Cover des Buches Die Albaner (ISBN: 9783406630316)
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Rezension zu Die Albaner von Oliver Jens Schmitt

Geschichte der Albaner

von annlu vor 8 Jahren

Kurzmeinung: eine sehr wissenschaftliche geschriebene und daher manchmal trockene Geschichte der Albaner

Rezension

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annluvor 8 Jahren

Oliver Jens Schmitt ist Professor für Geschichte Südosteuropas an der Universität Wien. In diesem Buch gibt er einen Überblick über die Geschichte der Albaner.

Das Ganze beginnt mit einem Vorwort, das auf die „albanische Frage“ eingeht. Schon diese Bezeichnung hat in mir das Gefühl ausgelöst, hier eine Lösung für ein Problem serviert zu bekommen und ich fand es unglaublich abwertend, ein Volk als Problem anzusehen. So ging ich mit großem Interesse an der Geschichte Albaniens aber sehr großer Skepsis gegenüber den Intentionen und Einstellungen des Autors an das Werk heran. Dass es sehr wissenschaftlich geschrieben ist, hatte ich bereits erwartet. Die ersten Abschnitte um die Grundlagen der albanischen Geschichte und Sprache und das Kapitel um die Migrationsgeschichte Albaniens empfand ich als sehr anstrengend zu lesen, da sie sich stark damit beschäftigen, woher das Volk der Albaner kommt und wie man dieses überhaupt definieren kann. Ohne schriftliche Quellen ist diese Herkunft sehr umstritten. Da diese Frage aber im letzten Jahrhundert und auch heute noch für die Balkanstaaten sehr wichtig ist, wird hier immer wieder betont, welche Streitereien aus den unterschiedlichsten Theorien entstanden sind. Das Zitat „Wer die albanische Frühgeschichte untersucht, wird so unweigerlich in aktuelle Politik verwickelt“ zeigt eine Aussage, die sich durch diese beiden Abschnitte zieht. Der Autor selbst nimmt nicht für sich in Anspruch, die Wahrheit zur Herkunft der Albaner zu kennen, verweist für meinen Geschmack aber zu oft auf die Probleme, die aus der Diskussion darüber entstanden sind.

Die Auflistung von Theorien und ihre Gegenüberstellung ändert sich mit den Abschnitten um die Herrschaft des Osmanischen Reiches. Diese Teile der Geschichte sind wohl nachweisbar und von daher werden sie auch so beschrieben. Das hat dazu geführt, dass sich dieser Teil besser lesen ließ und ich auch endlich das Gefühl hatte mit Fakten belohnt zu werden, bei denen die – für meinen Geschmack all zu oft erwähnte und daher nicht mehr ganz so glaubwürdige - Unparteilichkeit der mitteleuropäischen Geschichtswissenschaft keine Rolle mehr spielte.

Interessant fand ich den Abschnitt um die Gesellschaft und die Lebenswelten, weniger, den um den Glauben. Bei beiden hatte ich mir allerdings nicht erwartet, dass sie sich hauptsächlich auf die Vergangenheit beziehen und mir mehr Aktualität gewünscht.

Etwas kurz fand ich die Geschichte des letzten Jahrhunderts, da diese – meiner Meinung nach – maßgeblich am heutigen Zustand beiträgt. Ich hatte mir hier weniger Fakten und mehr Auswirkungen auf die Gegenwart gewünscht.

Fazit: Das Buch zeigt einen Überblick über die Geschichte der Albaner, versucht sich dabei an Fakten zu halten und ist sehr wissenschaftlich geschrieben. Als ich es gekauft hatte, hatte ich allerdings mehr die heutige Gesellschaft und Einstellungen im Blick und war überrascht, dass es ausschließlich um die Geschichte des Volkes geht. Von daher hat es nicht ganz meinen Vorstellungen entsprochen.

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