Cover des Buches Die New-York-Trilogie (ISBN: 9783499258091)
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Rezension zu Die New-York-Trilogie von Paul Auster

Nicht halb so verzwickt wie es auf dem Buchrücken versprochen wird.

von Soeren vor 10 Jahren

Kurzmeinung: Nicht halb so verzwickt wie es auf dem Buchrücken versprochen wird.

Rezension

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Soerenvor 10 Jahren

Inhaltszusammenfassung von "Stadt aus Glas":
Krimi-Autor Quinn erhält Anrufe von einer Frau, die ihn für einen Detektiv namens Paul Auster hält. Zunächst verneint er, gibt sich aber schließlich doch als der Ermittler auf und trifft sich mit der Frau. Sie beauftragt ihn, einen alten Mann zu beschatten, der in Kürze aus der Haft entlassen wird, weil sie Angst hat, dass dieser seinem bereits erwachsenen Sohn etwas antun könnte. Quinn willigt ein und folgt dem Mann zwei Wochen lang. Als der Mann plötzlich verschwindet, verzweifelt Quinn beinahe daran und legt sich monatelang vor dem Haus seiner Klientin auf die Lauer. Schließlich erfährt er, dass der Gesuchte schon vor längerer Zeit Selbstmord begangen hat. Diese Information bringt Quinn noch weiter an den Rand der Verzweiflung, bis er am Ende der Geschichte spurlos verschwindet.
Das ist die gesamte Handlung der knapp 180 Seiten, die weder besonders spannend noch unterhaltsam sind. Meine Hoffnung, hier - wie auf dem Buchrücken versprochen - mit einem packenden Krimi voller Wendungen vorgelegt zu bekommen, erfüllte sich nicht mal ansatzweise.

Inhaltszusammenfassung von "Schlagschatten":
Mr. Blue bekommt von Mr. White den Auftrag, Mr. Black zu überwachen und bezieht daraufhin das Appartement bei ihm gegenüber. Von nun an beobachtet Blue Tag für Tag und Woche für Woche den Mann, der scheinbar nichts anderes tut, als von früh bis spät an seinem Schreibtisch zu schreiben. Er verfolgt ihn bei seinen spärlichen Spaziergängen, bis er – genau wie Quinn in der Geschichte davor – irgendwann genug von dem tristen Alltag hat und in verschiedener Verkleidung Kontakt zu Black aufnimmt. Die beiden kommen ins Gespräch und philosophieren sogar über den amerikanischen Autor Nathaniel Hawthorne und dessen Werk „Wakefield“, in dem ein Mann seine Frau verlässt und sie jahrelang vom Haus gegenüber aus beobachtet, ohne wieder Kontakt zu ihr aufzunehmen. Was offenbar eine Parabel auf diese Geschichte hier ist, denn am Schluss von „Schlagschatten“ findet Blue endlich den Mut, Black ohne Verkleidung gegenüber zu treten.
Auch diese Geschichte birgt nicht wirklich viel Spannung und ist dadurch, dass alles in einem einzigen durchgehenden Text erzählt wird, etwas anstrengender zu lesen. Die Parallelen zu „Stadt aus Glas“ sind unverkennbar, ich gehe sogar soweit, zu behaupten, dass „Schlagschatten“ einfach eine leicht abweichende Version des vorherigen Kurzromans ist. In beiden Geschichten geht es um ereignislose Beobachtungen über einen längeren Zeitraum und wie dies den Beobachtern irgendwann unerträglich wird.

Inhaltszusammenfassung von „Hinter verschlossenen Türen“:
Dies ist der letzte Band der Trilogie und zunächst scheint auch er absolut nichts mit den vorherigen Teilen gemeinsam zu haben. Die Hauptperson ist ein Tierarzt, der seit Kindestagen im Schatten seines Freundes Fanshawe steht. Als dieser verschwindet, bittet ihn dessen Frau Sophie, nach ihm zu suchen. Aber Fanshawe will für tot gehalten werden, wie der Arzt nach einer Weile einsieht. Er und Sophie werden ein Paar und heiraten. In Fanshawes Nachlass finden sie mehrere Manuskripte, die nach ihrer Veröffentlichung ein großer Erfolg werden. Schließlich bitten die Verleger den Arzt, eine Biographie über den Autor zu verfassen. Einer Aufforderung der er zunächst gern nachkommt, schon bald verliert er aber die Lust daran. Um den Schein zu wahren, forscht er trotzdem weiter über die Vergangenheit seines Freundes nach und reist dafür sogar nach Paris, wo dieser für einige Zeit lebte. Hier verliert sich der Arzt immer mehr in seinen Pseudo-Nachforschungen, bis er am Ende kaum mehr selbst weiß, wer er ist. In einem Bordell trifft er einen Mann namens Stillman und glaubt, dass dieser Fanshawe ist. Später gesteht der Arzt, dass er daher seine Inspiration für die Figur aus dem ersten Roman „Stadt aus Glas“ bekam. Der Detektiv Quinn, den er mal beauftragt hatte, Fanshawe aufzuspüren, stand Pate für den Protagonisten von „Schlagschatten“. Womit es endlich die lang vermisste Verbindung zwischen den drei Bänden der Trilogie gibt.
Am Schluss des dritten Buches kommt es zum unvermeidlichen Aufeinandertreffen des Tierarztes mit Fanshawe und der Doktor erfährt, dass es Fanshawes Absicht gewesen war, dass er und Sophie zusammenkommen. Er sollte seinen Platz einnehmen, damit er problemlos verschwinden kann. Das Buch endet damit, dass der Arzt von Fanshawe ein rotes Notizbuch bekommt (jenes welches auch in den beiden anderen Bänden seine Erwähnung fand), es liest, aber den Inhalt sofort wieder vergisst. Deshalb hat er auch keine Probleme damit, die einzelnen Buchseiten eine nach der anderen auszureißen.

Fazit:
Alles in allem war es eine sehr seltsame Trilogie, die mit einem Krimi überhaupt nichts zu tun hat, sondern eher im Bereich Drama und/oder Zeitgenössisches einzuordnen ist. Ob sie wirklich lesenswert ist, darf jeder selbst beurteilen. Ein bisschen tiefgründig ist sie durchaus, allerdings ist nicht jeder Absatz wirklich notwendig, geschweige denn so subtil, wie es hätte sein können.
Von den drei Geschichten ist die letzte zweifellos die packendste und interessanteste. Dennoch war ich froh, als ich mit „Der New York Trilogie“ fertig war.
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