Cover des Buches Verlieb dich nie in einen Vargas (ISBN: 9783570162729)
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Rezension zu Verlieb dich nie in einen Vargas von Sarah Ockler

Und dann kam Emilio

von Kittyzer vor 11 Jahren

Rezension

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Kittyzervor 11 Jahren
Ich lachte, als Mari beleidigt schnaufte, und war erleichtert, dass sie endlich milder gestimmt war, was Emilio anging, aber meine Brust schmerzte, so schwer fiel es mir, Stillschweigen zu bewahren. In mir war so vieles, das hinausdrängt, Dinge, die ich ihr über Emilio erzählen wollte. Darüber, dass ich nicht aufhören konnte, an ihn zu denken. Und ja, ich wollte, typisch Mädchen, von seinen Grübchen schwärmen, davon, wie der Duft seiner Lederjacke meinen Magen Purzelbäume schlagen ließ und wie lieb er heute gewesen war. Aber ich konnte es nicht, ihr Verständnis hatte Grenzen. Ein Verfallsdatum. Sobald die Uhr unseres Projekts zwölf schlug, würde Emilio verschwunden sein, und genauso wollte Mari es.
Aber es war nicht das, was ich wollte. Nicht jetzt. Nicht mehr. Nie mehr.

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INHALT:
Viele Jahre zuvor wurden zwei von Judes älteren Schwestern die Herzen gebrochen - beiden von einem Spross der Vargas-Familie. Danach schworen die vier Mädchen gemeinsam, ihr Herz nie wieder an einen dieser Jungen zu verschwenden. Keine von ihnen. Doch das Schicksal macht Jude einen Strich durch die Rechnung, denn als sie einen Mechaniker für das alte Motorrad ihres Vaters sucht, trifft sie ausgerechnet auf Emilio Vargas. Und je länger die beiden Zeit miteinander verbringen, desto klarer wird ihr, dass sie ihren Schwur nicht mehr lange wird einhalten können...

MEINE MEINUNG:
Sommerliche Jugendromane sind in den Monaten Juni, Juli und August bei Lesern besonders beliebt - so natürlich auch bei mir. Manchmal muss es etwas fröhliches, warmherziges und romantisches sein, und genau das vereint Sarah Ocklers neuster Roman "Verlieb dich nie in einen Vargas" sehr gut. Der Schreibstil ist dabei flüssig und leicht zu lesen, durchsetzt von spanischen Begriffen, da Jude Argentinierin ist und Emilio Puerto-Ricaner. Diese werden jedoch zumeist sofort erklärt oder ergeben sich aus dem Zusammenhang, was dem Roman noch etwas mehr Charme verleiht.

Jude ist zwar eine recht ängstliche Protagonistin, die sich insbesondere zu Anfang nicht besonders gut durchsetzen kann, sie ist einem aber dennoch durch ihre authentische und [fast immer] erwachsen wirkende Art sehr sympathisch. Zudem macht sie eine glaubwürdige Wandlung durch, die sie zu einem selbstbestimmten und freieren Menschen macht. Emilio ist, anders als erwartet, kein Bad Boy, sondern eher ein liebenswerter Junge von nebenan, mit der Ausnahme, dass er gern flirtet und super gut aussieht. Es wird aber schnell klar, dass er es tatsächlich ernst meint, und so schließt man ihn nach nur wenigen Seiten bereits ins Herz.

Doch auch mit den Nebencharakteren hat sich die Autorin eindeutig sehr viel Mühe gegeben. Da ist Judes Vater, den man trotz - oder gerade wegen? - seiner Probleme so unglaublich gern hat, weil er für seine Kinder da ist, obwohl er es nicht immer kann. Judes Schwestern sind sehr unterschiedlich, und man lernt sie nicht alle komplett kennen, aber Mari konnte mich mit ihrer etwas fordernden und dennoch liebevollen Art begeistern. Zwischenzeitlich tauchen immer wieder andere kleine Nebenfiguren auf, die alle ihren Sinn und Zweck in der Geschichte haben, und den Roman so mit Leben füllen.

Das Grundthema erscheint dann erst einmal nicht so wirklich neu: Ein Mädchen lernt einen Jungen kennen und verliebt sich in diesen, obwohl es das aus irgendeinem Grund nicht darf. Dieser Aspekt spielt hier zwar auch mit rein, das aber in weit weniger großem Ausmaß als gedacht. Stattdessen zeigt das Werk überraschend, jedoch vor allem erfrischend, viel Tiefe, denn es geht nicht nur um Liebe, sondern auch um Freundschaft, um Familie und die Krankheit Demenz. Mit all diesen Aspekten wird sich hier gut und glaubhaft auseinander gesetzt, was dem Buch Authentizität verleiht.

Die Liebesgeschichte hat mich persönlich jetzt nicht wirklich umgerissen, dazu war die Anziehungskraft zwischen Jude und Emilio für mich nicht greifbar genug, dennoch sind die beiden ein sehr niedliches Pärchen, das auch für den ein oder anderen Lacher sorgt. Die beiden entwickeln sich gemeinsam weiter und geben dem jeweils anderen Halt, was schön zu beobachten ist. So bleibt der Roman bis zum Ende spannend und zum Lächeln schön, durch die tiefer gehenden Themen wird der Leser jedoch auch nachdenklich gestimmt. Diese wunderbare Stimmung bleibt bis zum Schluss und hält sich auch danach noch - ganz so, wie es für ein Wohlfühl-Buch eben sein soll.

FAZIT:
"Verlieb dich nie in einen Vargas" dreht sich weit weniger um die Liebesgeschichte zwischen den Protagonisten, die nicht sein darf, sondern handelt viel mehr von Familie und Zusammenhalt, was sehr schön zu beobachten ist. Die Romantik hätte kribbeliger sein können, darüber kann man jedoch hinweg sehen. Ein schöner Roman für ein paar angenehme Lese-Stunden! 4 Punkte.
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