Rezension zu "Marie - das Mädchen mit den dunklen Augen" von Marieluise Bierbaum
Marlene war auf der Beerdigung ihrer Großmutter Marie. Das Kind hatte sich immer wohlgefühlt bei der Großmutter, die ihr gern aus ihrem Leben erzählt. Nun ist ihr eine große Kiste geblieben. Als die Kiste ausgepackt wird, findet sich am Boden eine alte Geige mit einem in zwei Teile zerbrochen Bogen. Wie kam die Bäuerin zu der Geige?
Vor meinen Augen als Leser entsteht nach und nach ein Leben, das im 19. Jahrhundert begann. Marie war die jüngste Tochter des Großbauern Ernst Friedrich. Nach dem Gesetz in Westfalen erbte das jüngste Kind den väterlichen Hof. Dazu wurde Marie erzogen. Sie war anders als ihre Schwestern. Sie hatte dunkle Haare und dunkle Augen, nicht die blonden der Mutter und deren blaue Augen. Eine Erbkrankheit sorgte dafür, dass alle ihre Brüder die Geburt nur einige Tage überlebten.
Die Autorin beschreibt das Bauernleben der damaligen Zeit sehr realistisch. Der Vater bestimmte, was geschah. Gefühle spielten keine Rolle. Die Mutter ordnete sich unter. Marie spürte oft die strenge Hand des Vaters. Dabei konnte der Vater durchaus im Rahmen seiner Möglichkeiten Mitgefühl zeigen. So sorgte er für die drei Kinder seines Freundes, als diese als Waisen zurückblieben. Marie hielt sich oft bei der Hebamme des Dorfes auf. Dort durfte sie fröhlich sein und lernte Kirchenlieder. Sie war musikalisch begabt.
Maries Leben wird in einzelnen Episoden aufgeblättert. An manchen Stellen hätte ich mir mehr Ausführlichkeit gewünscht.
Das Buch lässt sich zügig lesen. Marie hatte schnell meine Sympathie. Ihre Stärke, auch die Tiefen des Lebens durchzustehen, hat mich beeindruckt. Ihr Glaube trägt sie durch Ungerechtigkeit, Schmerz und Leid. Es ist nur das Familiengeheimnis, es ist auch Maries Auftreten, das den harten Panzer um das Herz des Vaters durchlässig macht. An vielen Stellen wird deutlich, dass Marie für ihre Umgebung zum Segen wurde.
Das Cover mit dem jungen Mädchen in bäuerlicher Atmosphäre passt zum Inhalt.
Das Buch hat mir sehr gut gefallen. Auf anschauliche und berührende Weise gelang es der Autorin, mich in das Leben von Marie eintauchen zu lassen.