Cover des Buches Flußabwärts (ISBN: 9783406493126)
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Rezension zu Flußabwärts von Norbert Scheuer

Eifeler Melancholie...

von parden vor 9 Jahren

Kurzmeinung: Ein Roman über ganz normale Leute in der Provinz - voller Lebenssehnsucht, die mit ständigen Hindernissen zu kämpfen hat...

Rezension

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pardenvor 9 Jahren
EIFELER MELANCHOLIE...

Leos Eltern haben eine Wirtschaft in Kall in der Eifel betrieben, die sich nicht rechnete. Um die Schulden zu bezahlen, arbeitet die Mutter jetzt in einer Kantine am Ort und kellnert im Gasthaus, das ihnen einmal gehörte. Der Vater ist auf Montage. Leo hat die Schule verlassen und arbeitet als Hilfsarbeiter im Zementwerk, er hat ein Verhältnis mit Ingrid, die verheiratet ist und ihn hinter den Müllcontainern liebt. Leo ist ständig müde.
Er sieht Lia, die früher in der Wirtschaft der Mutter half. Lia, die er liebt, die mit einem Verkäufer wegging und sich ein Kind machen ließ. Er sieht, wie sie mit der kleinen Clara zurückkommt und Hilbert heiratet, wie diese Ehe scheitert und Lia andere Männer hat, Clara eines Tages etwas zustößt und Lias Hut im Fluss treibt, neben dem die Jungs Fußball spielen.


Ein Roman über ganz normale Leute in der Provinz, er spielt in Kall, einem kleinen Ort in der Eifel. Im Mittelpunkt der heranwachsende Leo, der die Schule geschmissen hat und nun im Zementwerk arbeitet und sein Abitur im Abendgymnasium nachholt; seine Mutter Sanny, die sich mit einer stressigen Familie und Gelegenheitsjobs durchschlagen muss; und Lia, Mutter mit Kind und wechselnden Partnern - alle drei voller Lebenssehnsucht und doch ständig mit Hindernissen konfrontiert, die nicht einfach zu bewältigen sind. Scheiternde Liebe, Unglück, Tod - kann man da das Leben lieb behalten?


"Ich dachte an Alfons, daß er jetzt in seinem Flugzeug saß und die Welt für ihn gar nicht existierte, es waren nur blinkende Lichter in einer Leere, in der man sich lange aufhalten konnte, eine Leere ohne etwas, das Schmerz zufügt, alles war weit entfernt und viel zu klein und bedeutungslos, um wahrgenommen zu werden. Ich beneidete meinen Bruder darum, so weit weg zu sein." (S. 53)


In Rückblenden und in kurzen Kapiteln wird die Geschichte dieser Menschen erzählt, wobei Landschafts- Orts- und Raumbeschreibungen, Wetter- und Lichtverhältnisse die Atmosphäre unglaublich verdichten. Nobert Scheuer ist ein Autor großer Gefühle, aber er rückt dem Leser nicht aufdringlich auf den Pelz. Er erzählt knapp, lakonisch, ohne Pathos, was die emotionale Wirkung noch verstärkt. Er ist ein melancholischer, aber kein sentimentaler Erzähler. Und er hat den wunderbaren Blick für Details, der einen guten Romancier auszeichnet.

Nach 'Peehs Liebe', das mich vor einiger Zeit so begeistert hat, konnte mich auch dieser Roman von Norber Scheuer überzeugen. Ich bin mir sicher: es wird nicht mein letztes Buch dieses Autors gewesen sein!


© Parden
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