Cover des Buches Geliebte Angst (ISBN: 9783570163269)
Lovely_Lilas avatar
Rezension zu Geliebte Angst von Rebekka Knoll

Gelungener Jugendthriller mit einer großen Portion Spannung! - 4,5*

von Lovely_Lila vor 9 Jahren

Rezension

Lovely_Lilas avatar
Lovely_Lilavor 9 Jahren

Inhalt


Seit dem Tod ihrer großen Liebe Marico ist Emilia wie betäubt. Doch eines Tages poppt wie aus dem Nichts auf Facebook eine Nachricht auf – und sie wurde offensichtlich von Maricos Profil aus gesendet. Als Emilia schließlich auch SMS von Maricos Handy erhält, will sie um jeden Preis herausfinden, wer sich hinter den Nachrichten verbirgt…


Meine Meinung


Mir kann es kaum spannend genug sein. Aus diesem Grund greife ich regelmäßig zu Thrillern. Oft handelt es sich dabei (wie auch in diesem Fall) gleichzeitig um Jugendbücher, da ich diese einfach zu meinen Lieblingsgenres zähle. Auch dieses Mal wurde ich nicht enttäuscht.

Der Schreibstil ist besonders. Er unterscheidet sich von vielen anderen Jugendbüchern dadurch, dass er zwar oft einfach und leicht ist, aber dass er stellenweise sehr poetisch sein kann. Auffallend viele sprachliche Bilder und die richtigen Worte an den richtigen Stellen geben einem Gewissheit: Hier hat sich jemand sehr viel Mühe gegeben, die Geschichte nicht nur spannend und angenehm zu erzählen, sondern auch „schön“. Beim Schreiben wurde den Sätzen erlaubt sich zu entfalten, den Gedanken sich zu entwickeln, auch wenn manche Passagen dann ein wenig mehr Platz einnehmen. Etwa zweimal in der Geschichte wurde mir eine Beobachtung zu ausführlich beschrieben, sonst konnte mich der schöne Schreibstil immer begeistern.

„Auch der Raum nahm immer mehr Graustufen an. Die Farbe wich nicht nur aus mir, sondern auch aus den Gegenständen: Das Grün aus der Tafel, das Braun aus den Tischen, das Blau, Rot, Lila aus den Kleidungsstücken der anderen und das Blond aus Lorenas Haaren. Wir hörten auf zu leuchten, dafür wurden wir eleganter. Geheimnisvoller. Künstlerischer.“ Zitat aus „Geliebte Angst“, Seite 72

Der Leser folgt der Schülerin Emilia (in der ersten Person) durch die Geschichte. Immer wieder gibt es Abschnitte aus der Sicht des geheimnisvollen Nachrichtenversenders, die die Geschichte ordentlich mit Spannung würzen und einen ständig Theorien aufstellen und wieder verwerfen lassen.

Emilia ist eine interessante Person. Sie wirkt wie jemand, der den Kopf oft in den Sternen hat, und der auch manchmal den Bodenkontakt und den Sinn für die Realität verliert. Ihre Trauer wirkt anfangs authentisch, doch ab der ersten Nachricht scheint sie bedeutend weniger damit zu kämpfen zu haben. Sicher, nach einigen Tagen/Wochen gibt es immer mehr Momente, in denen es leichter wird, aber trotzdem machen einen in dieser Zeit viele Dinge immer wieder traurig. Seien es Erinnerungen, die einen aus der Fassung bringen, oder andere Dinge. Mir war sie leider stellenweise zu tough für eine junge Frau, die ihre große Liebe verloren hat (auch bei dieser Szene am Ende). Eine ihrer wesentlichen Eigenschaften ist auch ihre Impulsivität gekoppelt mit Naivität. Es gibt einen verzweifelten Teil in ihr, der sich wünscht, dass Marico selbst die Nachrichten verschickt. Ich persönlich finde allerdings nicht, dass ihr Verhalten dadurch unauthentisch wird. Sie klammert sich in ihrer Verzweiflung eben an jeden Strohhalm. Durch diese Sehnsucht, den wahren Absender zu enttarnen, verhält sie sich sehr naiv und bringt sich dadurch oft selbst in Gefahr. Ich könnte mir vorstellen, dass dieses Verhalten einige Leser stören wird.

Die gelungene Figurenzeichnung möchte ich besonders hervorheben. Die Nebenpersonen sind außergewöhnlich dreidimensional gezeichnet, auch wenn es sehr viele davon gibt. Besonders ihre Freundinnen Tina und Lorena. Sie offenbaren immer wieder neue Seiten von sich – und glaubt man sie zu kennen – überraschen sie einen erneut. Wirklich toll fand ich die Kapitel aus der Sicht des Absenders. Besonders gegen Ende haben mich diese sehr begeistert und beeindruckt. Nur das Verhalten der Eltern konnte ich überhaupt nicht nachvollziehen. Die Reaktion auf ein gewisses Vorkommnis fand ich vollkommen überzogen und es wirkte auf mich unglaubwürdig, so, als wenn man die Eltern aus dem Weg haben wollte, damit die Stimmung unheimlicher sein kann.

Wenn es diesem Buch an einem nicht mangelt, dann ist es Spannung. Diese wird stetig aufgebaut, ohne jemals nachzulassen. Immer wieder nimmt die Handlung eine unerwartete Wendung. Unzählige kleine Hinweise werden auf dem Weg zum Stalker gelegt, die man mit viel Aufmerksamkeit wie ein Puzzle richtig zusammensetzen kann. Ich war zwar gegen Ende auf der richtigen Fährte, doch auch da war ich mir nie wirklich sicher. Die Auflösung wirkt nicht konstruiert und bewirkt den typischen Aha-Moment, wenn sich alles ins Gesamtbild fügt. Besonders gut an diesem Buch hat mir gefallen, dass man beginnt verschiedene Menschen zu verdächtigen und am Ende fast niemandem mehr vertraut. Die unheilvolle Stimmung hat sich auch auf mich übertragen.

Auch wenn es auf den ersten Blick so wirkt: Dieses Buch ist nicht allzu traurig. Emilia ist sehr tough und bringt einen nicht jede dritte Seite zum Weinen. Wer also Angst hat, dass er am Ende dieses Buches schrecklich deprimiert ist, den kann ich beruhigen. Ihr könnt ruhig zugreifen.

Wie in fast jedem Jugendroman werden auch hier wichtige Themen angesprochen: Es geht um die Bedeutung der ersten Liebe, den Schmerz von Verlust, die Wichtigkeit von Freundschaft und um Vertrauen. Alles wundervoll verwebt in diesem Thriller, der zudem außergewöhnliche Leidenschaften näher beleuchtet, die ich so noch nicht kannte. Ein Hoch auf so viele Ideen, die so gut umgesetzt wurden!

Mein Fazit


Tolle Personen, einen schönen, angenehmen Schreibstil, eine Menge Geheimnisse, so manche unerwartete Wendung und eine große Portion Spannung – was braucht ein Thriller mehr? Kurz: Wenn ich das Wort „Jugendthriller“ höre, stelle ich mir ein Buch wie dieses darunter vor. Die kleinen Schwächen verzeihe ich gerne.

Wer bei naivem Verhalten der Hauptfigur nicht gleich das Buch in die Ecke schleudert, kann hier eigentlich nichts falsch machen. Greift zu, vielleicht heißt es dann bei euch bald „Geliebtes Buch“!


Übersicht

positiv:
* schöner, einfacher, teils poetischer Schreibstil mit vielen Bildern
* tolle, authentische Figuren
* kreative, interessante Ideen
* unerwartete Wendungen und Geheimnisse
* nicht vorhersehbar
* Hinweise, die zum Täter führen, können nur mit viel Aufmerksamkeit zusammengesetzt werden
* Heldin ist sympathisch
* wichtige Themen wie Freundschaft, Liebe, Verlust, Vertrauen werden toll dargestellt
* Spannung konstant hoch
* Auflösung wirkt nicht konstruiert
* eines der besten Enden, die ich je gelesen habe

negativ:
* (selten) zu ausführliche Beschreibungen
* Eltern verhalten sich meiner Meinung nicht nachvollziehbar, Reaktion nicht verständlich
* Heldin ist mir bezüglich ihrer Trauer stellenweise viel zu tough, trauert mir „zu wenig“ (auch am Ende)
(* was mich nicht gestört hat, aber manche stören könnte: Heldin verhält sich teilweise sehr naiv)

Bewertung:

Idee und Inhalt: 10 /10
Ausführung: 9 /10
Sprache: 9 /10
Personen: 10 /10
Protagonisten: 8 /10

Zusatzkriterien bei diesem Buch:
wichtige Themen angesprochen: 8 / 10
Spannung: 10 /10
Rätselfaktor & Stimmung: 10 / 10

Insgesamt:

❀❀❀❀,5

Ich vergebe viereinhalb Lilien!


Ist dieses Buch Teil einer Reihe? – Nein, im Moment ist kein zweiter Teil in Planung.

Angehängte Bücher und Autor*innen einblenden (2)

Was ist LovelyBooks?

Über Bücher redet man gerne, empfiehlt sie seinen Freund*innen und Bekannten oder kritisiert sie, wenn sie einem nicht gefallen haben. LovelyBooks ist der Ort im Internet, an dem all das möglich ist - die Heimat für Buchliebhaber*innen und Lesebegeisterte. Schön, dass du hier bist!

Mehr Infos

Hol dir mehr von LovelyBooks