Martin Walser

 3,5 Sterne bei 853 Bewertungen
Autor von Ein fliehendes Pferd, Ein liebender Mann und weiteren Büchern.
Autorenbild von Martin Walser (©Karin Rocholl / Quelle: Rowohlt)

Lebenslauf

Die Vergangenheit ist sein Element: Der im Jahr 1927 in Wasserburg am Bodensee geborene Martin Walser zählt zu den großen deutschen Gegenwartsautoren. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs holte Walser das Abitur nach und studierte in Regensburg und in Tübingen. Während seines Studiums arbeitete er als Reporter und als Hörspielautor für den Süddeutschen Rundfunk. Die Gruppe 47 lud Walser ab 1953 zu ihren Tagungen ein und zeichnete ihn 1955 für seine Erzählung „Templones Ende“ aus. Walser schrieb Romane, Essays, Novellen und Theaterstücke. Im Mittelpunkt seines Schaffens steht das Scheitern des Einzelnen am Leben. Die Helden seiner Romane sind keine starken Typen, sondern eher zerbrechliche Charaktere, die um ihre persönliche Ehre und um ihr privates Glück kämpfen und sich in einem permanenten Seelennotstand befinden. Zu seinen bekannten Werken gehören „Ehen in Philippsburg“ (1957), „Jenseits der Liebe“ (1976), „Ein fliehendes Pferd“ (1978), „Seelenarbeit“ (1979), „Die Verteidigung der Kindheit“ (1991), „Ein springender Brunnen“ (1998), „Der Lebenslauf der Liebe“ (2001) und das umstrittene Werk „Tod eines Kritikers“ (2002). In ihrer Gesamtheit lesen sich Walsers Romane und Novellen wie eine Chronik der Bundesrepublik. Für seine Arbeit erhielt Walser zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem im Jahr 2015 den Friedrich-Nietzsche-Preis für sein Lebenswerk und 1981 den Georg-Büchner-Preis. 1998 nahm er den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels entgegen. Sein Leben lang war Martin Walser gut für Kontroversen und Debatten und mischte sich in die politischen und gesellschaftlichen Diskurse seiner Zeit ein. Martin Walser lebt in Überlingen am Bodensee.

Alle Bücher von Martin Walser

Cover des Buches Ein fliehendes Pferd (ISBN: 9783518743652)

Ein fliehendes Pferd

 (203)
Erschienen am 06.10.2015
Cover des Buches Ein liebender Mann (ISBN: 9783499255618)

Ein liebender Mann

 (89)
Erschienen am 01.02.2011
Cover des Buches Tod eines Kritikers (ISBN: 9783499252266)

Tod eines Kritikers

 (84)
Erschienen am 02.06.2009
Cover des Buches Das dreizehnte Kapitel (ISBN: 9783499267598)

Das dreizehnte Kapitel

 (42)
Erschienen am 01.04.2014
Cover des Buches Ein springender Brunnen (ISBN: 9783518459881)

Ein springender Brunnen

 (28)
Erschienen am 19.05.2008
Cover des Buches Angstblüte (ISBN: 9783644002418)

Angstblüte

 (27)
Erschienen am 05.10.2009
Cover des Buches Brandung (ISBN: 9783518035702)

Brandung

 (24)
Erschienen am 24.06.1997
Cover des Buches Der Augenblick der Liebe (ISBN: 9783499332678)

Der Augenblick der Liebe

 (21)
Erschienen am 02.02.2009

Neue Rezensionen zu Martin Walser

Cover des Buches Tod eines Kritikers (ISBN: 9783499252266)
Svenjas_BookChallengess avatar

Rezension zu "Tod eines Kritikers" von Martin Walser

Eine bissige, wenn auch nicht mitreißend erzählte, Satire über den deutschen Literaturbetrieb
Svenjas_BookChallengesvor 2 Monaten

„Tod eines Kritikers“ von Martin Walser ist ein Buch, das ich aus eigenem Antrieb wahrscheinlich eher nicht gelesen hätte. Wenn man sich aber mit Literatur über den Literaturbetrieb beschäftigt, kommt man daran quasi nicht vorbei. Denn „Tod eines Kritikers“ sorgte schon vor seinem Erscheinen 2002 für einen handfesten Literaturskandal – warum? Weil Walser darin relativ unkaschiert den Tod des bekanntesten Literaturkritikers Deutschlands zelebriert, mit dem er seine gesamte Schriftstellerkarriere hindurch mehr oder weniger im Klinsch lag: Marcel Reich-Ranicki.

Im Roman nämlich ist der unantastbare Kritiker André Ehrl-König der alleinige Herrscher über den Literaturbetrieb. Er ist derjenige, der über Gut oder Schlecht entscheidet und der Schriftsteller*innen entweder in den Himmel lobt oder in der Luft zerreißt. Das wird ihm schließlich zum Verhängnis, denn nach seiner neuesten TV-Sendung, in der er den Autor Hans Lach und seinen neuesten Roman zerfetzt, droht dieser ihm noch auf der After-Show-Party. Anschließend verschwindet Ehrl-König – alles, was man von ihm findet, ist sein blutiger Pullover. Unter Mordverdacht steht der verschmähte Schriftsteller Hans Lach.

Die Geschichte ist auf den ersten Blick so simpel wie vielleicht sogar ein wenig plump. Ein spannender Krimi ist „Tod eines Kritikers“ jedenfalls nicht. Interessant aber fand ich die verschiedenen Sichtweisen der Partygäste, die unterschiedlichen Blicke auf Ehrl-König und seine „Herrschaft“ und die gekonnte, satirische Darstellung der deutschen Literaturlandschaft. Auch wenn man beim Lesen meinen mag, Walser trägt hier seine persönliche Fehde mit Reich-Ranicki aus, stecken doch auch viele allgemeine Fragen zwischen den Zeilen: Welche Stellung sollte Literaturkritik haben? Geht es darin eigentlich noch um seriöse Kritik oder eher um krawallige Unterhaltung zur besten Sendezeit? Wie viel Macht hat die Literaturkritik und sollte sie haben?

Hier steckt auf jeden Fall viel Satire drinnen, viel Parodie und wenig Ernstzunehmendes – was dabei aber trotzdem mehr als nur ein bisschen wahr ist. Ich habe „Tod eines Kritikers“ übrigens nicht als Schmähschrift oder Angriff auf Reich-Ranicki gelesen. Vielmehr finde ich interessant, was Huang Liayu, der Walsers Werke ins Chinesische übersetzt hat, im Nachwort sagt: Walser hat Reich-Ranicki in eine „literarische Karikatur“ verwandelt und ihm damit ein Denkmal gesetzt. Das empfinde ich tatsächlich auch so – die Figur des Ehrl-König lädt zum Kichern und Hinterfragen ein, aber nicht zum Hassen.

Walser schreibt pointiert und überspitzt und unterhält dabei stellenweise hervorragend. Für meine Forschung steckt in „Tod eines Kritikers“ ganz viel, als private Leserin bin ich aber nicht restlos begeistert. In meinem Kopf dreht sich immer wieder eine Aussage Marcel Reich-Ranickis über Martin Walser als Autor. Sinngemäß sagte er einmal, Walser könne viel, aber erzählen könne er ums Verrecken nicht (übrigens ein Satz, dem Walser auch seiner Figur Ehrl-König in den Mund legt). Und ich muss Reich-Ranicki Recht geben: Walser parodiert, skizziert, berichtet und beschreibt – aber mitreißend erzählt fand ich „Tod eines Kritikers“ nicht. Viele Szenen und Figuren haben sich mir bis zum Ende nicht erschlossen. Wer sich aber für die Walser-Karikatur von Marcel Reich-Ranicki interessiert, hat mit dem Buch sicher seine Freude.

Cover des Buches Tod eines Kritikers (ISBN: 9783499252266)
julia-elysias avatar

Rezension zu "Tod eines Kritikers" von Martin Walser

Mehr schlecht als recht ...
julia-elysiavor 3 Jahren

kann Spoiler enthalten


Ich habe bzw. musste das Buch im Rahmen meines Germanistik-Studiums lesen, und dadurch, dass ich schon einige Rezensionen (auch aus dem Erscheinungsjahr) gelesen habe, war ich etwas voreingenommen.

Der Schreibstil war öde und eintönig. Was mich besonders gestört hat, war der Wechsel aus indirekter und direkter Rede, wobei tatsächlich die indirekte Rede überwogen hat, was der Geschichte unfassbar die Spannung genommen hat, sowie die Paraphrasierung.

Das Werk hat sich dadurch ziemlich in die Länge gezogen, dass die Befragungen der Zeug*innen und Freund*innen André Ehrl-Königs beinahe den größten Teil des Buches ausgemacht haben. Durch den Schreibstil, wie zuvor erklärt, war es einfach noch anstrengender, den Erzählungen und Geschehnissen zu folgen.

Etwas spannender wurde es zum Ende hin, als aufgedeckt wurde, dass die Figur Michael Landolf von Hans Lach erfunden worden war und eine Art Alter Ego des Schriftsteller dargestellt hat, allerdings konnte das den Rest des Buches nicht wettmachen.

Ich denke, hätte man die Grundidee stilistischer und sprachlicher besser ausgebaut, wäre der Roman um einiges interessanter zu lesen gewesen. Da dieser aber auch aufgrund seiner Verknüpfung zu Menschen aus der realen Welt (und primär zu Kritiker*innen Martin Walsers), die im Roman ein unverkennbares Alter Ego bekommen haben, kritisiert wurde, hat man beim Lesen auf jeden Fall eine Art bitteren Beigeschmack. Man überlegt tatsächlich, ob es sich hierbei um eine Art Racheschrift gegen Marcel Reich-Ranicki handelt, oder ob es einfach nur ein Roman mit unglücklich gewählter Erzählstrategie ist.

Aus diesem Grund gebe ich dem Buch 2 Sterne.

Cover des Buches Das Leben wortwörtlich (ISBN: 9783498006808)
Edgar_Bernardis avatar

Rezension zu "Das Leben wortwörtlich" von Martin Walser

Ein mutiger Schriftsteller, und ein Sohn, der nach Jahren seinen Vater ergründet
Edgar_Bernardivor 3 Jahren

Ein ungemein aufschlussreiches Buch, über Martin Walser, der mutig Sprache benutzt, und dennoch (bewußt ?) missverstanden wird und über seinen Sohn Jakob Augstein, der bestens vorbereitet und geschickt das Interview führt, nicht so sehr, um etwas über den berühmten Schriftsteller zu erfahren, sondern um seinen Vater zu ergründen. Denn erst mit 35 Jahren hat Jakob Augstein erfahren, dass nicht Rudolf Augstein, sondern Martin Walser sein leiblicher Vater ist.

Ein Gespräch, das noch unendlich weiter gehen könnte.

Martin Walser:
Kritik ist Machtausübung, und Macht bedeutet Verletzung

Anders als aus meinen Erfahrungen heraus kann ich gar nicht schreiben.

Es gibt keine Sprache für Auschwitz

Kann man das falsch verstehen? In Walsers berühmter Paulskirchenrede? In seinen Werken? Er musste sich wehren mit Tod eines Kritikers!

Bist du verbittert?, fragt sein Sohn Jakob.

Wenn man mich das fragt, neige ich zu der Antwort, dass ich erfahrungsgesättigt bin.

Jakob Augstein:
Du hast gesagt, deine Mutter habe dich nie berührt. Aber mir fällt auf, dass du das andauernd machst.

Die Sehnsucht zweier Söhne, nach so langer Zeit


Lesenswert!

Gespräche aus der Community

Hallo ihr Lieben,

bei uns gibt es im Rahmen der Aktion "Blogger schenken Lesefreude"  oben genanntes Buch zu gewinnen:

http://www.booknerds.de/2015/04/blogger-schenken-lesefreude-und-booknerds-de-ebenso-unser-grosses-gewinnspiel/

Außerdem liegen auf dem Gewinntisch noch 19 weitere Bücher!

Viel Glück!

P.S.: Bitte ausschließlich auf booknerds.de kommentieren, nicht hier.
0 BeiträgeVerlosung beendet

Zusätzliche Informationen

Martin Walser wurde am 23. März 1927 in Wasserburg (Deutschland) geboren.

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