Nicolai Lilin

 4,2 Sterne bei 24 Bewertungen

Lebenslauf

Nicolai Lilin, geboren 1980 in der Stadt Bender in Transnistrien, kam 2003 nach Italien, ins piemontesische Cuneo, wo er als Tattoo-Künstler lebt.

Quelle: Verlag / vlb

Alle Bücher von Nicolai Lilin

Cover des Buches Sibirische Erziehung (ISBN: 9783518463154)

Sibirische Erziehung

 (18)
Erschienen am 19.01.2012
Cover des Buches Freier Fall (ISBN: 9783518462607)

Freier Fall

 (6)
Erschienen am 20.06.2011

Neue Rezensionen zu Nicolai Lilin

Cover des Buches Freier Fall (ISBN: 9783518462607)
El_Wurstos avatar

Rezension zu "Freier Fall" von Nicolai Lilin

Rezension zu "Freier Fall" von Nicolai Lilin
El_Wurstovor 12 Jahren

Das 398 Seiten umfassende Werk vom russischen Autor Nicolai Lilin beschreibt den Tschetschenienkrieg aus der Sicht eines zwangsrekrutierten Soldaten, welcher jedoch auch Vorzüge an dieser Grausamkeit und Härte findet.

Der junge Nicolai bekommt eines Tages einen Einberufungsbescheid des Militärs, aufgrund seiner vorherigen Konflikte mit dem Gesetz und seinem ungehorsam gegenüber einem Oberst, wird dieser in die Einheit der Saboteure versetzt. Diese Einheit ist für die besonders gefährlichen Aufgaben im vorderen Bereich der Front zuständig. Nach der Ausbildung muss der Junge in den Tschetschenienkrieg, wo in die Grausamkeit der Kämpfe voll trifft. Nach einiger Zeit jedoch lernt dieser damit um zu gehen und findet sogar gefallen an den einfachen schwarz-weiß-Strukturen des Krieges, dies hat jedoch zur Folge das er nach seiner Entlassung in die Heimat nicht mehr mit seinem „normalen“ Leben zurechtkommt.
Der Autor beschreibt die Geschichte des Soldaten Nicolai auf eine sehr einfache Art und Weise (meines Erachtens an manchen Stellen zu einfach). Wirklich gut und ausführlich werden die Kämpfe in dem Krieg beschrieben, wobei Lilin da keine Tabus macht und alle Grausamkeiten in seinen ganzen Facetten detailliert aufzeigt. Da hört aber auch schon das Positive auf, es ist für mich schwer zu verstehen wie der Protagonist zwischen Intelligenz einer Kartoffel und eines Philosophen wechseln kann. In einem Augenblick durchschaut er die ganze unglaubliche Korruption des Krieges und die kapitalistischen Zusammenhänge der ganzen Welt und in der nächsten zweifelt man an ob er überhaupt eins und eins addieren kann. Dazu kommt das des Öfteren am Anfang eines Abschnittes Liedtexte, Gedichte oder Zitate aufgelistet werden, diese verlieren aber durch die Übersetzung unglaublich stark an Inhalt. Allgemein finde ich die Übersetzung an einigen Stellen nicht wirklich zufrieden stellend, mir hätte es besser gefallen wenn sie etwas mehr Worte beim Original belassen hätten und dazu eine kurze Erklärung geschrieben, so wie sie es bei einigen gemacht wurde.

Fazit: Mir persönlich ist das Buch zu „Hollywood-Show“ mäßig, dabei bietet es an manchen Stellen wirklich schöne Einblicke, aber die meiste Zeit ist es leider zu Oberflächlich. Es ist für die Leute zu empfehlen die einen detailreichen und unzensierten Einblick in einen Kampf im Krieg bekommen wollen, aber auch nicht mehr!

Cover des Buches Sibirische Erziehung (ISBN: 9783518461624)
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Rezension zu "Sibirische Erziehung" von Nicolai Lilin

Rezension zu "Sibirische Erziehung" von Nicolai Lilin
Celticvor 12 Jahren

Man „muss die Kategorien von Gut und Böse wie wir sie kennen vergessen und einfach nur lesen. „ So der etwas reißerische Ratschlag von R. Saviano auf dem Buchumschlag. Nun beim fünften Versuch ist es mir gelungen und ich schaffte den Sprung „ins das Buch“. Faszinierend, packend, erschütternd, brutal, kalt und schockierend ist das Ganze. Es gibt Stellen da braucht es Überwindung zum weiterlesen, denn lesen ist das eine, aber zu wissen, dass es sich um eine Biographie in nicht allzu ferner Distanz zu unserem „normalen, zivilisierten(?) Alltag“ handelt und nicht um irgendwelche Fiktion macht das Ganze noch einmal viel unerträglicher und machtloser. Lesenswert, unbedingt!

Cover des Buches Sibirische Erziehung (ISBN: 9783518461624)
Buchwurmchaoss avatar

Rezension zu "Sibirische Erziehung" von Nicolai Lilin

Rezension zu "Sibirische Erziehung" von Nicolai Lilin
Buchwurmchaosvor 14 Jahren

Auwei, da hab ich mir ja eine Aufgabe ausgesucht: Ich hoffe, ich kann mit meiner Rezension diesem gewaltigen Buch gerecht werden.
Nicolai Lilin wurde 1980 in Bender in Transnistrien geboren. Ich musste alles nachlesen, denn ich hatte bisher keine Ahnung, dass es ein solches Land gibt. Transnistrien steht für Gewalt, für die Existenz "Ehrbarer Kriminelle", die aus Sibirien stammen und von Rußland ins Exil geschickt wurden. Es sammeln sich da auch "Nicht-Ehrbare Kriminelle" aus Georgien, der Ukraine, Moldawien etc.. Und es ist ein Fluchtpunkt für viele Familien geworden, die mit ihren behinderten Kindern in Rußland nicht leben können und dürfen. Viele dieser Kinder sind behindert, weil sie durch die Russische Polizei missbraucht, zu Krüppeln geschlagen und auch als Kleinkind mitansehen mussten, wie die Eltern vor ihren Augen abgeschlachtet wurden.
So, ich denke spätestens hier werdet Ihr verstehen, warum es mir schwerfällt, über dieses Buch zu schreiben. Das Lesen ist nicht schwer, 2x musste ich das Buch allerdings aus der Hand legen, weil mir schlecht wurde, der Autor, inzwischen 30 Jahre alt und in Italien lebend, versucht uns unparteiisch und auch vielfach mit Humor seine Erfahrung und Kindheit zu erzählen, in der es um alte sibirische Regeln und Moral geht: Kinder, Frauen, Alte, Behinderte und Tiere werden verehrt, Geld ist dreckig, das lehnt man ab. Geld wird benötigt, um Waffen zu kaufen und Ikonen, das ist wichtiger als Nahrung und Kleidung. Wird eine Regel verstossen, gibt es festgelegte Strafen. Man wehrt sich der Unterwerfung der Russen und rächt Ungerechtigkeit.
Schnell wird man in den Bann gezogen, und oft war ich völlig entsetzt, denn es handelt sich nicht um Beschreibungen aus dem 1. oder 2. Weltkrieg, sondern es geht um eine Zeit, in der ich einige tausend Kilometer entfernt eine behütete und sorglose Kindheit verbrachte, während der Autor fast täglich blutige Strassenkämpfe überleben musste, selbst Menschen gefährlich verletzten musste, nur um selbst zu überleben.
Man sitzt wirklich völlig ratlos und ensetzt und versteht, warum Robert Saviano (Autor von "Gomorrha", enthusiastischer Empfehler dieses Romans) schreibt: "Wer dieses Buch lesen will, muss die Kategorien von Gut und Böse, wie wir sie kennen, vergessen...."
Vor allem, was bleibt Kindern denn übrig, wenn sie in einer solchen Gesellschaft aufwachsen, nichts anderes kennen, keine Möglichkeit haben sich anders zu entscheiden.
In Transnistrien hat jeder 12 jährige Junge wenigstens einen Mordversuch, wenn nicht mehrere Morde hinter sich. Als Kinder landen sie im Gefängnis, wo sie von den russischen Wärtern vergewaltigt und anschliessend in der blutigen Pfütze liegengelassen werden.
Ich mag nicht weiter nacherzählen: Ihr sollt es möglichst zahlreich selbst lesen!!! Denn nur so kann aufgeklärt werden.
Sehr informativ übrigens die Kapitel über Tätowierungen, woher sie kommen, was sie bedeuten, welchen Zweck sie erfüllten. Sollte jeden interessieren, der mit Tätowierungen seinen Körper bedeckt!
Der Autor erkennt nach einem schlimmen Vorfall, dass Gewalt nichts ändert, ist im jugendlichen Alter ausgebrannt und völlig orientierungslos, sein "Großvater" kommentiert dies mit den Worten, er sei zu menschlich, um unter den Menschen zu leben...
Aber mit Achtzehn pocht Russland auf sein Recht den volljährigen Lilin als Eigentum der russischen Regierung in Anspruch zu nehmen: Das Buch endet... und beginnt.

Das Buch bekommt 5 Punkte, weil es heutzutage wichtig ist, dass Zeitzeugen berichten, den Mut haben den Mund zu öffnen und aufzuklären. Dieses Buch wird alle, die es lesen zum Nachdenken anregen, auch die Leute, die glauben, Religion verstanden zu haben, Moral beurteilen zu können. Ich möchte schliessen mit dem Zitat von Roberto Saviano: "Einfach nichts tun: nur lesen!"

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