Cover des Buches Never Say Anything (ISBN: 9783406688928)
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Rezension zu Never Say Anything von Michael Lüders

Unglaubwürdige Schwarz-Weiß-Malerei

von Pippo121 vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Interessante Idee, mangelhaft umgesetzt

Rezension

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Pippo121vor 8 Jahren
Die Journalistin Sophie Schelling ist zur falschen Zeit am falschen Ort und überlebt nur mit viel Glück den Drohnenangriff einer amerikanischen Sondereinheit auf ein kleines Dorf in Marokko. Offiziell ein Attentat der Al-Qaida, doch Sophie kennt die Wahrheit… Zurück in Berlin will sie das Unfassbare nun ans Licht der Öffentlichkeit zerren und die Verantwortlichen zur Rechenschaft ziehen. Doch dies erweist sich als äußerst gefährlich, da ihre Gegner übermächtig scheinen und vor nichts zurückschrecken.
Im Laufe ihrer Recherchen stößt sie auf unerbittlichen Widerstand seitens der US-Behörden und wird auch von der deutschen Polizei schikaniert. Zu allem Überfluss weigert der Chefredakteur ihrer Zeitung sich, ihre Artikel zu veröffentlichen und lässt Sophie im Regen stehen. Auf Umwegen gelangt sie schließlich an die Unterlagen eines weiteren „Querulanten“, der bei einem mysteriösen Autounfall ums Leben kam.
Wird es Sophie gelingen, die Wahrheit aufzudecken?

Als ich diesen Thriller in der Buchhandlung in Händen hielt, fand ich ihn sehr ansprechend. Nicht nur die Gestaltung des Covers, sondern auch der Klappentext sagten mir zu. Nun bin ich allerdings ernüchtert…

Der Angriff auf das Dorf Gourrama ist die einzige Szene, die im Orient spielt, der Rest der Handlung findet vorwiegend in Deutschland statt. Das fand ich sehr schade, da doch der Hauptpunkt des ganzen Geschehens in den Weiten des Atlasgebirges stattfindet.

Des Weiteren fand ich es schwierig, mich in die Person der Sophie Schelling hineinzuversetzen. Sie wird recht oberflächlich beschrieben, selbst nur ein Spielball der reagiert und nicht agiert. Ich finde es schade, dass die tolle Grundidee des Buches einer sehr offensichtlichen Schwarz-Weiß Verfärbung zum Opfer fällt. Sicherlich besteht Diskussionsbedarf in puncto Drohnenangriff und Gefährdung unschuldiger Zivilisten, dennoch werden die Amerikaner in diesem Buch doch sehr schnell als die Bösen schlechthin dargestellt, die im Kampf gegen den Terror jeden Anstand und jeden Skrupel verloren haben. In diesem Punkt hätte ich mir mehr Tiefgang, mehr Nuancierungen gewünscht.

Am meisten stört mich allerdings der Aufbau der Handlung. Normalerweise mag ich es, wenn sich mehrere Erzählstränge parallel zueinander entwickeln und zum Schluss sinnvoll und logisch miteinander vernetzt werden. Dies war hier leider nicht der Fall. Vielmehr hatte ich das Gefühl, dass viele verschiedene Ideen in einen Topf geworfen wurden und alle auch irgendwie in dem Buch vorkommen sollten, diese allerdings nicht ausreichend ausgebaut und untereinander verknüpft worden sind. Viele unnötige und unnachvollziehbare Sprünge erschwerten mir den Einstieg in das Buch und machten das Lesen recht anstrengend. Leider konnte ich mehrmals keinen Zusammenhang zwischen einzelnen Ideen erkennen und fand den Plot daher ziemlich schwach.

Ein kurzes Beispiel: Sophie Schelling wird von der deutschen Polizei verhört und kurzzeitig wegen Terrorverdachts ins Gefängnis geworfen. Dubiose Geldtransferts stehen im Raum und lassen die Journalistin verdächtig wirken. Sophie erklärt sich kurz, verbringt eine Nacht hinter schwedischen Gardinen, erhält Besuch von einem Anwalt und schon ist der Spuk vorbei und sie reist von der Polizei unbehelligt durch ganz Deutschland. Im weiteren Verlauf des Buches wird diese Geschichte jetzt nicht mehr erwähnt und die Geldeinzahlungen auf ihr Konto werden auch nicht erklärt... Gleichzeitig kursieren getürkte Mails, in denen Sophie zweideutige Angebote macht, und eine Hacker-Attacke, die die Bordelektronik ihres Autos lahmlegt, kostet sie fast das Leben. Natürlich wird auch bei ihr eingebrochen und sie wird beschattet. Zwischendurch stirbt noch kurz der Vater … Wo bitte soll das noch glaubwürdig sein? Von dieser ganzen Affäre um Vera Crochane mal ganz abgesehen …

So Leid es mir also tut, dieses Buch war nicht mein Fall. Aber glücklicherweise ist dies ja eine Frage des persönlichen Geschmacks und jeder soll sich seine eigene Meinung bilden! 
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