Cover des Buches Im Namen der Kirche (ISBN: 9783906120140)
K
Rezension zu Im Namen der Kirche von Peter Montalin

Mutiges Thema, schwache Umsetzung

von Katharina99 vor 10 Jahren

Rezension

K
Katharina99vor 10 Jahren
HANDLUNG

Dominik Winter ist ein bekannter Investigativjournalist aus der Schweiz. Von einer älteren Dame erhält er den Auftrag ihren seit 16 Jahren verschwundenen Enkelsohn, Andreas Winter, zu finden. Dieser kam bereits in jungen Jahren als Waise in ein katholisches Kloster. Als Jugendlicher wurde er in die geschlossene Abteilung einer psychiatrischen Anstalt eingewiesen. Von dort verschwand er jedoch und ab dann verliert sich seine Spur.

Gemeinsam mit der Hackerin Sue macht Dominik sich auf die Suche nach Andreas. Doch dieser will gar nicht gefunden werden. Gleichzeitig bleibt Dominiks Suche einigen einflussreichen Kirchenmännern nicht verborgen. Und diese sind bereit alles zu tun, damit Dominik Andreas nicht findet.

MEINUNG

Mit „Im Namen der Kirche“ hat Peter Montalin einen Thriller geschrieben, der sich dem Thema Kindesmissbrauch in kirchlichen Einrichtungen annimmt. Für den Mut, sich dieses heißen Eisens angenommen zu haben, gebührt dem Autor meiner Erachtens auch viel Respekt. Gerade zu Beginn des Buches wird in verschiedenen Szenen versucht, die Mechanismen, die solche Grausamkeiten ermöglichen, darzustellen. Peter Montalin spart hier auch explizite Szenen nicht aus, er stellt den Missbrauch von Macht und Autorität dar und fasst die Gefühle der Opfer in Worte.

Im Laufe der Zeit tritt das eigentliche Thema des Romans jedoch zusehends in den Hintergrund. Diverse neue Handlungselemente kommen hinzu und neben der Suche nach Andreas und dem Kampf gegen die Kirche nimmt auch die Darstellung des beruflichen Aufstiegs der verschiedenen Charaktere, ihrer Liebesgeschichten, ihrer Wohnungen usw. viel Raum ein. Trotzdem bleiben die Protagonisten und Protagonistinnen während all dem farblos. Oberflächliche und lieblose Charakterdarstellungen sowie die klare Gut/Böse - Dichotomie haben mir im Laufe der Zeit zusehends die Freude am Lesen dieses umfangreichen Thrillers genommen.

Dazu kommt, dass die Handlung zwar einige spannende Elemente aufweist, alle Probleme aber viel zu schnell geklärt werden. Entweder durch Zufall oder durch haufenweise Geld - denn praktischerweise sind alle guten Charaktere außerordentlich vermögend. Dadurch kam bei mir kaum Spannung auf, sondern eher Ärger über zahlreiche unrealistische Passagen und schlecht recherchierte Details. Stellenweise hatte ich eher das Gefühl keinen Thriller zu lesen, sondern ein seichtes Hollywood-Märchen inklusive dreier Traumhochzeiten. Für meinen Geschmack nicht der passende Rahmen für ein Buch über sexuellen Missbrauch. Daher blieb von den hohen Erwartungen, die ich angesichts des Klappentextes in dieses Buches gesetzt hatte, am Ende leider überwiegend Enttäuschung übrig.

Den Schreibstil empfand ich als solide aber durchschnittlich. Das Buch lässt sich rasch und flüssig lesen, glänzt jedoch weder durch präzise Beschreibungen noch durch eine überdurchschnittliche sprachliche Ästhetik. Immer wieder hatte ich auch das Gefühl, ein gründlicheres Lektorat hätte dem Buch gut getan.

FAZIT

Im Namen der Kirche thematisiert ein brisantes Thema. Die Umsetzung konnte mich aufgrund der flachen Charaktere sowie der vielen Zufälle und unrealistischen Wendungen jedoch nicht überzeugen.
Angehängte Bücher und Autor*innen einblenden (2)

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks