Cover des Buches Schattenschläfer (ISBN: 9783492306874)
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Rezension zu Schattenschläfer von Paul Finch

Die Lust zu Töten schläft nur, sie stirbt nicht und kehrt unerwartet zurück...

von Floh vor 8 Jahren

Kurzmeinung: Wieder einmal ein richtig guter Paul Finch! Für alle, die Nervenkitzel lieben. 4 Sterne!

Rezension

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Flohvor 8 Jahren
Bestsellerautor Paul Finch ist einer der Autoren, der mich mit seinem Debütthriller „Mädchenjäger“ und Auftakt zur Mark Heckenburg-Reihe absolut überrascht und schockiert hat. Paul Finch ist einer dieser Autoren, den ich trotz seines Wiedererkennungswertes und trotz seiner eigenen scharfen Note im Genre Thriller im Alltag gern wieder vergessen glaube, und der mich dann mit einer Fortsetzung für Detective „Heck“ wieder einmal mehr als begeisternd überrascht und bei mir nach dem Lesen eines neuen Falls wieder in aller Munde ist, ehe Paul Finch bis zu seinem nächsten Thriller wieder in den Dornröschenschlaf verfällt und umso inspirierter wieder in der Spannungsliteratur erwacht. In seinem inzwischen vierten Fall für Detective Mark Heckenburg „Schattenschläfer“ liefert Paul Finch wieder einmal so einen Überraschungsauftritt hin. Hier befasst er sich mit einer grauenvollen Handschrift des Todes und lauscht der eigens zum Morden komponierten Melodie des Serienkillers. Wird der Schrecken von vor knapp 10 Jahren nun wieder zur Wirklichkeit und Bedrohung? Mit seinem Protagonisten und Ermittler Mark Heckenburg setzt der Autor Paul Finch seine Thriller Reihe fort. Um die einzelnen Fälle zu verstehen, braucht man aber keine Hintergründe anderer Titel und Fälle um und mit Detective Heck gelesen haben. Trotz des Reihen-Modus sind die Teile weitgehend in sich abgeschlossen und der Einstieg in diese Welt der Verbrechen hinter den wunderbaren Kulissen Englands jederzeit möglich.
Erschienen im Piper Verlag

Inhalt:
"Zehn Jahre hielten ihn alle für tot – dann kehrt der Killer zurück -
Ein eisiger Winter bricht über den Norden Englands herein, als in der Nähe des Lake District zwei junge Mädchen verschwinden. Alles spricht dafür, dass »Der Fremde« zurückgekehrt ist, ein Killer, an den sich Detective Mark Heckenburg und seine Kollegen nur zu gut erinnern. Zehn Jahre ist es her, dass er das letzte Mal zugeschlagen hat. Aus dem Dunkel, brutal, tödlich. Nun sucht er sich erneut seine Opfer, eines nach dem anderen. Heck macht sich auf die Jagd nach dem Unbekannten, doch schon bald steht er selbst mit dem Rücken zur Wand."

Handlung:
Vor zehn Jahren ermittelten Gemma Piper und Ihr Kollege Mark Heckenburg in einer brutalen Mordserie an jungen Paaren. Bei einem Undercover Einsatz von Piper flieht der mutmassliche Täter schwer verletzt. Da keine Leiche gefunden werden konnte, gingen alle davon aus, dass dieser tot im Moor liegt.
Detective Sergeant Heck wurde aus dem Dezernat für Serienverbrechen strafversetzt und ermittelt nun im beschaulichen Lake Distrikt National Park, einer sehr ländlichen Gegend im Norden Englands, wo es mehr Schafweiden als Siedlungen gibt.
Hier in Cumbria, im Lake District, an einem tristen nebeligen Novembertag werden zwei junge Wanderinnen überfallen. Eines der Opfer wird vermisst, während die andere Frau fliehen konnte und von einem Mann berichtet, der sie töten wollte und die beiden zuvor regelrecht umzingelte und mit dem Pfeifen von Frank Sinatras "Strangers in the Night" in Angst und Schrecken versetzte. Alle Anzeichen deuten darauf hin, dass "Der Fremde" zurückkehrt ist. Wenn du die Melodie von "Strangers in the Night" hörst, ist es um dich geschehen... Er wird dich finden, er versteckt sich im Dunkeln und er tötet brutal und auf grausame Weise. Heckenburg ist alarmiert und heftet sich gemeinsam mit seiner damaligen Partnerin, Gemma und seiner neuen Kollegin Mary-Ellen an die Fersen des Killers. Doch schon bald muss Heckenburg erkennen, dass sie in einer fast ausweglosen Situation stecken. Denn der Killer scheint ihnen immer zwei Schritte voraus zu sein und seinen perfiden Plan über Jahre, in denen er tot geglaubt worden war, geschmiedet zu haben...


Schreibstil:
Bisher wurde ich in keinem von Paul Finchs Thrillern enttäuscht, auch wenn ich diesen herausstechenden Autor im Alltag oft wieder vergesse. Hat er einen neuen Band seiner Reihe veröffentlicht, so war ich bisher stets gefesselt und beeindruckt. In „Schattenschläfer“ legt der Autor noch einen Gang zu. Er wagt sich Unaussprechliches in bildhafte Umschreibungen zu lebendigen Szenen zu verarbeiten, die nicht immer leicht zu verdauen sind. Dieser Thriller ist keine leichte Kost und nichts für zarte Gemüter, denn Paul Finch durchstreift das gesamte Spektrum menschlicher Abgründe und bietet dank des dichten Nebels im Fall und des dichten Nebels an den Schauplätzen ein Gefühl von Horror und eigener Beklommenheit und einem kühlen angeschwitzten Film auf der Haut beim Lesen, der für Gänsehaut sorgt. Der Schreibstil des Autors besitzt eine sehr eindringliche Note, denn er wechselt die Erzählperspektiven gekonnt. Einmal aus Mark Heckenburgs Lage und Sicht geschildert und einmal aus den dunklen und kranken Gedanken des Killers und Psychopathen. Autor Paul Finch weicht wenig von seinem Haupthandlungsstrang ab, bietet aber immer wieder kleine Nebenhandlungen als Spannungsmotor oder als Ruheoasen im Wechsel. Autor Finch lässt beschauliche Kulissen zum Schauplatz größter Angst, Gewalt, Psychofolter und Schrecken mutieren. Finch taucht ein in die Welt der Ermittlungshierarcjien, der Behörden, der Rechtsmedizin, der modernen Ermittlungstechniken, der Bandbreite der psychopathischen Denkmuster und die privaten Belange der Ermittler. Moral und Ethik. Besessenheit und psychische Störungen, Die Lust am Töten… Der Thrillerautor besitzt neben dem schriftstellerischen Können, ein gutes und solides Wissen über seine vorherigen Fälle, die er mit Detective Heck erarbeitet hat und lässt diese Elemente vorheriger Fälle immer in gekonnter Weise einfließen, so dass auch Neuleser die Chance haben, jederzeit in diese Reihe einzusteigen und auch treue Leser werden nicht das Gefühl von Wiederholungen oder Langeweile haben. Hier merkt man, dass Paul Finch seine Heimat England mit seinen Gegenden und Kulissen liebt und für seinen Thrill und Nervenkitzel zu nutzen versteht, er hat gute Recherche betrieben, und somit einen schlüssigen Thriller mit komplexer Ermittlung aufgetischt. Gerne gibt er seine Eindrücke und sein Wissen an die Leser weiter. Er verzettelt sich nicht in seinen eigenen Fällen und wirkt schriftstellerisch gut organisiert und strukturiert. Zudem traut er sich, einige Passagen des Thrills und des Plots mit teils sehr heftigen Handlungen und brutalen Vorgehen auszurichten. Nicht jedermanns Sache, da seine Wortwahl und Heftigkeit nicht unbedingt alltäglich sind. Durch sein Knowhow und seiner Routine schreibt er klar, überzeugt, selbstbewusst und lässt durch Realität und Entsetzen diesen Thriller so glaubwürdig wirken.

Charaktere:
Eine raffinierte Auswahl an Protagonisten und Charakteren begegnen wir hier in diesem Buch. Hier lernen wir Rollen und Nebenrollen aus unterschiedlichen Schichten und Hierarchien. Hauptprotagonist und Detective Mark Heckenburg ist ein eigensinniger Ermittler, der sich über Vorgaben hinwegsetzt, wenn es sein Bauchgefühl von ihm verlangt. Er hat schon viel in der Welt der menschlichen Abgründe erleben und erfahren müssen. Manche von seinen Erlebnissen als Ermittler haben ihn niemals losgelassen und Spuren hinterlassen. Heck wurde Strafversetzt und muss nun in der Einöde des Lake District in Cumrbia im Nordwesten Englands eine Stellung beziehen. Der Überfall auf zwei junge Frauen lässt Erinnerungen an einem zurückliegenden Fall wach werden und Heck kontaktiert seine damalige Kollegin Gemma Piper. Beide sind nun in einem neuen Fall wieder gefragt miteinander zu kooperieren und im Sinne der Opfer zu ermitteln. Das stellt Heckenburg gleich mehrfach vor einer Herausforderung. Denn am liebsten startet er Alleingänge und lässt sich von Regeln nicht abhalten, seinen Plan umzusetzen. Doch auch der Killer hält sich nicht an Regeln und ist den Ermittlern immer zwei Schritte voraus. Dieser Fall setzt Heck nicht nur physisch, sondern auch psychisch stark zu und bringt ihn an seine Grenzen. Die mitwirkenden Charaktere sind mit einmaligen Psychogrammen und Eigenarten versehen. Ein beinahe unerschöpfliches Portfolio an Figuren und Charakteren. TOP.

Ganz intensiv jedoch empfinde ich die Passagen des Killers. Mit seinen Gedanken und sein Handeln. Grrrrrr. Die Darstellung der handelnden Personen ist authentisch und personifiziert geschildert. So bekommt der Leser die Möglichkeit Handlungen zu verstehen und sich auch mit ihnen zu identifizieren, ohne einen vorherigen Band gelesen zu haben, was ich aber jedoch trotzdem empfehlen würde, da die Reihe einfach durchweg genial ist.

Schauplätze:
Hier weiß es der Autor wie gewohnt besonders zu glänzen, hier beschwört er eine unglaublich reale Atmosphäre der Englischen Kulissen und Gegenden. So rau, nebelig, naturnah und idyllisch ist der Nordwesten Englands. Und hierhin wurde Heckenberg versetzt und hier muss er nun in Ablenkung dieser schönen und friedlichen Idylle einem Serienkiller das Handwerk ein für alle Mal legen. Die einzelnen Schauplätze sind so vielzählig und flächendeckend wie das ganze Konstrukt an Problemen und Puzzleteilen für diesen Thriller und wie die einzigartigen Charaktere in dem Buch. Bizarre Orte, tiefe Abgründe, neue Welten, entsetzliche Kulissen, aber auch die gute biedere Gemütlichkeit und Geborgenheit einer sich nach Harmonie und Ruhe sehnenden Seele. Der Autor Finch bietet eine ganze Breite an Kulissen, obwohl er sich nur auf ganz wenige Orte und Schauplätze beschränkt. Wahnsinn, wie intensiv und vielseitig selbst diese wenigen Orte ausgearbeitet werden. Abwechslung bringt der Kontakt zu Hecks alten Kollegen und seiner damaligen Stellung. Paul Finch schreibt sehr bildhaft und lebendig, was bei dieser Schwere der Ermittlungen und der Taten nicht immer leicht zu verkraften ist für den Leser. Er beschreibt nämlich nicht nur die Schönheit der Landschaft ganz atemberaubend, er raubt den Lesern auch den Atem beim Einblick in das Gedankengut eines kaltblütigen und perfiden Killers mit seinen abartigen Gedanken und Spielchen.

Meinung:
Dieser Thriller ist stellenweise ganz schön hart und äußerst perfide. Dessen sollte man sich Bewusstsein, denn hier wird nichts verschönt oder verschleiert. Paul Finch schreibt klar und krass und schockiert mich auf ganzer Linie. Ich mag den Wechsel der Perspektiven und den Sprung zwischen Hecks altem Posten und seiner neuen Stelle im Nordwesten Englands. Außerdem sind seine Darstellungen der rechtsmedizinischen Schritte und Untersuchungen sehr plastisch und spannend geschildert. So etwas erlebe ich gern in gut konstruierten Thrillern. Pluspunkt dafür! Mich beeindrucken besonders die intensive Recherche und das faktische Wissen des Autors. Sehr gelungen! Gerade das Team um und mit Mark Heckenburg, Heck, und seiner neuen Kollegin Marry-Ellen, sowie seiner ehemaligen Leiterin Gemma Piper beweist sich auch im vierten Fall der Thrillerreihe von Paul Finch in England. Hier bin ich durch und durch begeistert und habe endlich mal wieder einen guten Thriller erwischt, der mich fast nie gelangweilt hat und bei dem ich endlich mal wieder wirklichen Nervenkitzel erlebt habe. Die Horrorelemente aus dichtem Nebel, der Klang des Pfeifens und der Melodie, die Bezüge zum Schrecken von vor knapp 10 Jahren, die Parallelen der beiden Fälle und die neue Handschrift des Täters… Später im Showdown dann die gewaltige Überraschung für das Team und auch für den Leser, wenn die Detectives ihren Killer stellen und ihn verstehen müssen. Züge von Horror und Profiling. WOW.

Winzige persönliche Kritik:
Paul Finch geht in seinen Thrillern immer weiter und wagt sich vieles. Manches ist mir dann doch etwas too much und grenzt schon an Abgedroschenheit. Manches hätte ich lieber etwas diffuser und dadurch nagender erlebt und gelesen. Der Serienmörder schreckt hier wirklich vor nichts zurück und Paul Finch lässt sich nicht lumpen seinen Lesern dies auf dem Silbertablett zu servieren. Harte Kost für sanftere Gemüter…

Cover / Buch:
Das Buch ist absolut hochwertig und sehr schön verarbeitet. Das Schriftbild ist angenehm, die Kapitel nicht allzu lang.
Das Cover gefällt mir mehr als gut. Wunderbar. Es passt zum Titel und zum spannenden und vielversprechenden Klapptext, der auf die brisante Thematik hindeutet. Bisher reihen sich alle Teile hervorragen aneinander und ergeben im Bücherregal ein tolles einheitliches Bild signalisierender Farben. Egal, wie man diese Bücher stellen würde, sie sind durchweg ein Eyecatcher. Der Buchschnitt eines jeden Bandes besitzt eine eigene Farbe und ist rundum von Wiedererkennungswert. Die vier bisherigen Teile findet man beinahe auch im Dunkeln. Band 1 in leuchtendem Gelb im Titel und Buchschnitt, Band 2 zeigt sich in Signalorange im Titel und Buchschnitt, Band 3 in seiner Blutroten Farbe und Band 4 kommt in Giftgrün im Titel und Schnitt daher. Ob Band 5 in Blau erscheinen wird?

Der Autor:
„Paul Finch hat als Polizist und Journalist gearbeitet, bevor er sich ganz dem Schreiben widmete. Er hat zahlreiche Drehbücher, Kurzgeschichten und Horrorromane veröffentlicht und wurde mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem British Fantasy Award und dem International Horror Guild Award. Er veröffentlichte bereits mehrere sehr erfolgreiche Thriller um den Ermittler Mark »Heck« Heckenburg. Seine neue Serie, in der Lucy Clayburn ermittelt, eroberte England im Sturm. Paul Finch lebt mit seiner Familie in Lancashire, England.“

Fazit:
Auch der neue Finch „Schattenschläfer“ hat mich nicht enttäuscht. Zwar ist es sehr harter Tobak und da wäre weniger Detail und Härte sicherlich angebrachter für mich gewesen, aber dennoch muss man ihm eines lassen: Er beherrscht die Kunst grandioser Thriller! 4 Sterne für dieses provozierende und perfide Wagnis. Ein Thriller, bei dem ich an einigen Stellen gerne meine ungehinderte Sicht auf die Dinge mit der Hand vor Augen verschleiert und dennoch zwischen der Fingern hervorgeblinzelt hätte.
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