Rezension zu "Von den Grenzen der Erde" von Rebekka Mand
In Lynns Kindheit wird ihr Heimatdorf in Irland von den Wikingern überfallen und ausgelöscht. Ihre Familie sowie die Dorfbewohner werden entweder getötet oder als Überlebende in die Sklaverei verschleppt. Nachdem ihr geliebter Vater getötet und ihre Amme auf bestialische Weise ermordet wurde, werden Lynn und ihre Mutter Morag, zu der sie kein gutes Verhältnis hat, ins Nordland verschleppt. Da ihre Mutter eine schöne Frau ist, bleiben die beiden bei ihrem Entführer – einem Bondi (Dorfhäuptling) und dessen Familie. Während Morag sich ihrer Rolle fügt und dem Bondi Olav körperlich zu Diensten steht, entdeckt Lynn ihre Umgebung und lernt die jungen Söhne Olavs kennen - Ture und Sverre. Mit der Zeit unternehmen Ture, der der ältere Bruder ist, und Lynn immer mehr miteinander und freunden sich an. Ein paar Jahre später schlägt diese Freundschaft in Liebe um, sehr zum Missfallen Tures Familie, denn als künftiges Oberhaupt soll er ein ihm ausgesuchtes Mädchen heiraten und sich nicht mit einer Sklavin herumtreiben.
Zeitgleich wird die Geschichte von Eirik erzählt. Er ist jüngster Sohn einer wohlhabenden Familie ebenfalls im Nordland, hat bereits an mehreren Schlachten teilgenommen und ist das was man gemeinhin als Schwerenöter und Pechvogel bezeichnet. Aufgrund der Unterstellung, er hätte Schande über eine andere Familie gebracht, muss er sein Zuhause verlassen und zieht mit seinem Schiff, der Walkyrige, und einer zusammengewürfelten Besatzung durch die Nordgewässer auf der Jagd nach Ruhm und Reichtum.
Inhaltlich mehr preiszugeben würde auf Kosten der Spannung gehen, denn das Schicksal führt all diese Personen (insbesondere Ture, Sverre, Lynn und Eirik) zusammen und lässt sie einem gemeinsamen Ziel hinterher jagen. Dabei erleben sie Tod und Verrat aber auch Liebe und Hoffnung.
Lynn hat außerdem eine ganz besondere Gabe. Sie kann sterbende Menschen unter bestimmten Voraussetzungen ins Jenseits begleiten. Als ich das las, nahm ich kurz an, dass das Buch in Richtung Fantasy tendieren würde. Dem ist aber nicht so. Auch wenn die Gabe sehr geheimnisvoll ist, taucht sie nicht sonderlich häufig auf und hat auf die unmittelbare Handlung eher einen indirekten Einfluss.
Ein wunderbarer Roman, der mich ab der ersten Seite komplett in seinen Bann gezogen hat. Jede Lesepause, die ich gezwungen war einzulegen, hat mich grumpy gemacht.
Die Geschichte der Wikinger wurde sehr gut recherchiert und hervorragend in die Geschichte eingewoben. Die Landschaft wird lebendig beschrieben, sodass man das Meer förmlich riechen kann. Hinten im Buch gibt es ein paar Begriffserklärungen, da hier und da gelegentlich ein paar Wörter in jeweiliger Landessprache benutzt werden. Das hat mir den Plot aber noch atmosphärischer erscheinen lassen.
Unbedingte Leseempfehlung für all diejenigen, die das raue Leben der Wikinger interessiert und begeistert, und die gleichzeitig auch ein wenig Liebe und Abenteuer brauchen. Dies ist der erste Teil einer Trilogie. Die Bände sind in sich abgeschlossen (enden also nicht mit einem fiesen Cliffhanger). Ich will unbedingt wissen, wie es weitergeht und werde wohl gleich den zweiten Band in die Hände nehmen. Begeisterte 5 Sterne.