Rezension zu "Zwischen Welten" von Juli Zeh
Juli Zeh ist eine meiner Lieblingsautorinnen und auch der Klappentext hat mich direkt neugierig gemacht. Das Buch hat Potenzial, einige der brennendsten Themen, die uns aktuell in Deutschland beschäftigen, zu diskutieren, wie Rassismus, Gendern, Klimawandel, sowie ihre Auswirkungen im Großen und im Kleinen.
Inhaltlich erfährt man als Leser:in nicht viel neues, dafür sind aber leider die Charaktere völlig überzogen. Es wäre wünschenswert gewesen, für beide Seiten Verständnis zu erwecken, was leider nicht gelingt. Stefan fand ich zumindest anfangs noch sympathischer, weil ich seine Position inhaltlich eher nachvollziehen konnte. Aber er entwickelt sich stetig weiter zum Egoisten, der nur seine eigenen vermeintlichen Probleme sieht. Theresa meckert von Anfang an nur rum und ist in ihren Ansichten sehr extrem, was über den Verlauf hinweg noch schlimmer wird. Sie bewegt sich aber immerhin auf Stefan zu, fragt nach und hört sich seine Probleme an. ACHTUNG SPOILER! Er hingegen hat selbst, als ihr Hof halb abbrennt und ein befreundeter Bauer Suizid begeht, nur einen Halbsatz dafür übrig, bevor er wieder in seine eigenen Schwafeleien verfällt. Auch die Klimaaktivisten, die die Sonderausgabe beim Boten mitgestalten sollen, werden extrem überzogen.
Überhaupt habe ich mich von Anfang an gefragt, warum Stefan und Theresa so intensiv Mails und WhatsApps schreiben - wo sie sich ja ausschließlich streiten. Eine wirklich gute Diskussionskultur entsteht leider nicht.
Schade, so werden wir sicher kein Verständnis für Menschen mit anderen Ansichten entwickeln.