Inhalt

Die junge und abenteuerlustige Lida möchte etwas erleben. Als sie erfährt, dass ihr älterer Freund an einem sogenannten Blind Walk teilnimmt, einem organisierten Event, bei dem sich eine Gruppe aus fremden Menschen einige Tage in der Wildnis durchschlagen muss, überredet sie ihn, mitkommen zu dürfen. Schon am Beginn fällt es Lida schwer, ihre Mitspieler einzuschätzen. Als dann einer derjenigen tot aufgefunden wird, der den Walk geplant hat, nisten sich Misstrauen und Angst in der Gruppe ein. Die Situation droht außer Kontrolle zu geraten...

Meinung

Der Einstieg war sehr angenehm und (und das sage ich selten) er fiel mir wirklich leicht. Man fühlt sich sofort mitten im Geschehen und es war einfach sich mit Lida und Jesper anzufreunden. Der plötzliche Beginn war toll zu lesen, weil es niemals langweilig wurde, und man sich nicht zuerst seitenlang durch Beschreibungen kämpfen musste. Die Spannung steigt in diesem Buch so schnell an (und wird beinahe konstant oben gehalten), dass es unmöglich ist, das Buch aus der Hand zu legen.

Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen, besonders für einen Jugendthriller. Er ist sehr anschaulich und gleichzeitig jugendlich und frisch. Das Buch lässt sich super lesen und die Seiten fliegen nur so dahin.

Neben der Spannung, war das Wichtigste für diese Geschichte die unterschiedlichen Personen. Ohne sie hätte es all die Spannungen und das Misstrauen in der Gruppe nicht gegeben.
Gerade am Anfang der Geschichte scheint Lida, die Protagonistin, ziemlich naiv zu sein, aber auf eine Art, die mich niemals genervt hat. Sie ist weder eine anstrengende Zicke, noch ist sie hysterisch – im Gegenteil - sie bleibt relativ ruhig, was angenehm ist. Für die Gruppe war sie zu jeder Zeit ein großer Gewinn. Ich konnte ihre Gedanken nachvollziehen und ihr Verhalten macht sie sehr authentisch. Mit ihr als Protagonistin fühlte ich mich in der Geschichte gut aufgehoben.
Die anderen Personen könnten unterschiedlicher nicht sein, und gerade das macht sie so interessant. Wie Lida versucht man sie einzuschätzen und abzuwägen, wem man vertrauen kann. Gleichzeitig wird man dabei selbst so misstrauisch und paranoid, dass einen ein Blick, oder eine Geste sofort jemanden verdächtigen lassen. Dass man nichts über die Charaktere und ihr Leben außerhalb des Blind Walks weiß, steigert die Spannung noch ungemein. Jemand, der weiß wie man ein Tier tötet – ist er ein Jäger oder ein Psychopath, der gerne Tiere quält? Wie Thore, einer der Hauptcharaktere einmal erwähnt: Jeder könnte praktisch alles erzählen und man kann nie wissen, ob er lügt, oder die Wahrheit sagt.

So unheimlich wie es das wunderschöne Cover vermuten lässt, entfaltet sich die düstere Stimmung vor dem Leser. Es gab einige Momente, in denen ich schlucken musste, weil ich mich entweder erschrocken habe, oder weil ich von einer Wendung überrascht wurde, die ich niemals erwartet hätte. Denn eines sollte einem als Leser bewusst sein: Man wird hier ständig überrascht und muss seine Meinung zu mancher Person vielleicht mehrfach überdenken.
Aber auch der Humor kommt in diesem Buch nicht zu kurz. Manchmal ist er subtil, durch eine seltsame Situation, ein anderes Mal recht derb. Auf jeden Fall schafft er es, einen zum Schmunzeln zu bringen.

Einen halben Stern Abzug gibt es von mir für die Liebesgeschichte, die sich in meinen Augen nicht nur zu schnell und zu kitschig entwickelt, sondern auch zwischen zwei Personen, die ich mir als Paar gar nicht vorstellen konnte. Außerdem gibt es den Abzug auch noch für die Tatsache, dass die Auflösung für mich zu schnell passierte und für mich diese Schlussfolgerungen nicht wirklich nachvollziehbar waren - und für die Tatsache, dass ich als Leser nicht immer bei der Gruppe sein konnte und für mich die Folgen der überraschenden Wendung einige Einschränkungen mit sich brachten. Aber nur damit das niemand falsch versteht: Das ist Kritik auf hohem Niveau.

Fazit

Eine tolle Geschichte, die zeigt, was passiert, wenn man Leute nimmt, die sich nicht kennen, sie mitten in der Wildnis aussetzt und dann noch Angst und Misstrauen hinzufügt. Psychologisch sehr interessant, und das Verdächtigen und Rätseln macht einfach unglaublichen Spaß!

Ein spannender, rasanter Jugendthriller für jene, die tolle Charaktere, eine düstere Atmosphäre und ein unheimliches Abenteuer zu schätzen wissen und vor der einen oder anderen (wirklich!) unerwarteten Wendung nicht zurückschrecken.

Bewertung:

Idee und Inhalt: 9/10
Ausführung: 8/10
Spannung: 8/10
Sprache: 9/10
Personen: 10/10
Humor: +/3
Liebesgeschichte: 0,5/3

Insgesamt:

❀❀❀❀❀ Ich vergebe 4 1/2 begeisterte Lilien, runde diese zu fünf auf und freue mich auf den nächsten Thriller von Frau Schröder, den ich mir sicher nicht entgehen lassen werde!