Warum in die Ferne schweifen... – genau das dachte sich Autor Patrik Stäbler, der sich dazu bekennt, für sein Leben gerne zu essen. Er kannte sozusagen das Essen aus aller Herren Länder, bemerkte aber, dass er die kulinarische Landkarte Deutschlands noch erkundigen sollte, um die Bildungslücken in Sachen Essen zu schließen. Und so reiste er drei Monate lang durch sämtliche Bundesländer – immer auf der Suche nach traditionellen, landestypischen Gerichten.
Das Cover:
Ein Cover auf dem der Herr Autor höchstpersönlich abgebildet ist, das hat man nicht alle Tage, aber schließlich ist dies ja auch ein ganz besonderes Buch. Mir gefällt das Cover sehr gut, denn es wirkt sehr persönlich, wenn auch etwas gestellt (was ich aber nicht schlimm finde. Ich denke mal, dass Patrik Stäbler nicht unbedingt eine Brezel / Bretze / Brezen außen an seinem Rucksack festgeschnallt hatte. Und das Pappschild mit der Aufschrift ESSEN bezieht sich wohl eher nicht auf die Stadt im „Pott“, sondern vielmehr auf die von ihm ausgeübte Tätigkeit oder auf das, was er gerade sucht.
Und so steht er da, mit ausgestrecktem Daumen und einem freundlichen Lächeln auf den Lippen mitten auf dem Asphalt. Im Hintergrund ein Getreidefeld, dahinter ein Wald und über alledem der blaue Himmel. Auf dem zweiten Blick erkennt man dann die Silhouette von Deutschland – mit improvisierter Reiseroute, die wohl in München beginnt und durch ein gekreuztes Besteck, bestehend aus Löffel und Gabel, gekennzeichnet ist.
Inhalt:
Patrik Stäbler bereist Deutschland – doch dies bewerkstelligt er nicht etwa mit dem eigenen Auto oder Bus und Bahn, sondern per Anhalter. Hierbei lernt er nette und weniger freundliche Menschen kennen, erfährt von so manchem Schicksal oder Leidensweg und so mancher Autofahrer schüttet dem jungen Mann sein Herz aus, in dem Wissen, ihn nie wieder zu sehen.
Genächtigt wird weder in Hotels oder Pensionen – das sogenannte Couchsurfing ist angesagt! Per Internetkontakt lernt Patrik seine Gastgeber kennen, wobei das eigentliche Kennenlernen dem Griff in eine Wundertüte gleicht, denn mit wem er es letztendlich wirklich zu tun hat, erfährt Patrik erst so richtig beim ersten Aufeinandertreffen mit dem jeweiligen Gastgeber.
Und so isst Patrick sich von Bundesland zu Bundesland, lernt ihm bislang unbekannte Gerichte kennen, sowie die Lebensgeschichte so manchen Bewohners. Und am Ende eines jeden Kapitels präsentiert der Autor dann das Gericht, das er auf seiner kulinarischen Deutschlandreise im jeweiligen Bundesland serviert bekam – mal das Originalrezept des Restaurants, mal improvisiert, denn so manch einer hält seine über Jahre gehüteten Rezepturen und Zutaten geheim.
Bereist hat Patrik Stäbler nach einem bestimmten System: Er begann in seiner Heimat Bayern und „arbeitete“ (oder aß) sich entgegen des Uhrzeigersinns durch ganz Deutschland.
Der Aufbau des Buches:
Wie das Buch gestaltet ist, gefiel mir sehr gut: Nachdem der Autor kurz vorgestellt wurde, folgt eine Deutschlandkarte, auf der die Reiseroute eingezeichnet ist. Schön und auch hilfreich hätte ich es gefunden, wäre diese auch ganzseitig auf der Innenseite der beiden Buchdeckel abgedruckt gewesen.
Es folgt das Inhaltsverzeichnis. Und dieses ist wirklich vorbildlich, da es sehr übersichtlich gestaltet ist – mit verschiedenen Schriftgrößen und – stärken. So wird zuerst das Bundesland aufgeführt, darunter folgt die Name des Buchkapitels, z.B. Verliebt in Döner, Wo sich Knieperfuchs und Hase Gute Nacht sagen,... und letztendlich folgt in der dritten Zeile das jeweilige Rezept – also alles auf einen Blick sozusagen.
Zuerst findet sich als Einleitung im Buch ein kurzes Vorwort mit der Vorgeschichte, bevor die Reise beginnt, einige Infos zum Thema Trampen und Couchsurfing, sowie den Hinweis des Autors, dass er sich nicht nur auf kulinarische, sondern auch kulturelle Eindrücke freut. Eine gute Voraussetzung für die Reise, wie ich finde – bei all dem Essen auch die Mitmenschen (und deren Leben) nicht vergessen.
Der Aufbau eines Kapitels ist folgendermaßen: Zuerst gibt es eine Seite mit der bereits erwähnten Karte, auf der sich dann der Name des Bundeslandes, sowie die Kapitelüberschrift befindet. Auf den folgenden Seiten folgt der Bericht des Autors und im Anschluss folgt das Rezept – optisch hervorgehoben durch einen Grauen Kasten, in dem es steht, sowie ein Bestecksymbol am Rand der Seite.
Was ich noch erwähnen wollte: Auf der linken Buchseite befindet sich jeweils am Rand der Name des Bundeslandes, auf der rechten Buchseite befindet sich am Rand die jeweilige Kapitelüberschrift. Ich finde, dass dies die Suche nach bestimmten Textstellen beim Blättern sehr erleichtert – ab und an möchte man ja noch einmal etwas nachlesen, ohne erst im Inhaltsverzeichnis nachschlagen zu müssen.
Nach Abschluss der Reise via Buch, gibt es ein kurzes Nachwort, bevor es ein Verzeichnis der einzelnen Rezepte gibt – diesmal alphabetisch geordnet. Wer nun auf den Geschmack gekommen ist und die einzelnen Lokalitäten besuchen möchte, für den folgen nun noch die Adressen und Internetseiten der Gaststätten,... - sortiert nach Bundesländern + die Adresse der im Nachwort erwähnten Wirtschaft im Allgäu. Es folgt eine Danksagung – und dann ist leider Schluss. Denn etwas habe ich vermisst, doch dazu komme ich später noch. Jetzt erst einmal: „Guten Appetit“ und los geht’s – begleiten wir Patrik Stäbler auf seiner oft beschwerlichen Reise durch die Speisekarten Deutschlands – wenn auch nur als Leser...
Die einzelnen Stationen der kulinarischen Reise und die Gerichte:
Nach einem Vorwort, in dem auch der Grund der Reise, sowie die Vorbereitungen dazu erläutert werden, kann die Reise beginnen...
BAYERN – Fränkisches Schäufele mit Kloß: Zum Auftakt seiner Reise landet Patrik Stäbler erst einmal im Frankenland und macht die Bekanntschaft mit einem etwas kauzigen Nürnberger älteren Jahrgangs. Im Bratwursthäusle testet der Autor die Fränkischen Würstchen. Bayern ohne Bier? Ein kleiner Abstecher nach Bamberg musste einfach sein. Dort testete er noch gleich das (zugegebenermaßen doch sehr gewöhnungsbedürftige) Rauchbier, das dort als Spezialität gilt. Bis das jedoch dem Gaumen mundet – so wird gemunkelt, muss man so einige Flaschen davon intus haben.
THÜRINGEN – Schmöllner Mutzbraten, eine Spezialität, hergestellt mittels Birkenholz-Feuer auf dem Mutzbratenstand. Die Beschreibung jedenfalls lässt wohl jedem Leser (es sei denn, er ist Vegetarier) das Wasser im Munde zusammenlaufen.
SACHSEN – Oberlausitzer Teichelmauke: Hier hat man als Leser wohl erst einmal das sprichwörtliche Fragezeichen auf der Stirn, um was es sich bei diesem Gericht wohl handeln könnte. Jedenfalls, soviel verrate ich vorweg, mag ich Kartoffeln sehr gerne, auch in Begleitung von Sauerkraut und Fleisch...
BERLIN – Dönerkebab: Wer kennt keinen Döner? Erwartet hätte ich in Berlin wohl eher die Leber „Berliner Art“, daher war ich mehr oder weniger erstaunt, dass mir hier ein „türkisches“ Gericht begegnete...
SACHSEN-ANHALT – Bötel mit Lehm und Stroh: Wie? In diesem Bundesland isst man Lehm und Stroh? Haben die denn nichts anderes? Eine Begegnung mit den Teltower Rübchen steht an, ebenso mit Spreewaldgurken und Kartoffeln, Quark und Leinöl. Patrik isst sich durch, bis die Schwarte kracht, denn wie heißt es so schön (zumindest bei uns)? Lieber den Magen verrenken, als dem Wirt was schenken!
BRANDENBURG – Knieperkohl: Was mag sich wohl dahinter verbergen? Kohl kombiniert mit Kartoffeln klingt rustikal, aber lecker, wobei mir Braunkohl bislang gar kein Begriff war.
MECKLENBURG-VORPOMMERN – Stralsunder Fischtopf: Bevor das Volk in der DDR meutern konnte, weil es sich nicht westlichen Genüssen hingeben durfte, warf Honecker ihnen doch gleich mal die Ketwurst und Grilletta vor. Und diesmal ist wohl eher Schmalhans Küchenmeister...
SCHLESWIG-HOLSTEIN – Schnüsch: Das Lübecker Marzipan entpuppt sich als regelrechte Droge, die Kieler Sprotte ist ein Genuss vom Kopf bis zum Schwanz und Gemüse soll man ja immer reichlich zu sich nehmen. Die Zusammenstellung der Zutaten des Gerichtes Schnüsch fand ich jedenfalls recht ungewöhnlich.
HAMBURG – Hamburger Labskaus: Ist wie mit dem russischen Borschtsch – manche Gerichte sehen absolut nicht lecker aus, schmecken aber besser als sie aussehen. Beim Labskaus ist das ebenso – Dieser Brei sieht leider so aus, als wäre er... - …nun ja - schon mal gegessen. Ich für meinen Teil dachte ja immer, in Labskaus wäre Fisch enthalten. Ansonsten bietet Hamburg die Aalsuppe sowie Franzbrötchen, die es fast nur in Hamburg gibt.
BREMEN – Grünkohl und Pinkel: Vom Namen her ist dieses Gericht wohl den meisten ein Begriff. Auch hier wieder die Kombination von Kohl (diesmal Grünkohl) mit Kartoffeln. Und endlich weiß ich nun auch, was es mit dem ominösen Pinkel auf sich hat.
NIEDERSACHSEN – Mehlpütt mit Vanillesoße und Rotweinbirnen: Emden! Wer fällt einem da zuerst ein? Klar, Otto Waalkes! Und so besucht Patrik Stäbler das Otto-Museum, in dem die verschiedensten Requisiten des Blödelbarden und ostfriesischen Götterboten, untergebracht sind.
Ist es ein Klischee, dass Ostfriesen regelrechte Teezeremonien abhalten? Nein! Hier erfährt man einige interessante Dinge über das Nationalgetränk der friesischen Bewohner – die ihren Tee weder geschüttelt, noch gerührt genießen. Kein Wunder, dass es deshalb auch ein Teemuseum gibt.
Und unerwarteterweise trifft man hier auch den Komiker Holger Müller. Wie? - Wer das ist? Ich sag nur: Ausbilder Schmidt – wer hätte gedacht, dass der in der Kneipe seines Nachbarn sein Unwesen treibt. Und dann gibt es da noch das Wurstebrot – bei dem es sich weder um ein Brot handelt, geschweige denn, dass Wurst enthalten ist.
NORDRHEIN-WESTFALEN – Currywurst: ...wobei ja gestritten wird, woher eines der Lieblingsgerichte der Deutschen nun wirklich stammt! Und Herbert Grönemeyer hat dieser Wurst auch noch ein musikalisches Denkmal gesetzt. Jetzt pilgern die Leute an DIE Currywurstbude, wo Herbie sich schon damals seine Wurst bestellte.
Aber auch eine weitere Spezialität wurde vom Autor getestet: Der Rheinische Sauerbraten. Wie lange wartet Otto-Normalbürger in einer Gaststätte auf ein bestelltes Gericht? Zwei Stunden sind zu lang? Dann muss dieser Sauerbraten aus dem Buch ja wirklich etwas ganz Besonderes sein, wenn man eine derart lange Wartezeit in Kauf nimmt. Aber der „Sauerbratenpalast ist nun mal ein angesagtes Kultlokal.
RHEINLAND-PFALZ – Pfälzer Saumagen: Ja, zur Regierungszeit des Altkanzler Kohl hatte dieses Gericht wohl seine Hochzeit. Selbst außerhalb des Bundeslandes gab es in den 80ern bei so einigen Veranstaltungen Saumagen. O.k. - der Name des Gerichts hört sich nun wirklich nicht sehr lecker, ja vielleicht sogar etwas eklig an, aber wenn man liest, was alles in den Saumagen gefüllt wird, läuft einem beim Lesen doch das Wasser im Munde zusammen. (Übrigens würde ich die angebratene Variante dieses Gerichts stark bevorzugen.)
SAARLAND – Dibbelabbes: Wie war das jetzt noch gleich? Der Schwenker schwenkt den Schwenker mit dem Schwenker! Außer dem erwähnten Gericht Dibbelabbes gibt es im Saarland nämlich noch den Schwenkbraten – zubereitet vom „Schwenker“ auf einem sogenannten Schwenkgrill – für die einen ist es eben ein Steak, für die anderen ein Schwenkbraten. Dibbelabbes lässt mein Herz höher schlagen, denn ich liebe Kartoffeln in jeder Form – und diese Variante gefällt mir schon sehr gut.
Und was habe ich noch gelernt, aus dem Lande des Heinz Becker, des Oskar Lafonaine,... gibt es kein Entkommen – wenn man auf das Trampen als Fortbewegungsart angewiesen ist.
HESSEN – Frankfurter Grüne Soße: Frankfurter, die sich versammeln, um einer Kräutersoße zu huldigen? Das hört sich verrückt an, oder? Was dem einen sein Oktoberfest, Weinfest,... ist so manchem Frankfurter diese Veranstaltung: Das Grüne-Soßen-Festival, bei dem die beste „Grie Soß“ gekürt wird – ein mordsmäßiges Spektakel, bei dem natürlich auch reichlich Äppelwoi und andere Arten des Alkohols fließen.
BADEN-WÜRTTEMBERG – Maultaschen. Auf dieses Kapitel habe ich, als Bewohnerin des „wilden Südens“, nur gewartet! So unterhaltsam die Reise, die sich dem Ende zuneigt, auch war, ich wollte nun doch wissen, was für Erfahrungen der Autor im „Ländle“ gemacht hat. Im Kloster Maulbronn soll also die Wiege der leckeren „Herrgottsb'scheißerle“ stehen?
Und dann ist da ja noch ein weiteres Gericht der Schwaben: Der Gaisburger Marsch – ein bunt zusammengewürfeltes Gericht mit Kartoffeln, Spätzle, Rindfleisch und weiteren Zutaten (mein Mann nannte es respektlos „Wochenübersicht“ - ein Begriff, den er aus seiner Bundeswehrzeit kannte). Und als Nachtisch gab es ein leckeres Stück Schwarzwälder Kirschtorte – für den Leser und den Autor, der sich diesen Gaumenschmauß schmecken ließ. - Doch halt! - Schwarzwälder Kirschtorte aus dem Schwarzwald? - Aber das ist eine weitere Episode... - nachzulesen im Buch.
Schade, dass Linsen und Spätzle mit Saitenwürschtle, neben der Maultasche eines der schwäbischen Nationalgerichte, nicht auch erwähnt und vor allem getestet wurden.
Meine Meinung:
Na, Appetit bekommen? - Ich hoffe doch! Warum also in die Ferne schweifen, wenn das Gute (Essen) liegt so nah!?
SPEISENDE SOLL MAN NICHT AUFHALTEN – EINE DEUTSCHLANDREISE ÜBER DEN TELLERRAND HINAUS so lautet der komplette Buchtitel und ich finde, dass er gut gewählt wurde, er sagt genau das aus, was man beim Lesen so bestätigt findet.
Der Leser erfährt einiges über die Entstehungsgeschichte des Couchsurfings. Neu ist diese Idee nicht und wurde einst aus der Not heraus geboren. Man ist Mitglied eines Netzwerkes, durch das man eine Übernachtungsmöglichkeit findet – und das unentgeltlich. Im Gegenzug hat man die Gelegenheit (hoffentlich) nette Gastgeber kennenzulernen – eine interessante Sache, nicht für jedermann geeignet, doch für den ein oder anderen schon.
Zum Thema Trampen: Für mich als Frau kam und käme dies nicht infrage, weil es schlichtweg viel zu gefährlich wäre. Nicht nur ausrauben und schlimmeres stellt hier eine Gefahr da, man kennt auch nicht unbedingt die Fahrweise (riskante Fahrmanöver inbegriffen) desjenigen, der einen da mitnimmt. Da braucht es auch eine gehörige Portion Vertrauen und Menschenkenntnis. Und so war es auch bei Patrik Stäbler. Da gab es so manchen Moment, an dem es ihm doch sehr mulmig zumute wurde, z.B. als ein LKW-Fahrer nicht den Parkplatz ansteuerte, an dem der Autor aussteigen wollte, sondern diesen einfach „links liegen ließ“ (besser gesagt rechts) und sogar die Grenze nach Polen überquerte...
Die Fortbewegungsart des Trampens birgt aber noch einige entscheidende Nachteile und Risiken. Während man an einigen Stellen sofort mitgenommen wird, kann man an anderen wiederum versauern, weil man schlichtweg nicht oder auch nur eine kurze Strecke mitgenommen wird. Auch Patrik Stäbler machte diese unangenehmen Erfahrungen. Blöd nur, wenn man sich um eine bestimmte Uhrzeit am nächsten Haltepunkt mit jemanden verabredet hat, aber nicht von der Stelle kommt. Aber in diesem Fall gab es noch einen Notnagel. Als gar nichts mehr ging, griff der Autor dann doch auf das Verkehrsmittel Bahn zurück.
Sehr toll fand ich, dass sich am Ende eines jeden Kapitels das jeweilige Rezept befand, das der Autor getestet hatte. So kann man das ein oder andere Rezept selbst am heimischen Herd nachkochen.
Mir gefiel sehr gut die Kombination der drei so unterschiedlichen Elemente - Trampen, Couchsurfing und regionale Gerichte. So wirkte das Buch keinesfalls sachlich, vermittelte aber dennoch viele Infos. So lernte man einiges über das Leben in der damaligen DDR kennen, erfuhr etwas über die wirtschaftliche Lage in den einzelnen Bundesländern, es gab Lebensgeschichten, die mitunter sehr zu Herzen gingen und vieles mehr. Größtenteils waren die Erfahrungen mit den Autofahrern, den jeweiligen Gastgebern und den Wirten sehr positiv, doch Ausnahmen bestätigen, wie immer auch hier, die Regel – einige wenige Personen fielen in die Kategorie: Die muss man nicht unbedingt kennenlernen!
Eines ist klar: Bei der überragenden Vielzahl der regionalen Gerichte fehlen so einige, die man bei den jeweiligen Landstrichen vermisst. Ich denke da beispielsweise an die „Leber Berliner Art“ (mit gebratenen Apfelringen), „Himmel und Ääd“, Linsen und Spätzle mit Saitenwürstle (nach den Maultaschen das wohl bekannteste Gericht der Baden Württemberger, speziell der Schwaben)... . Und es ist auch nicht machbar, alle im Buch ausführlich zu erwähnen, geschweige denn zu testen, da wäre Patrik Stäbler jetzt noch unterwegs. Aber als Alternative hätte man hinter jedes Kapitel eine Auflistung weiterer regionaler Gerichte und Spezialitäten hinzufügen können, eventuell sogar mit einigen Leerzeilen für eigene Einträge (auch wenn ich sonst nicht dafür bin, in Büchern Notizen zu hinterlassen, aber hier würde dies dem Buch zusätzlich Charme verleihen).
Vermisst habe ich einen extra Teil, in dem die ganzen Farbfotos der erwähnten Gerichte sind, denn man würde doch gerne während des Lesens das jeweilige Gericht vor Augen haben. Bei 16 Gerichten wären das nur wenige zusätzliche Seiten, schließlich benötigt nicht jedes Gericht eine ganze Seite, sondern höchstens eine halbe. Und ich denke, der Leser wäre bereit, für dieses zusätzliche Plus auch statt der 8,99 Euro auch 9,99 Euro zu bezahlen. Aber als „Trost“ bleibt dem Leser die Webseite des Autors, sowie die Facebookseite zum Buch, die ich hier gerne weiterempfehle.
Fazit:
Von ungewöhnlichen Mitfahrgelegenheiten, menschlichen Schicksalen und (meist) leckeren Gerichten. Ein kurzweiliges und unterhaltsames Buch um eine der schönsten Sachen der Welt: Dem Essen. Gekonnt erzählt, ohne dass nur die geringste Spur von Langeweile aufkam. So manche Begebenheit stimmte nachdenklich, mitunter sogar etwas melancholisch, dann wiederum musste man schmunzeln – eine bunte Mischung – genau so unterschiedlich wie die Speisen, die der Autor auf seinen Reisen serviert bekam. Von mir gibt es, trotz fehlender Fotos, eine absolute Leseempfehlung und 5 Sterne!