„Nestis und die verschwundene Seepocke“ bildet den Auftakt zur Nestis-Kinderbuchreihe von Autorin Petra Hartmann. Inzwischen ist Band 2 „Nestis und die Hafenpiraten“ erschienen. In Band 1 bekommen es Meermädchen Nestis und ihre Freunde mit skrupellosen Gegnern zu tun.

Nestis kleine Schwester Undinchen ist verschwunden. Der Meerkönig und sein Kronrat sind ratlos. Die Suchaktionen werden ausgeweitet. Wurde Undinchen von den Haien gefressen? Nestis setzt alles daran, das Schicksal der kleinen Seepocke aufzuklären. Sie erhält Unterstützung von ihren Freunden Nick und Mira, Klassenkamerad und Streber Zitteraal Kurzschluss und Neukumpel Krake Otto.

Die Geschichte startet mit Undinchens hartnäckiger Suche nach Nestis. Wie bei den Menschen können auch bei den Meermädchen kleinere Geschwister nervig sein. Nestis möchte Undinchen auf ihrem Ausflug nicht dabei haben. Gar nicht so einfach, sie abzuschütteln. Der direkte Einstieg in die Unterwasserwelt ist gelungen. Nestis Kosename „Seepocke“ für Undinchen passt zu dem kleinen Meermädchen. Alle Charaktere haben etwas Besonderes, was sie auszeichnet. Nestis ist für jedes Abenteuer hervorragend ausgestattet. Ihr Muschelklappmesser funktioniert wie eine Haarspange, eine Glasflasche mit Phosphoralgen spendet im Notfall Licht. Angelhaken und Kletterseil aus Muschelseide dürfen nicht fehlen. Nick reicht sein geliebter Dreizack. Witzig, dass der junge Wassermann Lederjacke und Sonnenbrille trägt und fürs Haarstyling ein Gel aus Wellhornschneckenschleim verwendet. Miras Sinn fürs Praktische, wie Kaviarschnitten als Wegesnack, macht sie ebenfalls sympathisch. Der Hit sind Zitteral Kurzschluss, der vor Aufregung gerne mal Stromstöße verteilt und Krake Otto, der schnell mal aus der Puste kommt. Alle fünf Freunde geraten bei ihrem ersten Abenteuer an ihre Grenzen. Undinchen hat sich aus Neugierde und Abenteuerlust ein ziemliches Malheur eingebrockt. Die Nestis-Reihe überzeugt nicht nur mit zahlreichen originellen Ideen, sondern auch mit einer sehr unterhaltsamen Sprache. Mit „Schlitzkiemen“ bezeichnet Nestis abfällig Haifische. „Was für eine erbärmliche Bande von Jammerschwämmchen…“ ist nur einer ihrer vielen Unterwasser-Sprüche. In die sehr phantasiereiche Geschichte wird das Umweltthema, die Vermüllung der Nordsee an manchen Stellen mit viel Scharfsinn integriert. Ein super Einfall ist die Auflösung um die Geisterstimmen. Einfache Mittel haben einen unterhaltsamen Effekt. Nicht nur Nestis beweist bei vielen Herausforderungen ihre Intelligenz. Auch ihre Freunde bekommen Gelegenheit zu zeigen, was sie auf dem Kasten haben. Die Mischung der sehr unterschiedlichen Charaktere und die Ergänzung ihrer zum Teil ungewöhnlichen Talente werden sehr gut ausgespielt. „Nestis und die verschwundene Seepocke“ ist für Kinder ab 8 Jahren gedacht. An diesem Buch hat die ganze Familie Spaß. Es lässt sich locker ein paar Mal lesen. Die lustigen Details verlieren nicht ihren Charme. Der Humor und Einfallsreichtum der Geschichte wird von Olena Otto-Fradinas Illustrationen zauberhaft untermalt. Die Darstellung von Nestis und ihren Freunden am Anfang des Buches erleichtert das Kennenlernen.

Zu der langen Reihe der Highlights zählt das Cover. Wie kann ein Meermädchen Fahrrad fahren? Auch hierfür gibt es eine pfiffige Auflösung. Am Ende der Geschichte lassen sich Infos zur Autorin und Illustratorin finden. Längst ist die Neugierde auf den nächsten Nestis-Band geweckt. Dem Charme von Sprache, Kulisse und Charakteren kann sich keiner entziehen.