Rezension zu "Freier Fall" von Nicolai Lilin
Das 398 Seiten umfassende Werk vom russischen Autor Nicolai Lilin beschreibt den Tschetschenienkrieg aus der Sicht eines zwangsrekrutierten Soldaten, welcher jedoch auch Vorzüge an dieser Grausamkeit und Härte findet.
Der junge Nicolai bekommt eines Tages einen Einberufungsbescheid des Militärs, aufgrund seiner vorherigen Konflikte mit dem Gesetz und seinem ungehorsam gegenüber einem Oberst, wird dieser in die Einheit der Saboteure versetzt. Diese Einheit ist für die besonders gefährlichen Aufgaben im vorderen Bereich der Front zuständig. Nach der Ausbildung muss der Junge in den Tschetschenienkrieg, wo in die Grausamkeit der Kämpfe voll trifft. Nach einiger Zeit jedoch lernt dieser damit um zu gehen und findet sogar gefallen an den einfachen schwarz-weiß-Strukturen des Krieges, dies hat jedoch zur Folge das er nach seiner Entlassung in die Heimat nicht mehr mit seinem „normalen“ Leben zurechtkommt.
Der Autor beschreibt die Geschichte des Soldaten Nicolai auf eine sehr einfache Art und Weise (meines Erachtens an manchen Stellen zu einfach). Wirklich gut und ausführlich werden die Kämpfe in dem Krieg beschrieben, wobei Lilin da keine Tabus macht und alle Grausamkeiten in seinen ganzen Facetten detailliert aufzeigt. Da hört aber auch schon das Positive auf, es ist für mich schwer zu verstehen wie der Protagonist zwischen Intelligenz einer Kartoffel und eines Philosophen wechseln kann. In einem Augenblick durchschaut er die ganze unglaubliche Korruption des Krieges und die kapitalistischen Zusammenhänge der ganzen Welt und in der nächsten zweifelt man an ob er überhaupt eins und eins addieren kann. Dazu kommt das des Öfteren am Anfang eines Abschnittes Liedtexte, Gedichte oder Zitate aufgelistet werden, diese verlieren aber durch die Übersetzung unglaublich stark an Inhalt. Allgemein finde ich die Übersetzung an einigen Stellen nicht wirklich zufrieden stellend, mir hätte es besser gefallen wenn sie etwas mehr Worte beim Original belassen hätten und dazu eine kurze Erklärung geschrieben, so wie sie es bei einigen gemacht wurde.
Fazit: Mir persönlich ist das Buch zu „Hollywood-Show“ mäßig, dabei bietet es an manchen Stellen wirklich schöne Einblicke, aber die meiste Zeit ist es leider zu Oberflächlich. Es ist für die Leute zu empfehlen die einen detailreichen und unzensierten Einblick in einen Kampf im Krieg bekommen wollen, aber auch nicht mehr!