Rezension
Hauptperson dieses wunderschönen mit leichter Hand geschriebenen Romans ist ein Garten. Der erzählende Gärtner beobachtet und belauscht, lässt sich berichten und in die Verwicklungen mit einbeziehen. So wie er im Garten wirkt und arbeitet, hinterlässt er in der Handlung zunehmend Spuren, häufig ist er der Gesprächspartner. Mit ihm verfolgt der Leser das Geschehen, bruchstückhaft erschließen sich die Zusammenhänge, mal sind es Beobachtungen, mal Gespräche mit Beteiligten und Unbeteiligten.
Geschildert werden einige Sommer, ein junges Paar, frisch verliebt und verheiratet verbringt die heiße Zeit am Meer, mit Freunden in unbeschwertem Luxus. Schnell verweht der schöne Schein, vergangene Beziehungen führen zu einer fatalen Nachbarschaft. Mit Hilfe der Natur illustriert die Autorin in vielfältiger Manier die Ereignisse, z.B. schildert sie die Konkurrenz der beiden Häuser mit dem Gegensatz von liebevoll angelegten Rosenstöcken gegen die Phalanx von Schwerlilien und Zypressen.
Die mögliche Tragödie macht einer moderneren Spielart Platz, rationales Verhalten gewinnt gegen die große Leidenschaft. Es ist die Frau, die dem wohltemperierten Gefühlsleben absolut nachvollziehbar den Vorzug vor einem Leben in Armut gibt. Sprachlich angezeigt, indem Höhepunkte wie nebenher abgehandelt werden, das Alltägliche dagegen nimmt breiten Raum ein.
Durchgehend spiegeln Motive des Gartens, des Wetters, des Meeres die Geschehnisse, seien es Vorboten von Unglück oder Abschied. Am Ende fällt alles auseinander, einer nach dem anderen verschwindet, was bleibt, ist der Gärtner unter seinen Bäumen, der nicht alleine bleiben wird.
Vielfältige Themen werden mit leichter Hand angerissen, z.B. die Rolle der Kunst. Aus Trauerbewältigung entstehen bewegende Kunstwerke, mal ist sie ein Mittel der Repräsentation, an anderer Stelle symbolisiert sie das Scheitern. Das Verhältnis zur Natur hat unterschiedliche Facetten. Der Roman beschreibt den Versuch ihrer Zähmung, die nicht immer gelingt. Dem entspricht das übersteigerte Gefühl des jungen Mannes, der nicht mehr auf festen Boden zurückfindet. Das Leben mit den Jahreszeiten, die Liebe des Gärtners zu den Pflanzen überdauern hingegen alle Romanzen und Verstrickungen.
Ein duftiger Roman mit Tiefgang in liebevoller Ausstattung, der trotz oder gerade wegen der über allem schwebenden Melancholie eine beglückende Lektüre beschert.