Rezension zu "Voran, voran, immer weiter voran" von Ryan Bartelmay
"Er sah seine frisch angetraute Ehefrau an. Der Zorn in ihr arbeitete sichtbar wie ein rotierender Bohrer."(S.11)
Quelle: Verlag / vlb
"Er sah seine frisch angetraute Ehefrau an. Der Zorn in ihr arbeitete sichtbar wie ein rotierender Bohrer."(S.11)
Was für ein Buch!
Es wird die tragische, teils lustige und groteske Geschichte von Chic, Diane, Buddy, Lijy und all den anderen erzählt. Mal sind die Situationen zum Lachen komisch, und mal tief traurig. Und durch alles zieht sich die Frage, wohin man eigentlich will im Leben, und auch was ein Leben überhaupt wert ist.
Das Buch hat mich sehr nachdenklich gestimmt, man fängt an sich über Dinge Gedanken zu machen, die man bisher für selbstverständlich gehalten hat. Es lässt einen so schnell nicht mehr los!
Und trotz aller Tragik behalten die Figuren immer auch noch eine große Portion Hoffnung.
Alles in allem ist es ein wirklich gelungener Roman, den man gelesen haben sollte!
Voran, voran immer weiter voran erzählt die Lebensgeschichte in erster Linie von Chic Waldbeeser und Mary Geneseo. In einem – oder eigentlich zwei – Handlungsstrang /-strängen wird voranschreitend berichtet, wie deren Erwachsenenleben verlief: Hochzeit, Ehe, Schicksalsschläge, Enttäuschungen. Ein wichtiger Part ist dabei die Beziehung Chics zu seinem Bruder Buddy und dessen Frau Lijy, sowie die von Beginn an zerrüttete Ehe mit Diane. Chic ist ein sehr einfacher Charakter, der in einem einfachen, problemlosen, glatten Leben ein sehr glücklicher Mensch hätte werden können. Aber so ist es in der Realität eben selten. Er findet seine persönlichen Fluchten, doch im Großen und Ganzen scheint für ihn nicht wirklich die Sonne. Mary hingegen ist ständig auf der Flucht, unstet, häufig verheiratet, sie führt ein Leben als billardspielende Nomadin. Zwischen diesen Rückblenden erfährt der Leser, wie sich im Frühjahr 1998 die Lebenswege der beiden kreuzen und es stellt sich die Frage, ob daraus ein gemeinsamer wird, wobei ich finde, dem Leser ist von Beginn an relativ klar, dass daraus nichts Gutes werden kann. Und so findet diese Episode ihr Ende, einfach so, irgendwie genauso unverbindlich wie sie begann. Und dann endet das Buch.
Tja. Irgendwie nicht einfach. Ich kann jetzt nicht sagen, dass ich den Roman schlecht fand, ganz sicher nicht. Aber ein fesselnder Brüller ist es auch nicht wirklich. Gut erzählt, gut geschrieben ist er in jedem Falle. Was ich gut fand waren die recht übersichtlichen Kapitel, auch die beiden Erzählstränge – einmal fortschreitend von 1953 an und einmal die Geschehnisse im Frühjahr 1998 – fand ich nicht verwirrend oder unübersichtlich, dafür sorgen schon die speziellen Überschriften (handelnde Personen + Datum). Es gibt kein Happy-End, brauche ich auch nicht zwingend. Aber ich denke, es könnte vor allem die Perspektivlosigkeit sein, die mich am Ende irgendwie so „zurückgelassen“ hat. Wie schon ihr ganzes Leben lang, wird es für Mary oder Chic nicht plötzlich anders laufen. Ihr Leben war unspektakulär, verkorkst, nicht ideal und so bleibt’s auch. Das besondere muss aus dir selbst kommen, das Leben bringt es dir nicht….
in 79 Bibliotheken
auf 7 Merkzettel