Rezension zu "STERBELOCH Zu Grabe kroch: Mordfall 28: Spezial-Ermittler Hartmann jagt den Atemräuber!" von Paul Rheinfels
Das Buch ist nicht mehr als eine Skizze. Es ist planlos und emotionslos. Es gibt keinen Spannungsbogen, keine Atmosphäre, keine Leidenschaft. Die Handlung ist lasch, die Figuren unglaubwürdig, die Dialoge seelenlos.
Wenn ein Dialog stattfindet, wird die Handlung völlig ignoriert und man bekommt eine Art Protokoll, das keinen Rhythmus besitzt und sich beim Lesen anfühlt, als würden die Figuren aneinander vorbeireden. Ein Zeitungsartikel kann mehr Emotionen hervorrufen als dieses Buch.
Der Autor brüstet sich damit, schon über 100 Bücher geschrieben zu haben. Außerdem veröffentlicht er alle vier Wochen einen Thriller. Das senkt die Erwartungen. Wenn jemand Bücher in Fließbandarbeit veröffentlicht, schafft er das nur, wenn er alles ignoriert, was ein gutes Buch braucht und das macht der Autor. Er hintergeht seine Figuren. Er hackt die Handlung zu kurzen Kapiteln, die gänzlich jede Vorarbeit ignorieren. Er schafft es nicht, den Leser neugierig zu machen, sondern packt so viele Figuren wie nur möglich in das Buch und glaubt, mit Mord und Vergewaltigung punkten zu können.
Am Anfang spielen die Figuren Mensch-Ärgere-Dich-Nicht. Das ist ein Spiel, das frustrieren kann, aber kein Spiel, über das ich ein Buch lesen möchte. Das macht den Anfang grauenhaft, doch als der Mord geschieht, wird das so kalt beschrieben, als wäre es dem Autor egal. Als hätte er bloß alles schnell zusammengeschrieben, damit seine Leserschaft ihn nicht vergisst.
"Oh Gott“, rannte Karina nach draußen.
Panik. Leblos lag er auf dem Bürgersteig."
Die Figur findet die Leiche und das soll die ganze Panik, die Angst, den Schock, die Erkenntnis beschreiben. Das ist keine gute Autorenarbeit, das ist ein schlechter Witz.
Hinzu kommt, dass er meistens die Dialoge mit einem Verb abschließt, wodurch es so wirkt, als wollte der Autor Zeit sparen. Als könnte der Leser ihm entfliehen, wenn das Buch einen Satz mehr zu viel hat. Dadurch ignoriert er die Schönheit der Sprache und verunglimpft sie mit einer Art Abkürzung, die ich nicht ganz verstehen kann.
"Das Fatale geschah. Baschke öffnete den Reißverschluss seiner Hose und legte sich auf die Wehrlose."
Der Protagonist rettet die Frau vor dem Vergewaltiger, sieht sie dann halbnackt liegen und entscheidet sich spontan dazu, das zu beenden, was der andere angefangen hat. Wo bleibt da der Gedankengang? Die Vorarbeit? Was bewegt ihn dazu? So eine Tat macht man nicht einfach so. Es braucht eine gewisse Überwindung, eine Gefühlsregung, irgendetwas. Wenn mir jemand eine Waffe in die Hand drückt und sagt, ich müsse die Person vor mir töten, würde ich das auch nicht einfach machen. Sogar wenn mein Leben davon abhinge, ich würde zögern, stocken, überlegen. Der Autor ignoriert das alles und hetzt den Leser durch den Text, als wäre es ein Wettrennen. Schlussendlich wird er ja in den nächsten vier Wochen den nächsten Thriller veröffentlichen und da sollte der Leser längst fertig mit diesem Buch sein.