Ich fand den Anfang interessant. Wie sie sich zuerst weigert, ihre Symptome zu erkennen, wie sie sich alles schönredet, solange nichts auf Papier ist, und als sie sich der Wahrheit stellt, nimmt sie sich vor, keine Hoffnungen zu haben, abzuhauen, ein letztes Mal den Sonnenuntergang am Meer zu betrachten, ehe sie sich der Chemo stellt. Das fand ich echt stark.
Dann taucht Levi bei ihr auf, rettet sie vom Strand, bringt sie nach Hause, pflegt sie, kümmert sich um sie und als Leser sucht man nach seinen Motiven, den Hintergründen, was das alles solle, wieso er das mache und wieso Milla in Gefahr sein solle. Sie flüchten vor unsichtbaren Gegnern, rettet sich an den Hafen, segeln davon und obwohl Milla sich gegen Levi wehren möchte, ist sie viel zu schwach und ergibt sich ihren Körper, das nach Schlaf schreit. Schließlich will sie Erklärungen und er sagt, er wäre ein Vampir.
Am Anfang dachte ich noch, es wäre ein sehr, sehr, sehr, sehr, sehr schlechter Witz, aber es entpuppt sich als Wahrheit, mit der die Autorin die ganze Vorarbeit unter ihren Füßen zertritt und der Spannungsbogen verpufft ins Nichts. Gleichzeitig machte die Handlung eine harte Bremse, um sich keinen Zentimeter mehr zu bewegen. Die Figuren schließen sich im Boot ein und reden die ganze Zeit. Reden, labern, langweilen. Es ist keine Vollbremsung des Spannungsbogen, sondern ein richtiger Crash mit fatalen Folgen und mit so vielen Kollateralschäden, dass ich jeglichen Respekt vor der Autorin verloren habe.
Die beiden Figuren sollen sich lieben, das ist der Plan der Autorin, aber es funkt zwischen den Figuren nicht. Es gibt kein Knistern, keine Spannung zwischen ihnen, sondern der Beschützerinstinkt von Levi verschlingt alles und nimmt Milla jeglichen Raum zum Fühlen weg. Es funktioniert zwischen ihnen nicht. Bezahlter Sex hat mehr Knistern in sich!
Milla will schließlich, dass Levi mit ihr schläft, weil sie ein letztes Mal Sex haben möchte, aber ihr Wunsch wird so steif beschrieben, dass wohl kein normaler Mann über sie hergefallen wäre. Wäre ich Levi gewesen, hätte ich mich über Bord geworfen oder hätte mir gleich den Schwanz abgehackt.
Levi warnt sie, er könne wild und gefährlich beim Sex werden, was ich übertrieben fand, nur weil er ein Vampir ist, dennoch wollte ich es irgendwie wissen, was er damit meint. Die Autorin überspringt die Sexszene großzügig und als Milla in den Armen des Vampirs lag, war das nur noch peinlich.
Die Bösewichte sind gesichtslose Niemande, die einen kurzen Auftritt haben und glanzlos wieder verschwinden, so dass man sich fragt, wozu das ganze? Wozu Bösewichte in ein Buch bringen, wenn ihre Handlung bloß aus zwei lächerlichen Seiten besteht und sie nicht ernst von der Autorin genommen werden? Das war so schlecht, so abgrundtief schlecht, dass ich am liebsten die Autorin dafür geohrfeigt hätte. Wie kann man bloß so einen Müll veröffentlichen, ohne sich groß Gedanken darüber zu machen? Hat sie das einfach so geschrieben, so planlos wie nur möglich und ohne irgendeine Überarbeitung?
Das Ende ist so ein Happy-End, die noch einmal auf die ganze Vorarbeit rotzt. Wozu diese Wendung, wenn doch alles auf ein anderes Ende deutete? Was sollte bloß? Das Buch ist ein riesiger Mittelfinger an alle Vampirgeschichten und natürlich auch an alle Geschichten, die sich ernsthaft mit Krankheiten beschäftigen. Ich hätte mich geschämt, so etwas zu veröffentlichen.