Die Diebesbande Riyria, bestehend aus Hadrian und Royce, hat den Ruf, selbst die schwierigsten Aufträge für die korrupten Adeligen des Königreichs Melangar stets erfolgreich auszuführen, ihre Dienste sind daher sehr gefragt. Als sie jedoch, entgegen ihren Gewohnheiten, einen extrem kurzfristigen Auftrag annehmen, stellt sich heraus, dass sie in eine Falle gelockt wurden: Sie sollten eigentlich nur ein Schwert stehlen, stolpern dabei jedoch über die Leiche des ermordeten Königs Amrath, werden entdeckt und als Königsmörder in den Kerker geworfen. Während sie auf ihre Hinrichtung warten, erhalten sie unverhofft Hilfe und es gelingt ihnen zu fliehen. Rasch wird klar, dass sie in eine Verschwörung großen Ausmaßes hineingeraten sind...

Der Schreibstil ist sehr anschaulich, ich konnte mir ein gutes Bild von Personen, Städten, Landschaften etc. machen. Das Buch ist flüssig zu lesen und auch oft mit angenehmem Humor “gewürzt“, was mir gut gefallen hat.

Die politischen Strömungen in den verschiedenen Reichen sind anfangs etwas verwirrend und ich habe einige Zeit gebraucht, mich zurechtzufinden. Ebenso die Reiche selbst mit ihren einzelnen Provinzen und deren Herrschern, auch hier war ich mir oft unsicher und habe einige Male auf den Karten der “Welt Elan“ nachgesehen, die sich am Anfang und am Ende des Buches befinden und die für mich wirklich nötig waren, um den Überblick zu behalten (übrigens sehr hübsch gemacht, die Karten, ich mag es gern, wenn mir eine fremde Welt und ihre Länder nebenbei auch auf diese Art präsentiert werden).
Es treten auch gleich viele Personen innerhalb kurzer Zeit auf, von denen man nicht weiß, ob man sie sich merken muss, weil sie für die weitere Handlung von Bedeutung sind, oder ob sie nur eine ausschmückende Rolle spielen. Mit der Zeit wird das aber übersichtlicher, einiges, was anfangs passierte, macht nun einen Sinn, Personen treten deutlicher hervor und man wird immer vertrauter mit der neuen Welt, die sich hier vor einem ausbreitet.

Trotz einiger fremd klingender Bezeichnungen vergisst man oft, dass es sich um Fantasy handelt. Die Story scheint mehr auf einen mittelalterlichen Abendteuerroman hinauszulaufen, der zwar in der fiktiven Welt Elan spielt, in der Fantasyelemente aber nur eine untergeordnete Nebenrolle haben. Vielmehr glaubt man, sich in einem zwar fiktiven aber dennoch “real“ beschriebenen Mittelalter zu befinden, mit Diebesbanden, Schwertern, Schenken, Handwerksvierteln, Zünften, Königen und Grafen, Burgen und Schlössern. Und natürlich den dazu gehörigen Intrigen der Herrschenden.

Zwischendrin kommt zwar auch mal etwas mehr Magie ins Spiel und auch die historische Entwicklung von Elan wird zum Thema. Dadurch bekommt man zumindest in diesem Abschnitt das Gefühl, sich nun doch in einer wirklich fremden Fantasywelt zu befinden. Dann wird dies aber leider doch wieder völlig zur Nebensache und die zentrale “Mantel-und-Degen-Geschichte” übernimmt die Führung. Besonders im Finale hatte ich endgültig vergessen, dass ich mich ja eigentlich in einer Fantasywelt befinde, hier war der Abenteuerroman einfach zu übermächtig.

Fazit: ein wirklich gut zu lesendes Buch, sehr spannend und in sich schlüssig. Einige Handlungsstränge bleiben am Ende offen, und zwar gerade die, von denen ich gehofft hatte, dass sie weiterverfolgt würden, weil gerade sie den Fantasyteil der Geschichte ausmachten – schade. Vielleicht werden diese ja in den Folgebänden wieder aufgegriffen? Für mich hat jedenfalls etwas gefehlt, aber ich finde trotzdem, dass Buch ist sehr empfehlenswert, es hat nur einfach nicht ganz meinen Geschmack getroffen.