Cover des Buches Menschenfischer (ISBN: 9783942672191)
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Rezension zu Menschenfischer von Markus Veith

Sehr nett, aber eben nur sehr nett. Eine besondere Umsetzung des Thriller, die wenig Pfiff besitzt!

von Floh vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Eine völlig neue Art des Thriller. Eine ganz spezielle Umsetzung, die man mögen sollte. Etwas mau für mich. 3,5 Sterne für den edlen Kern!

Rezension

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Flohvor 9 Jahren
In jedem Dorf, in jeder Gemeinde, in jeder Stadt oder Großstadt gibt es sie: Die sonderbaren, angsteinflößenden und mit Geschichten stigmatisierten Menschen. Menschen, die anders sind, die für Schauermärchen und Gerüchte sorgen. Thrillerautor Markus Veith hat sich diesen Fakt zum Anlass genommen und mit "Menschenfischer" einen Thriller erschaffen, der von seiner Art der Umsetzung, des Verlaufs und der Perspektive einmal ganz anders und ganz neu gelesen wird.
Erschienen im OCM Verlag (http://ocm-verlag.de/)

Inhalt:
"Kurz vor Ostern wird der Volontär Patric spontan und unvorbereitet in ein Interview geschickt. Die Künstlerin Elisa Hain will die Hintergründe des Rosenmontagsanschlags aufdecken, der Wochen zuvor verübt wurde. Bei dem noch nicht identifizierten Todesopfer, so behauptet sie, handele es sich um ihre Nichte Susanne. Während die Künstlerin den bizarren Leidensweg ihrer Nichte beschreibt, führt sie den Volontär zu Orten, an denen sich Susannes Lebensgeschichte zugetragen haben soll. Patric bemerkt, dass Elisa panisch auf stadtbekannte Gestalten reagiert, die allgemein als Spinner belächelt werden. Schließlich weiht sie Patric in das mysteriöse Wirken des „Klubs der Menschenfischer“ ein, in dessen Kreis auch Susanne aufgenommen worden war. Sie hatte eine Geheimidentität entwickelt: die „Eule“. Durch ihre Liebesbeziehung mit dem „Prediger“, einem Ex-Menschenfischer, zerstritt sich Susanne mit dem Geheimbund, was zu einem skurril-dramatischen Kleinkrieg führte, der darin gipfelte, dass Susanne bei jenem Bombenanschlag ums Leben kam. Da Patric Beweise verlangt, führt Elisa Hain ihn zum abgelegenen Klubhaus der Menschenfischer. Eine grausige Entdeckung lässt ihn Hals über Kopf flüchten. Der Thriller „Menschenfischer“ handelt von einem großen Gerücht und von Menschen, die anders sind. Jeder kennt sie, es gibt sie überall. Sie sind stadtbekannt, fallen durch ihre verschrobenen Spleens und seltsam anmutenden Eigenarten auf. Ist es möglich, dass diese Menschen mehr als nur ihre Andersartigkeit verbindet?"

Handlung:
Autor Markus Veith begibt sich mit seinem Thriller "Menschenfischer" in eine absurde, skurrile, unglaubliche und beängstigende Welt aus Verschwörung, Wahn und Wirklichkeit, Glaube und Unglaube, Gott und Teufel, Sünde und Sühne, Besessenheit und Abhängigkeit und den Verlust von Sein oder nicht Sein. Mit seinen Protagonisten Patric, Elisa Hain, Britta, Brechtmann und dem Bombenangriff auf Elisas Nichte Susanne Nemus erschafft der Autor eine unglaubliche Welt, ein sagenhaftes Konstrukt aus besessenen und kranken Psychen und aus der perfiden Welt eines Klubs der Menschenfischer. Elisa Hain sucht den jungen Volontär Patric auf, um sich ihn anzuvertrauen, sie muss ihre Geschichte endlich erzählen. Im Laufe der Handlung begleiten wir Patric und Elisa zusammen auf dem Weg nach Beweisen und Orten, die diese sonderbare und unmögliche Geschichte belegen. Patric wittert seinen großen Coup, doch diese Geschichte wird ihn selbst verändern....
Starke Psychopathen und Soziopathen gibt es in fast jedem Thriller, aber ich kann versichern, dass es in keinem Thriller eine so verkorkste und unglaubliche Story gibt, um die sich hier alles dreht und wendet. Zitate großer Philosophen, Bibelverse, heilige Personen, die Kirche, der Glaube, Macht und Dummheit...

Schreibstil:
Der Schreibstil ist unter anderem dass, was das Buch zu dieser Besonderheit macht, jedoch muss man diese neuartige Umsetzung in einem Buch mögen, bzw. sich darauf einlassen können. Der Autor Markus Veith hat hier einen Stil geschaffen, den ich so noch nie gelesen habe. Das Lesen gestaltete sich so zu einer ganz neuen und anderen Art des Lesens, aber leider konnte ich mit dieser Umsetzung nicht warm werden. Mein persönlicher Geschmack traf der Autor damit nicht, aber ich bin mir sicher, dass er damit viele viele Leser begeistern wird! Markus Veith berichtet aus wenigen Handlungssträngen und eröffnet Schritt für Schritt die sagenhafte Story um den Bombenattentat kurz vor Ostern. Der Thrillerautor berichtet aus Sicht der aufgeregten Elisa Hain zusammen mit dem jungen Volontär Patric, wie sie beide den Spuren und Geschehnissen für Patrics Story nachgehen. Es gibt kaum Perspektivwechsel und auch die Handlungsorte wechseln nur einschleichend. Keine abrupten Wechsel oder Cuts. Alles fließt in seinen Bahnen und wird dann eröffnet, wenn es der Autor vorsieht. Er spricht die Leser mit der Story direkt an, und nimmt ihnen Fragen und Gedankengänge vorweg, jedoch gibt es wenig Raum für eigene Mutmaßungen und Prognosen. Der Leser wird in vorgegebenen Schienen durch das Buch geführt und kann wenig selbst agieren. So ist der Leser direkt im Dialog mit dem psychisch kranken Protagonisten, dem Fall, den Fakten und den Menschenfischer, als Jäger und Gejagde.
Eine weitere Besonderheit ist das weitreichende Spektrum an Wissen, was uns hier nahegebracht wird. Zu jedem Alltägllichen hat der Autor große Zitate, Verse und Botschaften großer Dichter und Philosophen, Bibelpassagen und Bekenntnisse, immer eine Anekdote, ein Nähkästchenplausch oder eine Weisheit, eine These oder einen Fakt auf Lager. Sagenhaft, das hat mich wiederrum sehr beeindruckt! Die Spannung und der Nervenkitzel sind eher flach und fließend. Hier dominieren in Sachen Thriller nicht atemberaubende Hochspannung, sondern eher groteske Genialität und Vorgehensweise. Durch sein Knowhow schreibt der Autor M. Veith klar, überzeugt, selbstbewusst und lässt durch Vielseitigkeit und Unglaublichkeit diesen Thriller so einzigartig werden. Alles andere als Mainstream, aber sehr gewöhnungsbedürftig anders.

Charaktere:
Was wäre dieses Buch ohne seine wirklich ausgefallenen und sonderbaren Protagonisten? Mit Gold nicht aufzuwiegen sind die besonders gestalteten Charaktere hier in dieser Story. Hier schöpft der Autor aus den Vollen und hat eine Welt aus tiefsten Abgründen, kranken Seelen, Soziopathen und dem zunächst unscheinbaren und harmlos anmutenden Menschenfischern geschaffen. Wenn ich ehrlich bin, so möchte ich niemandem aus dem Buch in der Realität begegnen. Wenn man denkt, der Klub der Menschenfischer seien klug, unberechenbar, unfehlbar und sehr perfektionistisch, dann irrt man sich sicher nicht, aber es gibt noch jemandem aus dem Hintergrund, der noch viel ausgebuffter ist...Eine raffinierte Auswahl an Protagonisten und Charakteren begegnen wir durch den Verlauf der Story hier in diesem Buch. Ein Hauptprotagonist, der kurzzeitig in den Hintergrund rückt und im großen Osterfinale erneut eine ganz besondere Rolle zugesprochen bekommt. Die Menschenfischer der Stadt sind sogleich als Namensgeber für das Buch vorgegeben, die vielen Vieze-Hauptprotagonisten und die schmückenden Nebendarsteller formen auf der geraden Linie der Handlung eine runde Mischung, die unerwartetes erahnen lässt und offenbart. Autor Markus Veith hat so viele Charaktere samt Psychogrammen erschaffen, die so sonderbar sind, wie keine anderen. Hier kann der Autor für mich punkten.

Schauplätze:
Irgendwo im Nirgendwo, aber bitte nicht vor der eigenen Haustüre!!! Der Autor lässt dem Leser nicht viel raum für Spekulationen und das Geschehen hätte auch genauso gut vor dem eigenen Haus des Lesers passieren können. Markus Veith wechselt nur sehr überschaubar und überlegt seine Schauplätze und Kulissen, aber diese gibt er sehr intensiv und detailliert an die Leser wieder und schafft somit immer genau die richtige und stimmige Atmosphäre, den richtigen Duft, die richtige Witterung und den passenden Flair. Autor Markus Veith beschreibt Orte, die jeder meint zu kennen und schafft somit Nähe. Hier nutzt er gern Details und kleine Alltäglichkeiten. Bizarre Orte, tiefe Abgründe, neue Welten, entsetzliche Kulissen, aber auch die gute biedere Gemütlichkeit und Geborgenheit einer scheinbar neu beginnenden Liebe kommen nicht zu kurz. Der Autor Veith bietet dem Leser einen Blick in die Welt des Glaubens, der Verschwörungen, des Geheimbundes, der Kirche, der Besessenheit und den Gefahren sich gegen diesen Klub aufzubegehren.

Meinung:
Dieser Thriller ist wirklich besondere Kost in seiner Umsetzung. Es liest sich flüssig und wie in gespurten Loipen. Ein Ausbrechen scheint kaum möglich. Der Autor lenkt und der Leser fließt im Fluß mit. Sehr neu und fremd für mich. Stellenweise liest sich dieser Thriller angenehm anspruchsvoll und ist geballt mit Alltagswissen und enormen Besonderheiten aus Zitat und Philosophie. Der Einstieg gefiel mir zunächst ganz gut, man wird direkt neugierig und beginnt an Elisa zu zweifeln, doch dann wirkte vieles auf mich einfach sehr Monoton und Trist. Hier fehlte für meinen Geschmack mehr Spannung, Nervenkitzel und Abwechslung. Kaum Tempu, Facette und wenig Rasanz. Sehr schade, das kostet mich bei einem Thriller dann doch 1,5 Sterne Abzug in der Beurteilung. Das Finale hat mich hingegen wieder sehr begeistern können, da mich diese Wendung sehr überrascht hat. Man darf neugierig bleiben! Ich verrate nichts! Ich fühlte mich vom Thrill leider nicht gefesselt, war jedoch stellenweise entsetzt und fasziniert sogleich. Ein mutiges und seltenes Spiel mit dem Wort und ein genialer Dialog mit den Lesern. Schade, dass das Buch nicht meinen Erwartungen gerecht wurde. Für einen Thriller braucht es dann doch etwas mehr, vor allem Hochspannung! Sonst hätte es für verdiente 5 Sterne gereicht, da das Buch sich abhebt, neuartig und mutig ist! Zudem hat es mich gut unterhalten und mit Wissen gefüttert. Aber es war eben nur sehr nett, aber nicht berauschend und beeindruckend vom Thrill.

Cover / Buch:
Das Buch ist absolut hochwertig und sehr schön verarbeitet. Das Schriftbild ist nach Eingewöhnung angenehm, die Kapitel nicht allzu lang.
Das Cover gefällt mir mehr als gut. Die Eule wird sich im Geschehen wiederfinden. Versprochen!

Der Autor:
"Markus Veith, in Dortmund geboren und wohnend, arbeitet seit 1997 als Schauspieler und Schriftsteller. Als Autor produzierte er Bücher, Hörbücher und Hörspiele und wurde mit mehreren Preisen und Nominierungen geehrt.
Während seiner Bühnentätigkeit spielte er deutschlandweit in vielen Theater-Genres: Klassiker, Dinner-Theater, Musical, Kindertheater, Kabarett, Rezitation.
Mehrere seiner eigenen Theaterstücke fanden auf die Bühne, bei einigen führte er selbst Regie. Seit 2010 spielt, schreibt und inszeniert er für den Fränkischen Theatersommer; so entstanden die Kindertheaterstücke "Max & Moritz" und "Pinocchio" nach seiner Bearbeitung, ebenso sein Solo-Stück "Ein jeder Narr tut was er will", sowie "Eulenspiegels Enkel", welches auch als Buch erschienen ist. Im Frühjahr erschien sein neuer Thriller "Menschenfischer".
Mehr unter www.veithstanz.de"

Fazit:
Kein Mainstream, ein ganz besonderer Thriller der gerne auch 5 Sterne verdient hätte, wenn er denn dem Genre Thriller in Sachen Spannung und Nervenkitzel und Abwechslung gerecht geworden wäre. So vergebe ich faire 3,5 Sterne für dieses neuartige Werk!
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