Cover des Buches Die Bücherdiebin (ISBN: 9783442373956)
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Rezension zu Die Bücherdiebin von Markus Zusak

Viele Informationen über die Zeit des Zweiten Weltkrieges.

von Sommerregen vor 10 Jahren

Rezension

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Sommerregenvor 10 Jahren
Der Roman "Die Bücherdiebin" wurde von Markus Zusak geschrieben und im Jahre 2005 beim Blanvalet-Verlag veröffentlicht. Zentrales Thema ist die Liebe zu Büchern, die die Protagonistin Liesel Meminger in der Zeit des Zweiten Weltkrieges in "Nazi-Deutschland" entwickelt.
Als Erzähler fungiert der Tod, der in dieser schweren Zeit immer präsent war. Hierbei kommt die Frage auf, ob der Tod nicht eine sehr düstere und hinterlistige Weltansicht und Erzählweise hat, hierzu später mehr.




Das Thema des Buches hat mich sehr angesprochen, da ich zu Beginn des Lesens schon wusste, dass Liesel eine besondere Bindung zu Büchern aufbauen würde, was mir sehr sympathisch erscheint. Zustande kam dieses "Vorwissen" dadurch, dass der Tod, als allwissender Erzähler, immer auf die spätere Handlung eingeht und somit schon in den ersten Sätzen Ereignisse wie Liesels Tod voraussagt.
Dies ist eine Auffälligkeit, die den Leser das ganze Buch lang begleiten wird. Dazu kann ich aber sagen, dass mir hierdurch nicht immer die Neugier genommen wurde, denn ich wollte wissen, wie es zu den einzelnen Ereignissen kommen sollte.
Ein weiterer Aspekt, der beim Lesen auffällt ist, dass immer wieder Farben eine wichtige Rolle bei der Beschreibung von Gefühlen, Taten und Beobachtungen des Todes spielen. So kündigt ein roter Himmel zum Beispiel einen Bombenangriff an.
Der Schreibstil ist teilweise sehr angenehm Detail verliebt, da sich der Tod in dieser tristen Zeit selbst über das kleinste Glück erfreut und somit eine ziemlich positive Einstellung zu Geschehnissen hat (solange es nicht Menschenseele wie den Krieg betrifft). Der Tod scheint sich mit Liesel identifizieren zu können und so merkt man, dass auch der Tod ein Herz hat.


Momentan lesen immer mehr Leute, zunehmend Jugendliche, Bücher die über die Zeit des Nationalsozialismus berichten. Somit ist die Geschichte von Liesel heute noch aktuell, obwohl sie von einer Zeit erzählt, an den sich wohl kaum ein Jugendlicher erinnern kann. Besonders die Schicksale einer einzelnen Person, die anders ist, als die breite Masse, sorgt für zunehmendes Interesse. So auch bei Liesel, die nach dem Tod von ihrem Bruder, in einer Pflegefamilie leben muss, denn bei ihrer Mutter ist sie nicht mehr sicher. Bei Rosa und Hans Hubermann lebt sie in Molching, eine kleine (fiktive) Stadt in der Nähe von München. Bald schon fängt Liesel an, Bücher zu stehlen, denn diese geben ihr den Halt, der in einer solch harten Zeit mehr als nötig ist. Ständiger Begleiter ist nicht nur der Nachbarsjunge Rudi, sondern auch der Tod selbst, der das kleine Mädchen ins Herz geschlossen hat.


Auffällig ist der Schreibstil, denn er ist manchmal zynisch, aber eben auch Detail verliebt. Mit dem Erzähler, dem Tod, kann man zunehmend mitfühlen, ist er es nicht, der die Menschen verfolgt, sondern die Menschen sind es, die ihn heimsuchen und jagen. Der Tod beschreibt sich selbst als "amüsant. achtsam. Andächtig. Und das sind nur die Eigenschaften mit 'a' " (S. 9) Doch manchmal fallen Bemerkungen, die ich nicht sonderlich angemessen finde, etwa, dass er sich fragt, wie viele Menschen sich wohl beim ausführen des Hitlergrußes verletzt haben, oder dass die Deutschen wohl Spaß am verbrennen von Dingen (Bücher, Synagogen und Menschen) hätten.
"Aber das alles hätte zu nichts geführt, wenn die Deutschen nicht eine ganz besondere Vorliebe gehabt hätten:
Etwas zu verbrennen.
Die Deutschen liebten es, Dinge zu verbrennen. Geschäfte, Synagogen, Reichstagsgebäude, Hause, persönliche Gegenstände, die Leichen ermordeter Menschen und natürlich: Bücher." (S.96)

Alles in allem ist dieses Buch informierend, was andere Bücher zu dieser Thematik allerdings auf weniger Seiten schaffen, und man merkt, dass sich Markus Zusak ganze 3 Jahre lang über diese Zeit informiert hat, bevor er das Buch fertig stellen konnte. Der Schreibstil ist teilweise sehr angenehm, zynisch, philosophisch angehaucht und auch schön ausgeschmückt, aber immer wieder sehr zäh, sodass man manchmal mit dem Lesen schlecht voran kommt.


Ich kann das Buch Jugendlichen, aber auch jungen Erwachsenen, empfehlen, die gerne mehr über die Zeit des Zweiten Weltkrieges erfahren möchten, und sich auch von Büchern mit vielen Seiten nicht abschrecken lassen. Außerdem sollte man eine Vorliebe für sehr ausgeschmückte Texte haben, denn in diesem Buch sind viele Vergleiche, Metaphern, Personifikationen, usw. enthalten!
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