Cover des Buches Netzkiller (ISBN: 9783839212394)
Rezension zu Netzkiller von Oliver Wolf

Rezension zu "Netzkiller" von Oliver Wolf

von Ein LovelyBooks-Nutzer vor 12 Jahren

Rezension

Ein LovelyBooks-Nutzervor 12 Jahren
Absolut rätselhaft scheint die Verbindung zu sein, in der sie alle zueinander stehen, die jungen Leute, deren Wege sich bisher nicht gekreuzt haben. Da ist Marcel, ein Schüler der 9c an der Anne-Frank-Realschule in Marbach am Neckar oder Sarah, die Medizinstudentin aus London. Auch Ralf, der begeisterte Gleitschimflieger sowie sein Kumpel Jochen Winter und ebenso Jean-Michelle Le Tessiere, befreundet mit einem Mädchen aus dem Taucherclub Ostalb, dessen Mitglieder sich zum Grillfest am Bodsensee treffen, gehören dazu. Sie alle sind Figuren eines Spiels geworden, dass sich ein mörderisches, rachsüchtiges Gehirn ausgedacht hat. Der selbsternannte Chef des Spiels ist der Gamemaster, die Akteure sind Internetnutzer, die sich ständig auf der Suche nach kostenlosen Downloads befinden und damit in die Fänge des Gamemasters geraten - unentrinnbar, wie das Insekt in ein Spinnennetz. Die Rollen, die sie zu übernehmen haben, bestimmt allein er - er macht sie zu Tätern oder zu Opfern. Seine Spielregeln müssen eingehalten werden. Ihre Missachtung bringt unwiderruflich den Tod. Einen Tod, dessen Wegbereiter Angst und Entsetzen sind. Der junge Autor Oliver Wolf hat mit seinem Debutroman ein topaktuelles Thema aufgegriffen. Er läßt seine Ermittler Antonia Ronda und André Bürkle in einem Umfeld ermitteln, dass den Menschen der Gegenwart fast ausnahmslos so vertraut ist wie der Alltagsablauf. Man bewegt sich im Internet wie auf einer zweiten Lebensebene und verdrängt die Gefahr, die dort lauert. Wie gläsern wir bereits sind, wie angreifbar unsere Stabilität dadurch schon geworden ist und wie dirigierbar und manipulierbar wir unser angeblich selbstbestimmtes Leben führen, wird dem Leser erschreckend deutlich vor Augen geführt und zwingt zum Nachdenken. In flüssigem Stil baut Wolf Spannung auf, spiegelt Hilflosigkeiten einem "Moloch" gegenüber, dem wir selbst erlaubt haben zu wachsen. Er schildert die Folgen einer Pattform, auf der sich heute bei uns alles abzuspielen scheint - Gutes und Böses - Liebe und Rache - längst dem kontrollierten Einfluss entglitten. Der Roman liest sich flott und unverschnörkelt, in gut gewählter Sprache. Die Enttarnung des Schuldigen allerdings hätte unzweifelhaft ein wenig komplizierter ausfallen können. Ich finde, das hat sich dieses perverse, egozentrische Verbrechergehirn mit seiner perfiden Methodik "redlich" verdient. Alles in Allem jedoch eine empfehlenswerte Lektüre.
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