Für mich war es das erste Sophie Kinsella Buch, das gleichzeitig auch ihr erstes Jugendbuch war. Allerdings kann ich als nicht Jugendliche nur sagen: Es ist ein All Age Buch ab etwa 12 Jahre; denn diese Geschichte spricht nicht nur die mobbing geplagten „Digital Natives“, sondern mit Sicherheit auch deren leidgeprüften Eltern und Großeltern an. Ich hatte eine hohe Erwartungshaltung an das Buch und war überrascht, wie man ein so ernstes, tiefschürfendes Thema so humorvoll verpacken kann, ohne grotesk zu werden. Ich hatte eine leicht andere Erwartungshaltung an das Buch, wurde aber dennoch keineswegs enttäuscht.

Audrey, die eigentliche Protagonistin des Buches – wie der Titel schon sagt -, erzählt die Geschichte aus der Ich-Perspektive. Das Besondere daran ist, dass sie ihre Sozialphobie dabei gleichwertig neben ihre Beobachtungen der Interaktionen ihrer Familie stellt. Diese Interaktionen sind zuweilen so amüsant, dass ich während des Lesens mehrfach herzhaft lachen musste. Gleich zu Beginn beabsichtigt die Mutter - unter Beobachtung der kompletten Nachbarschaft - lautstark, den Computer des in ihren Augen computersüchtigen Bruders Frank, aus dem Fenster zu werfen. Die leicht hysterisch und äußerst besorgt gezeichnete Mutter wird hierbei charmant überzeichnet dargestellt. Ebenso der leicht unter dem Pantoffel stehende Vater, der der Mutter lieber in Sachen Kindererziehung zustimmt, anstatt sich Ärger einzuhandeln. Witzig fand ich hierbei besonders, dass es ähnliche Szenen wahrscheinlich in abgemilderter Form heutzutage in vielen Haushalten geben wird. Auch Bruder Frank, der ständig zockend am PC hockt und dennoch ein intelligentes Bürschchen zu sein scheint, entspricht mit hoher Wahrscheinlichkeit vielen männlichen Jugendlichen seines Alters, ist aber gleichzeitig eine wichtige Bezugsperson in Audreys Leben und die Brücke zu Linus, dem Jungen, der eine entscheidende Rolle in Audreys Entwicklung spielen wird. Niedlich ist der kleine, vierjährige Bruder, zudem Audrey aufgrund seiner unschuldigen, unbedarften Art ein sehr inniges Verhältnis hat. Freund Linus, Audreys Therapeutin Dr. Sarah sowie Audrey selber sind die Schlüsselpersonen für Audreys psychische Entwicklung im Buch.

Das Buch ist sehr flüssig zu lesen und macht mit seinem lockeren, lebendigen Schreibstil einfach Spaß. Einfallsreich sind auch die eingestreuten „Filmsequenzen“, die Audrey im Rahmen ihrer Therapie vom Familienleben „aufzeichnet“.

Aber ich musste nicht nur lachen, sondern kam an der ein oder anderen Stelle auch ins Grübeln, da dieses Buch sehr gut vermittelt, dass ein eigentlich „normaler“, vernünftiger, sympathischer Mensch wie Audrey – ein auch noch offenbar hübscher Teenager – in eine solch psychologische Schieflage geraten kann, dass es ihm nicht mehr möglich ist, am Gesellschaftsleben teilzunehmen. Vielleicht ist gerade die etwas überzeichnete Mutter und die dagegen so vernünftig und objektiv beobachtend wirkende Audrey der Schlüssel für diese gelungene Darstellung.

Das Buch geht nicht tiefer auf die Ursachen der Sozialphobie ein, sondern deutet diese nur stellenweise an. Vielmehr geht das Buch auf den schweren Weg Audreys aus dem Dunkel ein, der seine Hochs und Tiefs mit sich bringt.

Fazit:
Dieses Buch hat mir sehr, sehr gut gefallen, weil ich lachen und weinen durfte. Außerdem wurde mir eine psychische Erkrankung aus Sicht eines Betroffenen näher gebracht. Hierbei wurde klar, dass es die normalsten und vernünftigsten Menschen treffen kann und man mit Vorurteilen oder gar Spekulationen sehr, sehr vorsichtig sein muss – besser man verzichtet ganz darauf! Das Buch erhält von mir klare 5 Sterne! Mit Vergnügen lese ich nun die englische Originalfassung und bald auch Shopaholic ebenfalls im Original auf meinem SuB befindlich 