Rezension zu "Das Kalte Haus: Roman" von Rita Hampp
Clara ist eine 55 jährige Kinderbuchautorin, die in München lebt. Als ihr Lebensgefährte sie mit einer deutlich Jüngeren betrügt, verlässt sie ihn, steht aber vor dem Nichts. Genau zu diesem Moment kommt ein Anruf, dass Claras Mutter im Sterben liegt. Die Mutter, zu der sie nie auch nur ansatzweise ein gutes Verhältnis hatte ruft nach ihr. Clara fährt in ihre Heimatstadt Baden - Baden und zieht zurück in ihr Elternhaus, auch um sich um den pflegebedürftigen Vater zu kümmern. Dort erfährt sie von dramatischen Schulden, Ihre Kinderbücher verkaufen sich auch nur schlecht, sie sieht dem Ruin entgegen. Als sie den 30jährigen Antiquariatsbesitzer Gregor kennenlernt kommt auch noch ein völliges Gefühlschaos hinzu. Noch nicht genug damit, findet sie ein altes Manuskript aus dem Jahre 1953 in einer Truhe ihrer Mutter, um dass sich Geheimnis um Geheimnis rankt.
Mit den ersten Kapiteln tat ich mich ausgesprochen schwer, da mir weder die Protagonistin noch ihr Verhalten irgendwie sympathisch wurde und auch der Schreibstil zäh und gebremst wirkte. Nachdem die Autorin dann irgendwann das Setting in Baden-Baden aufgebaut hatte, wurde es deutlich flüssiger und auch wortgewandter. Gezeigt werden die Höhen und Tiefen einer Frau, die mit dem Dämonen ihrer Vergangenheit ringt und mit sich selbst nicht im Reinen ist. Obwohl die Autorin gekonnt eine Story aufbaut und immer mehr Ereignisse und Personen ins Geschehen kommen, gelingt es leider nicht ein fesselndes Mittelmaß zu gestalten, entweder driftet die Autorin in seichte Nebenhandlungen ab oder das Drama ist gleich so riesig, dass es einfach zu übertrieben und aufgesetzt wirkt. Sehr anschaulich und liebevoll wurde dagegen Baden - Baden von der Autorin beschrieben. Stellenweise die besten Abschnitte des Buches sind diese Ortsbeschreibungen.
Mein Fazit: So richtig warm konnte ich mit dem Buch leider nicht werden. Viele gute Ansätze zerstört die Autorin selbst durch ein Übermaß an Kitsch oder Drama. Für mich sehr schade, da die Geschichte durchaus Potential gehabt hätte, statt als zeitlicher Lückenfüller für Bus und Bahn zu enden, wo man nicht immer ganz beim Buch ist.