Cover des Buches Aurora Sea (ISBN: 9783426215197)
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Rezension zu Aurora Sea von Nadine Stenglein

Kleine Schwächen, guter Stil

von Eva-Maria_Obermann vor 8 Jahren

Rezension

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Eva-Maria_Obermannvor 8 Jahren

Emma lebt seit dem Flugzeugabsturz ihrer Eltern bei ihrer Tante auf Sylt. Das Wrack der überm Ozean verschwundenen Maschine wurde nie gefunden und noch immer trauert Emma und hoff auf ein Wunder. Da verschwindet eine zweite Maschine und alte Wunden reißen auf. Als Jamie, der auch im verschwundenen Flugzeug saß, beginnt, Emma Nachrichten zu schicken, glaubt sie zuerst an einen schlechten Scherz. Doch Jamie will sie warnen, denn im Meer hausen Wassermenschen, deren Anführer es auf Emma abgesehen hat.

Ich war sofort vom sanften Stil des Buches gefangen. Emma trauert und macht ihrer Tante schon zu Beginn sorgen. Sie hört Stimmen vom Meer her und hat eine unerklärliche Angst vor dem Wasser. Das Verschwinden der zweiten Maschine trifft Emma sehr. Sie fühl unglaublich tief mit den Angehörigen mit und ist darum zuerst auch furchtbar böse, als Jamies Nachrichten sie erreichen. Dann beginnt sie ihm zu glauben. Sie stürzt sich also keineswegs sofort in die fantastische Welt, sondern wird geradezu überzeugt.

Dann aber geht sie voll darin auf. Sie will die Menschen warnen und erntet Spott. Zerrissen zwischen der Angst um sich in der Gemeinschaft und der Angst vor den Meerwesen wird Emma kreativ. Dabei muss sie größtenteils allein handeln, denn Jamie kann sie zwar erreichen, nicht aber zu ihr an Land und ihr helfen. In dem Punkt war ich etwas verwirrt. Beispielsweise kann Emma später Jamies Herzschlag spüren und ihn berühren, obwohl sein Körper tot und nur seine Seele noch da ist. Hier wurde die Konsequenz nicht ganz durchdacht.

Wächst Emmas und Jamies Zuneigung zueinander schon aus der Ferne heraus und ist vor allem stark mit Sehnsucht verbunden, ist die Obsession des Anführers der Meerwesen für Emma zunächst ziemlich wirr. Ihre Stimme hat ihn regelrecht krankhaft vernarrt gemacht. Was zunächst als komischer Zufall daher kommt, entpuppt sich später aber als grundlegender Pfeiler. Nur durch diese Obsession sind die Geschehnisse des Romans überhaupt in Gang gesetzt worden. Hier zeigt sich, dass das Buch durchaus gut und grundlegend aufgebaut ist.

Sehr schön fand ich die starke Verbundenheit zur Region. Sylt spielt eine große Rolle im Roman, der das Meer vor allem von außen betrachtet und weniger von innen. Sehr erfrischend fand ich übrigens, dass es zwar eine Beziehung zwischen Geist und lebendem Mensch gibt, die Meerwesen aber zunächst nur als böse dargestellt werden und die fantastische Gegenwelt darum auch nicht zum Ideal wird. Emma ist auch keine von Geburt aus auserwählte Figur, sondern durch Zufall in ihre Situation gekommen.

Aurora Sea hat noch ein paar kleine Schwächen, zeigt aber eine gut durchdachte Handlung und eine liebenswerte und starke Protagonistin. Die Autorin versucht, eigene Wege zu gehen und hat auf jeden Fall einen Stil, der gleichermaßen aufwirbeln kann wie beruhigen. Für alle, die große Gefühle mögen und es fantastische wollen, eine Empfehlung.

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