnisse der Protagonistin mit Zeitgeschichte von 1944-1968 und einer Abhandlung über Verantwortung, Lüge, Gewissen, Schuld und Vergebung. Ein eindrücklicher Roman und die wohl schönste und auch traurigste Liebesgeschichte, die ich immer und immer wieder lesen könnte. Große Empfehlung!
Rezension zu "Briefe der Liebe" von Maria Nurowska
Zu Anfang war ich etwas verwirrt, da die Geschichte in mehreren Briefen erzählt wird. Aber schon der 2. Brief wurde in romanform geschrieben und man war sehr schnell in der Geschichte drin. Das Buch liest sich schnell und flüssig, ist aber nur mässig spannend. Dafür wirft es ein interessantes Licht auf die Kriegs- und Nachkriegszeit in Polen anhand der Geschichte einer Familie.
Krystyna überlebt das Warschauer Ghetto, indem sie sich für Essen prostituiert hat und schafft es, dieses zu verlassen. Sie taucht unter falschen Namen unter und findet Unterschlupf bei einer älteren Frau. Als diese stirbt, kümmert sie sich weiter um deren Enkel. Eines Tages steht der Vater des Kindes vor der Tür...
Krystyna hat ihr Leben lang Angst, dass ihre Vergangenheit und Herkunft ans Licht kommt. Sie kann sich nicht mal dem Mann, den sie liebt anvertrauen, da dieser eher antisemitisch eingestellt ist. Aber sie schreibt sich ihre innere Not, ihre Liebe, ihre Sorgen und Konflikte von der Seele in Form von Briefen an ihren Mann, die sie ihm aber nie zu lesen gibt. So erfährt der Leser von ihrem Schicksal und Werdegang und dadurch auch von der Zeit 1939-1968 in Polen. Das Hauptaugenmerk liegt jedoch auf Krystynas persönlicher Geschichte und den mit ihr verbundenen Menschen und Schicksalen.
Vor allem Marias Schicksal hat mich erschüttert, aber auch alle anderen Figuren sind gut dargestellt. Krystynas Gedanken, Gefühle und Handlungen kann ich jedoch nicht immer nachvollziehen, was aber sicher auch daran liegt, dass ich in einer völlig anderen Zeit lebe. Ich glaube dieses Buch spiegelt den Zeitgeist jener Tage ganz gut wieder.
Ein interessanter Frauenroman, vor geschichtlichem Hintergrund.
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