Rezension zu Ich kehre zurück nach Afrika von Stefanie Gercke
Rezension zu "Ich kehre zurück nach Afrika" von Stefanie Gercke
von Bibliophil
Rezension
Bibliophilvor 13 Jahren
Dass ihr neuer Freund schokoladenbraun ist – das brachte das Fass zum Überlaufen! Die Eltern verbannen die aufmüpfige Henrietta kurzerhand zu ihrem Onkel und ihrer Tante nach Südafrika. Henrietta empfindet die Verbannung aber keinesfalls als Strafe, sondern als ihr grosses Abenteuer. Sie ist fasziniert von Südafrika, bemerkt aber schon kurz nach ihrer Ankunft, dass auch in diesem vermeintlichen Paradies einiges nicht stimmt. Zuerst mehr ein dumpfes Ahnen, wird es schon bald einmal zur Gewissheit: der Umgang der Bevölkerung untereinander, gleich ob schwarz, asiatisch oder weiss, ist angespannt und man begegnet sich mit Misstrauen. Es sind die 1960er-Jahre, in Afrika herrscht die Apartheid. Trotzdem baut sich hier Henrietta ihr Leben auf. Sie erwirbt ein kleines Häuschen, das sie selbst renoviert, hat einen Bürojob, später eröffnet sie ihre eigene Damenbekleidungs-Firma und lernt die grosse Liebe ihres Lebens kennen. Sie heiraten, bekommen Zwillinge und ziehen in ein neugebautes Haus um. Unter der Apartheid Afrikas leiden natürlich vor allem die schwarzen Eingeborenen, auch die asiatische Bevölkerung, zwar etwas besser gestellt als die Schwarzen, bekommen die Rassendiskriminierung zu spüren. Aber auch für die Weissen ist das Leben unter der Apartheid nicht einfach: Äussert man sich kritisch gegenüber dem Regime oder behandelt man die Eingeborenen mit angemessenem Respekt, hat man bald einmal die Geheimpolizei der Regierung im Nacken. Beschattungen, Telefonate die abgehört wurden, Wanzen im eigenen Heim und Schikanen aller Arten gehörten in dieser Zeit in Afrika zur Tagesordnung. Die unheimliche Macht der Geheimpolizei bekommt bald auch Henrietta und ihre Familie zu spüren. Und eines Tages gibt es für sie und ihre Liebsten nur noch einen Weg: Sie müssen Afrika fluchtartig verlassen. Mal abgesehen von kitschigen Beschreibungen und den unnötig süssen Umgang des Ehepaars Henrietta und Ian untereinander (oh Honey, oh Liebling, oh Liebes), war die Geschichte sehr packend und spannend, und der Autorin gelingt es bestens, den Leser in den Alltag unter der Apartheid in Südafrika zu entführen.